Wenn der Silbereisen Flori in seine Show lädt, kommen sie alle: der Gabalier Andreas, der Carpendale Howie, der Kaiser Roland, die Egli Beatrice, der Lotti Helmut und sogar der Kerkeling Hape. Nur die Fischer Helene war wieder einmal nicht da. Und vielleicht auch die Tyler Bonnie, wobei sich da die Geister scheiden. Das Minutenprotokoll eines dreistündigen Wahnsinns.
Um kurz vor 20:15 Uhr ist die Nervosität kaum noch auszuhalten. Gleich wird der
20:15 Uhr: Flori betritt die Bühne und macht von Beginn gleich eines klar: Authentizität und Natürlichkeit sind für ihn heute eher keine Option. "Wollt ihr den Schlager nach zwei Jahren Pause endlich wieder so feiern, wie er nur beim 'Schlagerboom' gefeiert wird?", brüllt Flori das Publikum an. Die Zuseher verstehen die Frage nicht ganz, verfallen aber trotzdem in Ekstase.
20:19 Uhr: DJ Ötzi taucht als erster Gast auf und singt mit seiner gehäkelten Eierschale auf dem Kopf den Klassiker "I love you, Baby". Die Halle bebt, die Eierschale auch. Reife Frauen aus dem Publikum halten Schilder in die Kamera, die DJ Ötzi schmeicheln. Vermutlich hat ihnen die Regie dafür versprochen, nach der Show ganz kurz dessen Eierschale berühren zu dürfen. Vielleicht sogar, dass sie dem Friedle Gerry übers Wochenende eine neue häkeln dürfen.
20:23 Uhr: Nach acht Minuten "Schlagerboom 2021" droht am Oberarm die erste Impfstelle aufzuspritzen. Im Zerebrum stimmt auch nicht mehr alles.
20:25 Uhr: "Heute können alle mitsingen!", brüllt der Silbereisen Flori ins Mikrophon. Diese Info trifft die Menschen vor den TV-Geräten völlig unvorbereitet. Die Telefone laufen heiß. Viele rufen ihre Freunde und Bekannten an, um ihnen in aller Deutlichkeit zu kommunizieren, dass sie heute alle mitsingen könnten. Nicht alle tun das, manche konzentrieren sich nur aufs Mitsingen.
20:29 Uhr: Beim Auftritt von
20:39 Uhr: Mickie Krause und
20:44 Uhr: Fernsehgeiger
20:56 Uhr:
21:00 Uhr: Helmut Lotti kommt auf die Bühne und trällert ein Lied, bei dem im Publikum niemand mitsingen kann. Das scheint die Leute sehr zu verunsichern. Damit die gute Laune nicht Flöten geht, denken viele spontan an
21:05 Uhr: Flori und
21:10 Uhr: LaFee singt "Rock me Amadeus" von Falco. Der Hölzel Hansi, der vor 23 Jahren auf der Dominikanischen Republik mit seinem "Mitsubishi Pajero" in den Legendenstatus abgebogen ist, wird angesichts der Version unterirdisch einen Cholerischen bekommen haben. So sad!
21:15 Uhr: Auch Comedian
21:45 Uhr:
21:50 Uhr: "Mein Gott, was für ein toller Abend", lügt der Autor, Komiker und Moderator.
22 Uhr: Howard Carpendale schwebt auf die Bühne – der Mann, der vermutlich längst akzentfrei Deutsch spricht und das letzte Mal vor rund 30 Jahren älter geworden ist. "Ein Jahr lang war isch ohne disch. Isch brauchte diese Zeit für misch", kocht Howie das Publikum wieder ein. Herrlisch.
22:13 Uhr: Auch Otto Waalkes möchte die Situation in seinem Portemonnaie verbessern und bringt den einen oder anderen seiner insgesamt drei Jokes. "Friesischer Wein", eine Adaption des "Udo Jürgens"-Klassikers "Griechischer Wein", kommt besonders gut an. Die Melodie schrieb Udo Jürgens nach einem Rhodos-Urlaub angeblich in nur 20 Minuten. Sein Text beschreibt die Sehnsucht und das Heimweh griechischer Gastarbeiter im Deutschland der 70er-Jahre.
22:33 Uhr: Der selbsternannte "Heavy Metal"-Fan Bülent Ceylan lässt es sich ebenso nicht nehmen, beim "Schlagerboom 2021" aufzutauchen. "Hast du deine schönen Haare schon mal selbst geschnitten?", will Flori von Ceylan wissen. Quo vadis, Menschheit?
22:38 Uhr: Das ergibt alles keinen Sinn.
22:43 Uhr:
22:55 Uhr: Es kann sein, dass Bonnie Tyler persönlich gerade ihren Hit "Total Eclipse of my Heart" singt. Nicht auszuschließen ist aber, dass sie dabei, da ohnedies alles playback ist, von Frauke Ludowig vertreten wird. Oder anders: Hat schon mal jemand die Tyler Bonnie und die Ludowig Frauke gleichzeitig in einem Raum gesehen? Eben.
23:03 Uhr: Matthias Reim ist jetzt da und erzählt, dass er zum siebenten Mal Vater wird. In Bälde hat er also drölfzig Kinder von elfzig Frauen oder so. Es ist in jedem Fall Weltrekord.
23.15 Uhr: Der Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier betritt am Ende der Show die Szenerie und darf rund fünfzehn Minuten die Zuseher mit einem Medley beschallen. Mit seinem neuen Song "LiebeLeben" macht der häufig Lederbehoste inzwischen auf Regenbogen-"Indiana Jones" und gibt sich weltoffen und tolerant. "Ob Frau und Mann oder Mann und Mann oder zwei Mädchen dann", heißt es darin. Zur Erinnerung: Bei den "Amadeus Awards 2015" meinte Gabalier noch, man habe es nicht leicht auf dieser Welt, "wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl steht". Nicht zu vergessen sein Auswurf über "schmusende Männer", die man nicht jeden Tag auf Plakaten oder in Zeitungen sehen sollte. Zugute halten muss man dem Österreicher, dass er als einziger an diesem Abend live singt.
23.30 Uhr: Der Spuk hat ein Ende und der Silbereisen Flori endlich ausgebrüllt. Es war ein hartes Stück Abend. Hodiodiodiodieeeeee!
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