Wie gefährlich ist Wrestling? Obwohl die Sportart nur Show ist, führen die Wrestler im Ring teils halsbrecherische Stunts aus. Daniel Bryan ist einer der größten Stars in der WWE, muss derzeit aber eine Zwangspause einlegen. Im Interview verrät er, dass er sich bereits mehrfach eine Gehirnerschütterung zugezogen hat - und dass er trotzdem keine Angst hat, sich schlimmer zu verletzen.
Daniel, wegen deiner Verletzung fragen dich die Leute zurzeit ständig, wie es dir gehe und wünschen dir gute Besserung. Nervt dich die Fragerei?
Daniel Bryan: Es stört mich nicht. Wenn Leute einen nach seinem Wohlbefinden fragen, sind sie einfach nur besorgt. Es ist frustrierend für mich, weil ich mich großartig fühle. Die WWE lässt mich derzeit aber einfach nicht wrestlen. Ich fühle mich voller Energie, sprühe vor Kreativität.
Wann wirst du in den Ring zurückkehren?
Ich hoffe, bald. Ich muss nur noch das Okay von den WWE-Ärzten bekommen. Das ist aber der schwierige Teil. Es liegt nur noch an ihnen. Mein Neurologe in Phoenix, wo ich wohne, hat mir schon grünes Licht gegeben.
Du bist seit Monaten außer Gefecht: Wie sehr hast du dich eigentlich verletzt?
Im April habe ich mir in einem Match eine Gehirnerschütterung zugezogen. Und weil ich schon mehrere hatte, ist die WWE sehr vorsichtig, bevor sie mich zurückkehren lässt – obwohl ich meine Tests mit Bravour bestanden habe. Die Sache ist, dass diese Verletzung nicht unbedingt weh tut. Ich wusste nicht einmal, dass ich eine hatte.
Es gibt viele Wrestler, die relativ jung sterben – auch wegen der Nachwirkungen von Kopfverletzungen. Bist du nicht froh, dass man dir eine Pause gönnt?
Ich verstehe ja auch, dass uns die WWE nur schützen will. Das machen sie bei Gehirnerschütterungen derzeit in allen Sportarten in den USA. Es gibt heutzutage mehr Informationen über deren Auswirkungen. Aber deswegen herrscht auch mehr Angst davor. Die Begründung, mich vom Ring fernzuhalten, ist nicht objektiv. Laut meinen Testberichten ist mein Gehirn gesünder als das von Menschen meines Alters, die nie eine Gehirnerschütterung hatten.
Wie viele Gehirnerschütterungen hattest du bereits?
Das weiß ich nicht genau. Aber seit ich in der WWE bin, hatte ich vielleicht drei oder vier. Davor aber mehr. Meine erste hatte ich, als ich 18 Jahre alt war.
Aber hast du keine Angst, dass du dich mal so schwer verletzt, dass du dich nicht mehr bewegen kannst?
Nein, darüber mache ich mir keine Gedanken. Man geht ein Risiko ein, egal was man macht. Wrestling ist ein Risiko. Wenn du Fußball oder Rugby spielst oder Fahrrad fährst, besteht das Risiko, sich zu verletzen. Ich fühle mich sicher, wenn ich wrestle. Ich habe schon eine lange Karriere hinter mir ohne schwerwiegender verletzt zu sein. Vergangenes Jahr war ich wegen meiner Genick-OP zum ersten Mal länger außer Gefecht. Selbst das waren nur ein paar Monate.
Warum musstest du am Genick operiert werden?
Im Mai 2014 haben sie an den Nervenbahnen den Druck gemindert.
Klingt übel …
Ja (lacht). Auch ein paar Knochensplitter haben sie entfernt.
Vor Kurzem hat sich der Wrestling-Star John Cena in einem Match die Nase gebrochen. Das sah auch ziemlich schlimm aus. Du bist mit ihm gut befreundet, wie geht's ihm?
Wie es ihm genau geht, kann ich nicht sagen. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ich habe ihm aber geschrieben und gefragt, ob er okay ist. Und in typischer John-Cena-Manier hat er mir einen Daumen hoch zurückgeschickt (lacht). Er würde nie sagen: Oh, bemitleidet mich. Oh, mir geht’s so schlecht. Ich habe schon viele gebrochene Nasen gesehen, das ist aber eine der schlimmsten.
Glaubst du, dass er wieder so gut aussehen wird wie vorher?
Ich habe ihn nie als einen gutaussehenden Mann angesehen. Ich weiß aber nicht, ob sie seine Nase wieder gerade bekommen. Von der Distanz aus betrachtet, sah es so aus, als ob sie viel zu schief gebrochen ist. Aber wer weiß?
Wird er bei der Großveranstaltung "SummerSlam" am 23. August in den Ring steigen können?
Falls du mich fragen würdest: Soll John Cena antreten? Dann würde ich antworten: Vielleicht lieber nicht. Aber wird er beim "SummerSlam" wrestlen? Vielleicht ja. (lacht). John ist aber auch übermenschlich, er heilt sehr schnell. Als er sich den Trizeps gerissen hat, sollte er eigentlich drei oder vier Monate ausfallen. Aber er war innerhalb von sechs Wochen wieder zurück. Sein Körper erholt sich einfach schnell.
Hast du jemals einen Wrestler verletzt?
Ich war in Matches, in denen sich Leute verletzt haben. Zum Beispiel Nigel McGuinness hat sich mal eine Gehirnerschütterung zugezogen. Ich habe ihn Richtung Ringpfosten gezogen. Also ich habe ihn natürlich nicht wirklich gezogen, aber er wollte bluten und hat seinen Kopf dagegen gerammt. In einem anderen Match hat mal einer einen Dropkick vom obersten Ringpfosten ausgeführt, er traf mich und brach sich dann das Handgelenk, als er auf der Matte landete. Verletzungen passieren aber. Und deswegen erzählen wir den Leuten dauernd, dass sie die Wrestling-Moves nicht zu Hause ausprobieren sollen.
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