- Am 7. Juni feiert Roberto Blanco seinen 85. Geburtstag.
- Im Interview spricht er über seinen hohen Bekanntheitsgrad und sein neues Album "Jetzt erst recht".
- Zudem verrät der Kult-Sänger ("Ein bisschen Spaß muss sein"), warum er keine Angst vor dem Tod hat und welche Legende auf seiner Gästeliste steht.
Herr
Roberto Blanco: Genau. Viele Menschen machen alles nur von ihrem Alter abhängig. Ich fühle mich aber nach wie vor gut, also "Jetzt erst recht". Außerdem passt dieses Motto zu der aktuell schwierigen Situation. Gerade jetzt darf man sich doch nicht zurücklehnen ...
Ihr Album vereint – genauso wie Ihre Live-Shows – Musik aus verschiedenen Genres. Nervt es Sie, dass Sie immer "nur" als Schlagersänger bezeichnet werden?
Nein, aber viele wollen das nicht verstehen. Natürlich steht es jedem zu, frei zu denken. Aber: Ich bin seit 66 Jahren im Showbusiness aktiv und weiß zu 100 Prozent besser, was ich bin.
Was sind Sie denn?
Ich bin ein Entertainer, der auch Schlager singen kann. Das habe ich schon immer gesagt. Ich glaube, dass viele das Wort "Entertainer" immer noch nicht richtig verstehen. Darum versuche ich seit Jahren, es den Menschen zu erklären.
Giovanni ist ein junger Sänger, der im Vergleich zu mir und anderen Künstlern erst vor Kurzem richtig angefangen hat. Jetzt schreiben die Medien, dass er ein Entertainer ist. Selbst als ich bereits 40 Jahre im Geschäft war, hat niemand geschrieben: "Der Entertainer Roberto Blanco". Bitte nicht falsch verstehen: Ich kenne Giovanni persönlich und wünsche ihm alles Gute. Jeder hat seine Zeit.
Sie feiern 2022 nicht nur 85. Geburtstag, sondern auch 50 Jahre "Ein bisschen Spaß muss sein". Konnten Sie sich diese Lebenseinstellung bis ins höhere Alter erhalten?
Natürlich, aber auf den Titel bezogen sehe ich das so: Ich habe das Lied "nur" gesungen. Das Publikum hält diesen Song hoch – nicht ich alleine. Immer wenn ich über die Straße gehen, rufen mir die Menschen zu: "Hallo Roberto, ein bisschen Spaß muss sein!" (lacht).
Das hat doch aber schon etwas mit dem Künstler zu tun. Sie haben doch einen großen Anteil daran, oder etwa nicht?
Keine Frage. Ich bin während meiner ganzen Karriere von niemandem gesponsert worden – von keinem Fernsehsender und von keiner Zeitschrift. Ich habe mich Step by Step hochgearbeitet. Heute kennen mich im deutschsprachigen Raum 99 Prozent aller Menschen. Das wäre ohne mein Publikum aber nicht möglich gewesen. Ich kenne Musiker, die gesponsert wurden. Doch sie kamen beim Publikum nicht so gut an, da kann man nichts machen. Bei mir ist das seit fast sieben Jahrzehnten zum Glück anders.
Sind Sie dafür ausschließlich dankbar oder gibt es Momente, in denen Sie gerne lieber unerkannt bleiben würden?
Wenn ich gewollt hätte, dass mich niemand erkennt, wäre ich Missionar in Afrika geworden und nicht Entertainer. Man muss dankbar sein. Von Anfang an war es mein großer Wunsch, einmal bekannt zu sein. Und je mehr Erfolg du hast, desto bekannter wirst du.
Wie viel Spaß muss denn aus Ihrer Sicht im Tonstudio sein? Sie haben für Ihr Doppelalbum mit einem Starproduzenten zusammengearbeitet …
Jede einzelne Aufnahme im Studio macht mir großen Spaß. Diese Arbeit motiviert mich. Das war immer so und das wird auch immer so sein. Diesmal waren wir in Los Angeles und ich durfte mit dem Produzenten Al Walser, der einmal einen Grammy gewonnen hat, zusammenarbeiten. Wir hatten eine tolle und lange gemeinsame Zeit. Aufgrund der Pandemie hat es zwei Jahre gedauert, bis die CD veröffentlicht werden konnte. Wir haben die Zeit aber gut genutzt und uns intensiv mit den Songs beschäftigt.
Dann haben Sie sich ein rauschendes Fest zu Ihrem besonderen Geburtstag ja redlich verdient. Wie wird gefeiert?
Ich spiele an dem Tag Theater. Dort habe ich einen Raum gemietet, um nach der Aufführung mit allen Kollegen, den Mitarbeitern des Theaters und vielen Freunden, die extra zu meinem Geburtstag nach Berlin kommen, gemeinsam zu feiern. Dieter Hallervorden hat auch schon zugesagt ...
Sie sind ein positiver Mensch. Denken Sie mit Blick auf Ihren 85. Geburtstag dennoch häufiger über den eigenen Tod nach? Haben Sie Angst davor?
Warum muss ich Angst haben? Sie müssen Angst haben (lacht).
Warum denn ich? Mir geht’s gut und mit Verlaub: Ich bin noch nicht einmal halb so alt wie Sie (lacht) …
Genau deswegen. Ich will es Ihnen erklären: Wir alle sind zu Besuch auf diesem Planeten. Niemand, der in diese Welt hineingeboren wurde, weiß, wann seine Zeit gekommen ist. Es gibt Totgeburten, manche Eltern müssen in jungen Jahren Abschied von ihren Kindern nehmen. Das sind Schicksale. Ebenso wie die Kriege auf der ganzen Welt – überall dort gibt es viele Tote. Ich aber bin gesund und danke Gott dafür. Natürlich passe ich auf mich auf, aber warum soll ich Angst haben. Ich weiß, dass ich irgendwann dran bin.
Möge dieser Zeitpunkt noch lange auf sich warten lassen. Schließlich möchte Ihr Publikum noch viele Auftritte von Ihnen sehen. Gibt es bereits Pläne für dieses Jahr?
Bei mir war immer etwas los. Heute vielleicht nicht mehr ganz so viel wie früher, aber natürlich gibt es Pläne. Die beste Zeit des deutschsprachigen Showbusiness habe ich hautnah erlebt und mitgestaltet. Das ist vorbei. Ende der 70er und Anfang der 80er hatte ich eigene TV-Shows wie "Ein Abend mit Roberto" oder "Noten für zwei". Wir hatten 17 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 49,5 Prozent. Damit ist doch alles gesagt.
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