Die Diva mit Bart ist zurück: Conchita hat für ihr neues Album mit den Wiener Symphonikern Balladen und Klassiker eingespielt, die locker als Bewerbung für den Bond-Soundtrack durchgehen. Ob wir uns da nicht verhört haben, verrät sie uns im Interview.
Sie hat das "Show" zurück ins Showbusiness gebracht:
Grund für uns mal nachzufragen, ob Conchita nun endlich ein "Bond-Girl" wird, was sie zur Auswahl der Songs bewogen hat und was den Reiz von Coverversionen ausmacht.
Hallo Conchita, haben sich die Bond-Produzenten endlich bei dir gemeldet? Schon nach deinem Durchbruch mit "Rise like a Phoenix" wurden Stimmen laut, dass der nächste 007-Titelsong von dir gesungen werden MÜSSE!
Conchita Wurst: Nein, skandalöserweise haben sich die James-Bond-Macher noch immer nicht bei mir gemeldet; dabei bewerbe ich mich ja andauernd mit meinen Songs! (lacht) Ich bin ein Riesenfan von Bond-Musik.
Auch auf deinem neuen Album "From Vienna With Love" sind gleich zwei Songs aus den Bond-Filmen zu finden. Zufall – oder eine erneute Bewerbung?
Dass einige Filmtitel auf meinem neuen Album gelandet sind, liegt gar nicht so am Cineasten in mir, sondern daran, dass mich all diese Songs seit meiner Kindheit begleiten.
Nach welchen Kriterien hast du die Songs für das Album ausgesucht? Gibt es persönliche Geschichten, die dich mit den Liedern und Interpreten verbinden?
Die tiefe und lange persönliche Verbindung mit all diesen Liedern war ausschlaggebend für das Zusammenstellen der Songliste. Neben den Coverversionen dieser großen Glamour-Pop-Nummern findet sich eine aktualisierte Version von "Rise like a Phoenix” und der für mich ganz besondere Titel "Have I ever been in Love".
Das ist ein Lied, das ich gemeinsam mit Steve Anderson und Emma Rohan innerhalb eines Tages geschrieben habe. Es behandelt die große Frage nach der wahrhaftigen Liebe, die ich mir - wie wahrscheinlich viele andere Menschen auch - immer und immer wieder stelle.
Wenn man Songs von Legenden wie Barbra Streisand oder Hildegard Knef covert, ist die Fallhöhe bei einem Vergleich natürlich besonders hoch. Bist du bei diesem Album aufgeregter wegen der Kritiken und Reaktionen der Fans?
Es ist ein sehr besonderes Album für mich, auch weil die meisten Songs Coverversionen von diesen großen Künstlerinnen und Künstler sind.
Wie genau die Kritiken darüber ausfallen, ist mir ehrlich gesagt nicht so wichtig wie die Freude darüber, dass Fans von mir - aber auch Fans der Wiener Symphoniker - die Musik auf diesem Album genießen.
Du bist nicht der erste Künstler, der ein Album mit einem Orchester aufgenommen hat. Ist das so etwas wie ein Traum, ein Häkchen auf der Bucket List eines jeden Sängers?
Dass ich dieses Album mit den Wiener Symphonikern aufnehmen durfte, ist wie ein Ritterschlag für mich. Um in diesem Orchester als Musiker mitwirken zu dürfen, ist Perfektion das Mindestmaß, das man liefern muss. Da hatte ich ganz schön Nervenflattern, ob ich da als Popsänger mithalten kann.
Dass das Album wirklich produziert wurde, ist wie ein Traum, auch das Galakonzert, bei dem ich mit diesem Weltorchester gemeinsam auf der Bühne stehen durfte, war nicht nur sehr emotional, sondern auch eine Riesenehre für mich.
Zuletzt hast du dich – beispielsweise auf Instagram - männlicher gezeigt. Bei dem Bombast deines neuen Albums schlägt die Nadel aber eindeutig wieder Richtung Diva aus. Wandelst du dein Image gerade erneut oder sind das einfach die verschiedenen Facetten deiner Person?
Wie jeder Mensch habe ich viele verschiedene Facetten, einer davon habe ich mit Conchita auch ein sprichwörtliches Gesicht verpasst. Diese Bühnenversion von mir entwickelt sich genauso wie der Mensch darunter weiter - es wäre ja absurd, würde ich vier Jahre später noch mit meinem Eurovision-Kleid auftreten.
Zu lange habe ich mich nicht nur körperlich in ein zu enges Korsett geschnürt, sondern auch in dem, was ich öffentlich sage, selbst zensiert. Und das mache ich mittlerweile wahrscheinlich viel weniger, weil ich bemerke, wie gut es mir tut, meinen Weg offener, ehrlicher und kompromissloser zu gehen.
Noch einmal zurück zu James Bond: Heißer Kandidat für die Rolle ist noch immer Idris Elba. Ein schwarzer Bond, ein Titelsong von einer Diva mit Bart – und das alles bei einer Film-Reihe, die vor altmodischen Rollenbildern nur so strotzt. Braucht es genau diese Veränderungen, um zu zeigen, dass sogenannte "Randgruppen" keine sind - oder sind wir doch noch nicht so weit?
Ich denke die Menschen sind viel weiter, als es manchmal gerne dargestellt wird. Da hinkt die Medienwelt vielleicht auch ein wenig hinterher, weil sich "Bad News” vielleicht auch besser verkaufen.
Ich bin in dieser Hinsicht anders gestrickt und konzentriere mich auf die positiven Veränderungen in der Gesellschaft, von denen es ja glücklicherweise auch viele gibt - und es wird immer besser.
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