Kinder sind das beste und klügste Publikum, das man sich als Geschichtenerzähler nur wünschen kann. So dachte der große Otfried Preußler, der nun 100 Jahre alt geworden wäre. Vor allem aber hörte er auch den Kindern zu.

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Der kleine Wassermann, die kleine Hexe, der Räuber Hotzenplotz, das kleine Gespenst und Krabat: Womöglich wissen viele Kinder und Jugendliche gar nicht, dass all diese Figuren der Feder eines einzigen Mannes entstammen. In ganz Deutschland sind Schulen nach ihm benannt, insgesamt sind es derzeit 22.

Der weltberühmte Schriftsteller verbrachte viel Zeit in Schulen: Otfried Preußler war Sohn eines Lehrers und arbeitete selbst viele Jahre in diesem Beruf. Bis zum Jahr 1970 war er hauptberuflich Lehrer. Als Schriftsteller arbeitete er nur nebenbei.

Kinder waren in beiden Berufen sein liebstes Publikum. Preußler erzählte später: Nicht nur die Kinder lernten von ihm. Auch er durfte als Lehrer einiges von seinen Schulkindern lernen. Zum Beispiel, wenn es um das Geschichtenerzählen ging. "Es sind Jahre gewesen, in denen auch ich - und zwar unter anderem als Geschichtenerzähler - zur Schule gegangen bin", sagte er.

Otfried Preußler lebte von 1923 bis 2013. Auf seiner Internetseite stehen noch Antworten auf die Fragen, die ihm oft gestellt wurden. Die Frage nach seinem Alter beantwortete er so: "Ich wurde am 20. Oktober 1923 geboren - nun könnt Ihr Euch mein Alter auf den Tag genau selber ausrechnen." In diesem Jahr ist das leicht: Am 20. Oktober wäre er 100 Jahre alt geworden.

Schon mit zwölf Jahren fing Otfried Preußler an, Gedichte und kleine Geschichten zu schreiben. Er hatte es in seiner Kindheit geliebt, Geschichten zu hören. Auch seinen drei Töchtern erzählte er Geschichten zum Einschlafen. Daraus entstand zum Beispiel das Buch über die kleine Hexe.

Otfried Preußler hob alle Briefe seiner kleinen Leser auf

Der Schriftsteller wollte immer wissen, wie Kinder und Jugendliche über seine Arbeit dachten. "Kinder sind strenge, unbestechliche Kritiker", soll er gesagt haben. Er antwortete auch auf ihre Leserbriefe. Mehr als 10.000 Briefe von Kindern aus aller Welt hat er bekommen. "Vielen tausend Dank für Ihre nette Karte. Ich habe mich sehr darüber gefreut", schrieb ihm ein Mädchen, während es gerade die Masern hatte. Die Briefe, Zeichnungen und Basteleien hat Otfried Preußler alle behalten. Jetzt bewahrt sie die Staatsbibliothek Berlin auf.

Manchmal soll er Briefe sogar als Räuber Hotzenplotz beantwortet haben. Gerade diese Figur war sehr beliebt. "Ich würde gerne noch mehr Bücher vom Räuber Hotzenplotz lesen, weil es so lustig ist", schrieb ihm zum Beispiel ein Fan.

Es sollen sogar Leserbriefe gewesen sein, die Otfried Preußler dazu brachten, zwei weitere Teile über den Räuber Hotzenplotz zu schreiben. Was viele nicht wissen: Im zweiten Teil wird der Dackel Wasti in ein Krokodil verwandelt, Preußler vergaß jedoch, ihn wieder zurückzuverwandeln. Daraufhin bekam er viel Post und schrieb noch ein drittes Hotzenplotz-Buch. So konnte er den Fehler beheben. (dpa/af)

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