Sänger Sasha und seine Frau Julia Röntgen sind seit 2018 Eltern ihres Sohnes Otto. Im Interview mit unserer Redaktion erzählen die beiden von ihrem Familienleben, sprechen über Erziehung, Einschlafbegleitung und verraten, wann auch sie mal zu Helikopter-Eltern werden.
Die klassische Rollenverteilung ist ein Auslaufmodell. Wie sehen die Rollen bei Ihnen aus?
Julia Röntgen: Und du hast uns eine rosa Küche ausgesucht. Das glaubt immer keiner, dass du das warst. In Bezug auf Otto sind wir einfach Eltern, er bekommt ja schon früh mit, dass bei uns alles sehr ausgeglichen läuft und ich glaube, das ist für seine Entwicklung echt gut.
Gibt es bestimmte Alltagssituationen mit Ihrem Sohn, die nur einem Elternteil vorbehalten sind?
Julia Röntgen: Wenn Sascha zu Hause ist, bringt er Otto ins Bett und liest ihm vor. Und ich mache den Morgen, weil Sascha immer so müde ist. Otto nennt das Frühdigkeit.
Was haben Sie durch Ihren Sohn über sich selbst gelernt?
Julia Röntgen: Er zeigt uns, dass wir wieder risikofreudiger sein können und mehr aus dem Bauch heraus leben. Und er weckt natürlich die Kinder in uns. Das tut sehr gut, vor allem in diesen merkwürdigen Zeiten, in denen wir leben.
Beide Eltern überrascht: Otto konnte auf einmal Fahrradfahren
Was war Ihr schönstes Familienerlebnis in diesem Sommer?
Julia Röntgen: Als Otto eines Tages aufs Fahrrad gestiegen ist und einfach losgefahren ist. Er hat uns damit total überrascht, dass er auf einmal Fahrradfahren konnte und dann sind wir als Familie zusammen auf Fahrrädern zur Eisdiele gefahren.
Sasha: Und für mich war [das schönste Erlebnis, Anm. d. Red.], dass er jetzt Schwimmen kann und das hat er so ähnlich gemacht wie mit dem Fahrradfahren: Schwimmflügel ab und gesagt: "Die nehme ich jetzt nicht mehr!" Und zack, reingesprungen. Es ist wirklich krass, wie er sich die Dinge überlegt und dann einfach macht. Mich beeindruckt das immer sehr.
In welchen Situationen werden auch Sie mal zu Helikopter-Eltern?
Sasha: Beim Schwimmen und beim Fahrradfahren – so sehr wir uns freuen, dass er das jetzt kann, sind wir aber immer noch sehr vorsichtig und passen extrem gut auf.
Sasha, Sie haben einmal erzählt, ein Rasenmäher-Vater zu sein. Wie kommen Sie aktuell damit klar?
Sasha: Es ist besser geworden. Aber ich muss mir das wirklich Mantra-mäßig einreden, jetzt nicht wieder dieses Habit [Gewohnheit, Anm. d. Red.] auszupacken. Ich sehe halt dann vor meinen Augen, was alles passieren könnte und spanne total an. Aber wie gesagt, ich arbeite dran. (lacht)
Was sind Helikopter- und Rasenmäher-Eltern?
- Helikopter-Eltern sind überfürsorglich in der Erziehung ihrer Kinder. Rasenmäher-Eltern heben dieses Phänomen laut dem Institut für integrative Lerntherapie und Weiterbildung (IFLW) auf ein neues Level: Sie räumen ihren Kindern alle Hürden aus dem Weg, entfernen potenzielle Hindernisse und bewahren ihren Nachwuchs vor Rückschlägen oder Auseinandersetzungen. Laut Experten ist es jedoch wichtig, dass Kinder lernen, mit Misserfolgen und Hindernissen umzugehen.
Gibt es das verflixte siebte Jahr?
Sie haben 2015 geheiratet, das heißt, das sogenannte verflixte siebte Jahr liegt hinter Ihnen. Ist an dem Aberglauben Ihrer Erfahrung nach etwas dran?
