Beim Eurovision Song Contest 2015 geht es heute Abend ums Ganze: 27 Länder treten zum musikalischen Wettstreit gegeneinander an. Was erwartet die Zuschauer im großen Finale in Wien? Unsere Redakteurin war bei den Generalproben vor Ort und hat eine erste Einschätzung für uns.
Was erwartet uns beim Eurovision Song Contest 2015? Power-Balladen, Eurodance-Nummern - massentaugliches Musik-Einerlei mit inhaltslosen Texten eben. Das wird den Beiträgen beim ESC zumindest gerne unterstellt. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, tatsächlich taugen die wenigsten Songs zu Hymnen für die Ewigkeit. Viele verschwinden nach dem Grand Prix wieder in der Versenkung – selbst die Gewinner. Links rein, rechts raus – und schon vergessen. Anhören muss man sich die Musik des ESC 2015 daher vielleicht nicht. Anschauen sollte man sich die Show aber auf jeden Fall!
Drei Engel und eine Wurst für den ESC
Die Wiener Sängerknaben, die Wiener Philharmoniker, das Radio Sinfonieorchester: Österreich fährt zur Eröffnung des ESC 2015 seine wohl populärsten Musikvertreter auf. Fehlen eigentlich nur noch die EAV und Wolfgang Ambros - die passen aber nicht so recht zum Glamour-Auftakt des ESC. Hier bedient man sich lieber auf die ganz Großen aus der Klassik - und
Letztere plaudert als Reporterin im "Green Room" mit den Teilnehmern, während das Trio Alice Tumler, Arabella Kiesbauer und Mirjam Weichselbraun als Moderatorinnen durch den Abend führen werden. Mit einer Engelsgeduld erklären sie den Gästen während der Proben, was gerade vor sich geht, wenn das Prozedere mal stockt. Wenn die Regie mal aus dem Off "meckert". Die Moderatorinnen bleiben entspannt und finden sogar noch Zeit für Bussis mit Conchita. Diese vier Damen haben die Wiener Stadthalle im Griff.
"Eurovision Performance Contest"
Dass die Kulisse in der Wiener Stadthalle eindrucksvoll sein würde, war abzusehen. Immerhin sollen etwa 15.000 Menschen darin Platz finden. Aber auch das technische Equipment auf der Bühne hat das Prädikat "eindrucksvoll" verdient. Lichter, Strahler und Projektionen verwandeln die Bühne bei der ersten Generalprobe am Freitag mal in eine gigantische urbane Skyline, mal in eine kubistische "Great Gatsby"-Villa, mal in einen mystischen Wald. Von der angeblichen Gleichförmigkeit der diesjährigen Beiträge ist – zumindest, was die Performance auf der Bühne betrifft – keine Spur.
Eigentlich wäre die Bezeichnung Eurovision Performance Contest treffender, denn um was es hier geht, ist nicht der einzelne Song, sondern das große Ganze - inklusive brennendem Piano oder Sternenregen. Das zeigt sich eindrucksvoll an den musikalisch schwächeren Beiträgen des Wettbewerbs: Frankreichs Lisa Angell, bei Buchmachern weit abgeschlagen im hinteren Drittel, verursacht mit ihrem Titel "N'oubliez Pas" eher kein unwillkürliches Zucken in den Gliedern. Im Zusammenspiel mit einer bewegten Ruinenlandschaft muss man als Zuschauer vor der Bühne am Ende dann doch begeistert Beifall klatschen.
Noch ist der ESC 2015 nicht gewonnen
Es wäre also falsch zu glauben, der Gewinner des ESC 2015 stehe mit Schwedens Mans Zelmerlöw schon fest. Alle 27 Teilnehmer geben bei ihrer finalen Performance noch einmal richtig Gas - das könnte das Favoriten-Feld noch einmal durcheinanderwirbeln. In den Proben gab es bereits die eine oder andere Überraschung: Nicht nur die Favoriten Schweden, Russland oder Australien stehen beim anwesenden Publikum hoch im Kurs. Auch vermeintliche Underdogs wie etwa Israel motivieren die Halle zum Tanzen und Applaudieren. Und auch Serbien mausert sich vom einstigen Buchmacher-Schlusslicht zum umjubelten Fan-Favoriten. Ann Sophie, die deutschen Vertreterin beim ESC, deren Bühnenoptik sich an den Stil eines klassischen "James Bond"-Intros hält, erntet hingegen keinen großartigen Beifall für ihren Auftritt. Die 24-Jährige gehört definitiv nicht zu den Favoriten. Zumindest in der Wiener Stadthalle.
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