Bei den 36. MTV Video Music Awards füllte sich Taylor Swift nicht wie erwartet die heimische Vitrine mit einem "Moonman" nach dem anderen. Dabei war sie gleich zwölfmal nominiert. Immerhin ging der Preis für das beste Video an die US-Sängerin. Für den einzigen Höhepunkt des Abends sorgte aber eine andere Künstlerin.

Christian Vock
Eine Kritik

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"Video Killed the Radio Star": Was nach Ende klingt, war eigentlich der Anfang. Und zwar der von MTV. Mit dem Hit der Buggels startete MTV am 1. August 1981 die Ära der Musikvideos. Heute, fast 40 Jahre später, ist das Radio wider Erwarten noch nicht tot und auch das Musikvideo gehört immer noch zum guten Ton im Musik-Business.

Und welches die besten unter diesen Musikvideos sind, das ist bei MTV auch 2019 immer noch Sache der VMAs, der Video Music Awards. Zum 36. Mal wurden nun schon die Besten der Besten gekürt, zum ersten Mal im Prudential Center in Newark, New Jersey. MTV übertrug die Verleihung der "Moonman"-Trophäen ab 2 Uhr morgens deutscher Zeit. Der Abend im Überblick:

Die Moderation:

Sebastian Maniscalco moderierte die Show, dürfte aber in Deutschland sicher keinem großen Publikum bekannt sein. Der amerikanische Stand-Up-Comedian und Schauspieler könnte aber doch dem einen oder anderen in dem Film "Green Book" aufgefallen sein, in dem er eine Nebenrolle hatte.

Im Glitzerjäckchen tänzelte Maniscalco auf die Bühne und gab schon einmal eine Kostprobe seines Humors. Wegen des Nebels auf der Bühne solle man sich keine Sorgen machen. Das liege an seine Mutter, die gerade backstage Zucchini für 25.000 Leute frittiert. In diesem Stil ging es weiter. Keine völlig lauen Zoten, manchmal Bissiges, aber auch nichts, das wehtut.

Ein bisschen kritisch wurde es nur, als er die ganzen echten und vermeintlichen Influencer auf die Schippe nahm. Es gebe 26 professionelle Kameras im Saal, also könne man getrost sein Smartphone wegstecken und sich auf den Abend konzentrieren, witzelte Maniscalco. Außerdem habe New Jersey keine Zeit für Influencer. Es habe hier nur einen einzigen Influencer gegeben - "und das war Bruce Springsteen."

Die Nominierten:

Taylor Swift war nominiert. Dann noch Ariana Grande, Taylor Swift und auch noch Ariana Grande. So zumindest liest sich die Liste der Nominierten. In jeweils insgesamt zwölf Kategorien waren Swift und Grande nominiert. Billie Eilish mit zehn und Lil Nas X mit neun Nominierungen folgten auf den Plätzen.

Die Show:

Taylor Swift – wer sonst – eröffnete den Abend mit einer quietschbunten Show in der Show mit Regenbogen, Feuerwerk und allem Zipp und Zapp – und ein paar Tonproblemen, denn wirklich gut abgemischt klang das nicht.

Ansonsten lief bei den 36. VMAs alles auf, was derzeit Rang und Chartplatzierung hat: Shawn Mendes und Camila Cabello, Lizzo, vom benachbarten Asbury Park zugeschaltet: die Jonas Brothers, Lil Nas X, Miley Cyrus und andere performten auf der Bühne.

Für die Laudationes waren Musiker, aber auch einige Branchenfremde zuständig: Lindsey Vonn, John Travolta, Adriana Lima, Gigi und Bella Hadid oder Fußballerin Alex Morgan, sowie Musik-Veteranen wie Pepa (von Salt-N-Pepa), Lenny Kravitz, Ice-T oder Queen Latifa.

Auftritt des Abends:

Missy Elliott sollte an diesem Abend den Michael Jackson Video Vanguard Award erhalten. Deshalb durften Kollegen wie Justin Timberlake, Pharrelll Williams oder Dr. Dre schon einmal per Video-Einspieler erzählen, welchen Einfluss Elliott auf die Musik im Allgemeinen und auf die eigene im Besonderen hatte.

Dann stand Elliott endlich selbst auf der Bühne und zeigte, was sie noch so alles drauf hat. Ihr Auftritt sprühte vor Ideen und optischen Reizen, war ein riesiges, nicht enden wollendes Tanz-Spektakel. Definitiv der Auftritt des Abends.

Skandalöses:

Fehlanzeige: Ein kurzer Seitenhieb auf Trumps Einwanderungspolitik, ein unverbindlicher Aufruf zum Kampf gegen die Waldbrände im Amazonas und ein paar Takte von Lizzo über die Liebe zu sich selbst. Das war es auch schon. Passt zu Zeiten, in denen eine schöne Instagram-Story wichtiger scheint, als ein politisches Statement oder überhaupt irgendein Denkanstoß.

Die Abräumer des Abends:

Gab es nicht. Die Nominierten teilten die Preise stattdessen ein wenig unter sich auf. Auch wenn bei Sendeschluss noch nicht alle Gewinner veröffentlicht waren, können insbesondere Taylor Swift, Ariana Grande und Billie Eilish zufrieden sein. Dass nicht jede Nominierung der drei Damen zum Erfolg führen würde, haben die Sängerinnen sicher vorher schon geahnt.

Die wichtigsten Gewinner des Abends:

Video of the Year: Taylor Swift für "You Need To Calm Down"

Artist of the Year: Ariana Grande

Song of the Year: Lil Nas X ft. Billy Ray Cyrus für "Old Town Road"

Best New Artist: Billie Eilish

Best Collaboration: Camila Cabello und Shawn Mendes für "Señorita"

Push Artist of the Year: Billie Eilish

Best Pop: Jonas Brothers für "Sucker"

Best Hip Hop: Cardi B für "Money"

Best Latin: Rosalía & J Balvin ft. El Guincho für "Con Altura"

Video For Good: Taylor Swift für "You Need To Calm Down"

Vanguard-Award: Missy Elliott

Das Fazit:

Alles bunt, alles hübsch anzusehen, alles Instagram-tauglich, ein bisschen frech, aber ohne echte Ecken und Kanten: Es war ein Abend wie ein Taylor-Swift-Song.

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