Julia Röntgen: Wir glauben ja – man hört doch immer wieder von den Trennungen im siebten Jahr. Müsste man sich statistisch mal ansehen. Wir haben das allerdings gar nicht gemerkt, weil wir beide auch manchmal vergessen, wie lange wir eigentlich zusammen oder verheiratet sind. Vielleicht ist das auch das Geheimnis.
Sie haben ein Kinderbuch zusammen geschrieben. Bei "Toto und der Mann im Mond" waren Ihr Sohn Otto und seine Cousine Milli die Inspiration für Toto und Mimi. Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Träumt Otto auch vom Mond?
Julia Röntgen: Otto hat der Mond schon immer fasziniert. Und Mond war tatsächlich auch eins seiner ersten Wörter. Seine Cousine hat dann, als sie anfing zu sprechen, Otto immer Toto genannt und Otto Millie immer Mimi, so kamen wir zu den Namen der Charaktere im Buch. Und natürlich ähneln sie den echten Kindern im Charakter sehr. Die beiden sind aber auch so cool, das hätte man sich nicht besser ausdenken können.
"Toto und der Mann im Mond"
- Das erste Kinderbuch von Sasha und Julia Röntgen ist im Sommer erschienen. Der kleine Toto träumt darin jede Nacht vom Mond und fliegt mit seiner Rakete zum Mondmann. Dort erlebt er allerhand Abenteuer. Parallel dazu veröffentlichte der Sänger ein gleichnamiges Kinderlieder-Album.
Klassische Abendrituale bei Sasha, Julia Röntgen und Sohn Otto
Gibt es bei Ihnen jeden Tag eine Gute-Nacht-Geschichte? Wie sieht Ihr Abendritual als Familie aus?
Julia Röntgen: Wenn wir eine normale Zeit zu Hause haben, dann haben wir ganz klassische Abendrituale: Gemeinsames Abendbrot, vielleicht noch den Sandmann schauen und dann Schlafanzug, Zähneputzen und ab ins Bett. Da kommt dann Sascha zum Einsatz. Er liest Otto jeden Abend vor. Sie nennen es Otto-und-Papa-Time.
Sasha: Eine Zeit lang hat Julia das übernommen. Sie hat aber nicht vorgelesen, sondern sich Geschichten ausgedacht und so ist ja dann auch das Buch entstanden.
Wie wichtig ist Ihnen das Vorlesen? Inwiefern ist dieser Moment wichtig für Ihre Beziehung zu Otto?
Sasha: Das abendliche Vorlesen ist für uns sehr wichtig. Auf mehreren Ebenen. Es regt die Fantasie an, man beschäftigt sich mit Sprache, Schrift und Themen. Aber auch dieser intime Moment, den man dadurch kreiert, ist einfach toll – und die Fragen, die dann plötzlich aus Otto rausplumpsen. Es ist wirklich jeden Tag eines meiner Highlights.
Gibt es bestimmte Bücher, die immer wieder gelesen werden müssen, die Otto vielleicht auch schon auswendig kann?
Sasha: Ja, das passiert immer wieder. Momentan lesen wir tatsächlich jeden Tag "Toto und der Mann im Mond" und er möchte aber immer die gleichen drei Kapitel. (lacht)
Sasha: Abendrituale helfen bei Einschlafbegleitung
Für viele Eltern ist die Einschlafbegleitung nicht so einfach. Gab es bei Ihnen auch mal schlechte Phasen? Was hat Ihnen dabei geholfen?
Julia Röntgen: Eine unserer Lieblingsphrasen: "Es ist nur eine Phase". Und die wird von der nächsten abgelöst. Und ja natürlich kann es auch bei Otto sein, dass das mit dem Einschlafen nicht klappt. Oder er wieder angefangen hat, noch mal aufzuwachen. Auch dieser Sommer war für ihn herausfordernd, weil es ja so lange hell ist.
Sasha: Abendrituale helfen da doch schon sehr. Aber durch manche Phasen muss man, glaube ich, einfach durch.
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Ihr Kinderlieder-Album ausgefallen?
Sasha: Ich bin sehr glücklich, denn es kommt wirklich sehr gut an, auch bei den Erwachsenen. Das war ja auch ein bisschen mein Ziel, Musik für Kinder zu machen, ohne die Erwachsenen zu nerven. (lacht)
Was zeichnet Ihrer Meinung nach gute Kinderlieder aus und was schlechte?
