"Am 14. Oktober hat die Welt den Atem angehalten. Ich glaube, wir haben Herzen berührt": So resümiert der "mutigste Mann der Welt" sein Abenteuer. Knapp zwei Wochen nach seinem Weltrekordsprung aus der Stratosphäre ist Extremsportler Felix Baumgartner in seine Heimat zurückgekehrt. Einen Tag später steht er zusammen mit seinem Team Journalisten Rede und Antwort.

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Obwohl er zufrieden wirkt, sind dem 43-Jährigen die Strapazen der vergangenen Tage anzusehen. Nach seinem Sprung tourte er durch diverse amerikanische Talkshows, bevor er am österreichischen Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, wieder daheim ankam.

Wovor hat der mutigste Mann der Welt noch Angst?

Ich habe die gleichen Ängste wie alle anderen Menschen auch. Das Einzige, was ich nicht habe, ist Höhenangst. (lacht)

Sie haben viele herausragende Sprünge gemacht. Gewöhnt man sich an die Lebensgefahr?

Daran gewöhnt man sich nie. Natürlich ist man sich bewusst, dass man sich selbst in Gefahr bringt. Umso wichtiger ist die Vorbereitung. Das ist das Gleiche, wie wenn du gut auf eine Prüfung lernst. Du bist zwar immer noch nervös, weil es eine Prüfung ist, aber du hast ein gutes Gefühl, weil du weißt, dass du dich vorbereitet hast. Natürlich kannst du dir nie hundertprozentig sicher sein, bei nichts. Wenn ich heute in den Urlaub fliege, weiß ich auch nicht, ob ich ankomme - aber ich hoffe es. Nervosität spielt eine Rolle, wenn man wie zum Beispiel beim Sprung von der Christusstatue in Rio de Janeiro 2,5 Sekunden Zeit hat, den Fallschirm zu ziehen: Solche Situationen waren nie einfach. Aber sie haben meine Fähigkeiten geschärft.

Wie viel Mut braucht es dann noch?

Mut habe ich immer gehabt. Deshalb kann ich schwer sagen, ob es ihn braucht. Ich glaube, der ist in einem Menschen drin. Wenn du dieses Verlangen hast, etwas zu tun, was keiner gemacht hat, ist das in den Genen drin - und das ist bei mir recht ausgeprägt vorhanden.

Was ist dran an dem Gerücht, dass Sie die Idee zum Stratos-Sprung geklaut hätten?

Ich habe diesen Folder noch in meinem Büro, den mir Ivan Trifonov damals gegeben hat. Ich habe seine Unterlagen nicht kopiert. Er ist mit zwei Seiten angekommen. Da war ein Ballon oben, der in 50 Kilometer Höhe aufsteigen sollte, und der Sportler steht in einem Raketenstumpf, der dann ausgeklinkt wird und mit zweifacher Schallgeschwindigkeit zur Erde kommt. Er hat sein ganzes Leben lang versucht, diesen Rekord zu verwirklichen. Nachdem er zu alt für das Projekt geworden war, wollte er es verkaufen. Als er dann noch gesagt hat, er hätte mit dem Bürgermeister in der Großau gesprochen, dass wir von dort starten könnten, habe ich gewusst, dass da nicht viel dahinter ist. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder telefoniert. Er wollte zum Projekt kommen, aber wir hatten sehr begrenzte Teilnehmerplätze. Er hat mir auch alles Gute gewünscht, er wollte nur gern Stratos-Aufnäher. Die SMS habe ich noch. Ich weiß nicht, woher jetzt dieser Ärger kommt. Oder die Geschichte mit Richard Branson. Das sind alles Marketing-Gags, die jeglicher Realität entbehren.

Wie geht es jetzt weiter?

Es wird einige Zeit brauchen, das Ganze aufzuarbeiten. Daraus ergeben sich neue Dinge. Das ist wie ein offenes Buch, in dem man liest. Du kannst nicht alles machen, was dir angeboten wird, aber es ist wichtig, die richtigen Dinge auszuwählen. Angebote bekomme ich viele. Wenn jetzt neue Sponsoren dazukommen, werde ich die aber genau auswählen. Die müssen zum Image meiner Person passen, auch das richtige Image in der Gesellschaft haben. Da geht es weniger um Geld als um Glaubwürdigkeit. Da gibt es sehr viele, die ausfallen.

Werden Sie das Angebot von Ban Ki-Moon annehmen?

UN-Botschafter zu werden, ist eine Geschichte, die mich sehr reizt. Ich weiß noch nicht genau, wie es ausschaut, aber in den nächsten Wochen und Monaten wird es sicher einige Treffen geben, um den Rahmen einzugrenzen: Was ist meine Aufgabe, wie umfangreich und zeitintensiv ist sie?

Sie sagen, Sie haben die Jugend inspiriert. Inwiefern?

Die Jugend braucht wieder Vorbilder. Es gibt zu wenige Vorbilder in dieser Zeit. Jugendliche haben die Mondlandung nicht miterlebt, da waren sie noch gar nicht geboren. Das ist jetzt ihre persönliche Mondlandung. Politisch sieht man, wie es drunter und drüber geht. Mir kommt die Jugend ein bisschen verloren vor. Sie sitzt nur noch vor dem Computer und in sozialen Netzwerken. Es muss eine Balance geben.

Würden Sie es Ihren eigenen Kindern erlauben, aus dem Weltall zu springen?

Zunächst einmal: Am Gerücht, dass ich demnächst heiraten werde, ist nichts dran. Ich hätte aber gern Kinder. Ich finde es wichtig, Kinder zu haben und weiterzugeben, was man im Leben gelernt hat. Ich würde meine Kinder immer unterstützen, solange die Idee eine interessante und eine sinnvolle ist. Leider Gottes hatte ich einen Vater, der sehr streng war, der für Sport nicht viel übrig hatte und der mich immer zurückgehalten hat, was immer ich gemacht habe. Ich würde einen anderen Weg gehen.

Hat ein Felix Baumgartner eigentlich eine Lebensversicherung?

Ja, eine sehr gute. Die hat die Firma Red Bull für mich abgeschlossen, so wie sie für alle ihre Athleten eine Versicherung abschließt.

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