Sasha: Das kann ich nicht sagen, dafür bin ich noch nicht lange genug dabei, um eine fundierte Meinung abgeben zu dürfen. Ich habe natürlich eine subjektive Meinung, was ich gut und nicht so gut finde, das muss aber noch lange nichts heißen. Am Ende entscheiden die Kids.
Achten Sie darauf, welche Musik Otto zu hören bekommt? Hat er ein Lieblingslied?
Sasha: Er ist der Boss und entscheidet selbst, was es zu hören gibt, auch mehrmals hintereinander, ohne Gnade. (lacht) Wir haben ihm natürlich auch unsere Lieblingsmusik nahegebracht, aber er mir auch schon mal seine, wie zum Beispiel die Band Imagine Dragons. Die habe ich eigentlich durch Otto kennengelernt. Außerdem mag er Rolling Stones und Nirvana, aber auch "Toto und der Mann im Mond". Ich bin sehr glücklich, dass ihm Musik so gut gefällt.
Grenzen bei Medienkonsum: "Ohne geht es nicht"
Wie gehen Sie in der Erziehung mit Medien wie Fernsehen, Smartphones, Tablets usw. um? Gibt es Grenzen?
Julia Röntgen: Bei uns gab es damals drei Programme und sehr eingeschränktes Kinderprogramm – so hatte man es von selbst geregelt. Heute ist das wirklich nicht einfach, aber wir finden, ohne geht es auch nicht, denn Tablets, Smartphones gehören zu unserem Alltag und ein vernünftiger Umgang damit ist okay. Aber Grenzen müssen zwingend sein, sonst verliert man die Kids schnell an irgendwelche schlimmen Spiele. Wir schauen, dass die Zeiten nicht überhandnehmen, kontrollieren, was er schaut und vor allem, dass er sich nicht heimlich irgendwelche merkwürdigen Spiele runterlädt.
Es gibt viele globale Probleme, etwa die Klimakrise oder den Krieg in der Ukraine. Machen Sie sich manchmal Sorgen über die Zukunft, in der Otto aufwachsen wird? Wie viel bekommt er schon jetzt davon mit?
Julia Röntgen: Mit 16 habe ich meiner Mutter gesagt: Ich möchte keine Kinder, ich habe Angst vor der Welt. Und dann bekommen wir Otto und eine Pandemie bricht aus und Putin marschiert in die Ukraine ein. Ich hatte als Kind schon Angst vor dem Kollaps und ich weiß noch, wie sehr mich das Ozonloch damals fertig gemacht hat. Otto soll aber noch nicht so viel von dem Mist mitkriegen. Wir haben zum Beispiel im Thailand-Urlaub zusammen das Meer sauber gemacht und versuchen ihn, durch solche Aktionen bewusst zu erziehen und zu sensibilisieren.
Gibt es bestimmte Punkte auf Ihrer Bucket List, die Sie als Familie noch erleben wollen, bevor Otto in die Schule kommt?
Sasha: Oh ja, die Fortsetzung unserer Weltreise – mit den Stationen Hongkong, Bali, Hawaii und Norwegen. Unser Traum ist es, in einem Glaszelt zu liegen und die Polarlichter zu sehen.
Julia Röntgen: Ja, das wäre einfach toll!
Zu den Personen:
- Sänger Sasha, bürgerlicher Name Sascha Röntgen-Schmitz, schaffte seinen Durchbruch 1998 mit der Single "If You Believe". 2002 gründete er das Rockabilly-Projekt Dick Brave and the Backbeats. 2021 siegte der Sänger in der Show "The Masked Singer" im Kostüm des Dinosauriers. Zuletzt erschien sein Album "This Is My Time. This Is My Life." im September 2023.
- Mit seiner Ehefrau Julia Röntgen, einer Geschäftsfrau, kam Sasha 2011 zusammen, die beiden heirateten 2015 und wurden drei Jahre später Eltern ihres Sohnes Otto. Die Familie lebt in Hamburg.
Verwendete Quellen:
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