Vier Studioalben in vier Jahren: Schlagersänger Ramon Roselly ist laut seines neuen Albumtitels "Süchtig" nach Musik. Aufgewachsen in einer Zirkusfamilie, hat der "DSDS"-Sieger von 2020 längst die Manege gegen die Bühne getauscht.

Ein Interview

Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 30-Jährige über sein früheres Zirkusleben mit fünf Schwestern, sein Salto-Angebot an Giovanni Zarrella und seine "Oberkörper frei"-Videos bei Instagram.

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Herr Roselly, nach wem oder was sind Sie süchtig?

Ramon Roselly: Nach guten Zeiten, nach meiner Familie und natürlich nach der Musik. Ich habe lange nach einem Wort gesucht, das erklärt, warum ich so vernarrt in die Musik bin. Wie kann es sein, dass ich quasi den ganzen, lieben langen Tag ohne Pause singe? Irgendwann kam mir das Wort "süchtig" in den Kopf – und damit war der Titel meines vierten Albums und der gleichnamigen Single geboren.

Inwiefern sind denn Ihre neuen Songs "süchtig" machend?

Jeder Mensch verbindet mit einem Lied etwas anderes. Auf meinem Album befinden sich, wie ich finde, 13 wunderschöne Titel. Die einen werden sich vielleicht in dem Lied "Ich will nur Dich" wiederfinden, die anderen sehnen sich nach einem eher nachdenklichen Lied wie "Du bist immer bei mir". Diese Vielfalt und diese verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten machen für mich Musik aus.

Fast jedes Lied ist ein Liebeslied

Ramon Roselly, Schlagersänger

Geht es letztlich nicht doch immer um die Liebe?

Natürlich. Fast jedes Lied ist ein Liebeslied, nur in andere Worte verpackt. Da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen. Und die Liebe hat verschiedene Facetten. Wenn ich mein Lied "Wir danken euch dafür" singe, denke ich dabei an meine Eltern. An wen man beim Hören oder Singen eines Liedes denkt, ist jedem selbst überlassen.

Wofür sind Sie persönlich Ihren Eltern dankbar? Sie sind in einer Zirkusfamilie aufgewachsen.

Zunächst einmal bin ich meiner gesamten Familie nicht nur dankbar, sondern ich bin auch sehr stolz auf sie. Dass wir Kinder so, nämlich mit ganz viel Liebe, aufwachsen durften, ist leider nicht selbstverständlich. Als ich 18, 19 war, hatte ich viele Freunde aus anderen Schaustellerfamilien, die es gar nicht abwarten konnten, sich endlich von ihrer Familie zu lösen. Damals war das für mich völlig unverständlich – bis ich irgendwann verstanden habe, dass natürlich nicht alle Eltern gleich sind. Ich habe einfach nur das riesige Glück, dass ich so wundervolle Eltern habe. Mein Papa ist auch mein bester Freund.

Warum in der Zirkusfamilie Roselly "Streit" ein Fremdwort ist

Wurden Sie von Ihren Eltern darin bestärkt, sich auch abseits des Zirkusalltags ein Leben aufzubauen?

Absolut. Bereits mit elf Jahren bin ich in einen Boxverein eingetreten. Da wir zwischenzeitlich mit dem Zirkus sehr viel unterwegs waren, musste ich eine Zeit lang aussetzen. Mit 19 habe ich dann wieder angefangen und Kämpfe bestritten. Ich erinnere mich an einen anderen Zirkusjungen, der ebenfalls geboxt hat, aber nie von seinem Papa zu Kämpfen begleitet worden ist. Mein Vater hingegen war nahezu bei jedem Training und jedem Kampf an meiner Seite. Ich kann kaum in Worte fassen, wie viel mir das gegeben hat. Und ich weiß noch, wie der andere Junge zu mir gesagt hat: "Ich hätte auch gerne so einen Vater." Bis heute sind meine Eltern immer für mich da.

Gab es wirklich niemals Streit?

Ich habe fünf ältere Schwestern. Natürlich ist es da hin und wieder zu Zankereien gekommen. Aber: Mein Vater ist immer sofort dazwischengegangen und hat uns daran erinnert, dass wir Geschwister sind. Wir haben also früh gelernt, immer füreinander da zu sein. Wenn ich heute höre, wie zerstritten viele Geschwister sind, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich finde das unglaublich schade und bin mir sicher, dass so etwas in unserer Familie niemals passieren wird.

Die enge familiäre Bindung auf der einen Seite, ein schwerer Stand außerhalb der Manege auf der anderen: Haben Sie in jungen Jahren das Außenseiter-Schicksal vieler Zirkuskinder geteilt?

Natürlich bin auch ich damit in Berührung gekommen, dass man uns als Außenseiter gesehen hat. Vor kurzem habe ich einen alten Schul- und Fußball-Kumpel wieder getroffen. Er hat meinen Weg bei "DSDS" und danach ziemlich genau verfolgt. Bei unserem Wiedersehen sind wir natürlich auch auf die alten Zeiten zu sprechen gekommen. Er hat mir dann erklärt, dass diejenigen, die mit mir damals nicht so viel anfangen konnten, mich in Wirklichkeit ja gar nicht kannten – zumindest nicht so gut wie er. Für ihn war meine Familie die beste und coolste, die er sich hätte vorstellen können. Nicht nur, aber auch weil es bei uns immer so viel zu essen gab (lacht). Es war ein richtig schöner Moment für mich, all das von ihm zu hören.

Ist Ihre Brust seit Ihrem "DSDS"-Sieg 2020 breiter geworden? Schließlich zeigen Sie sich bei Instagram gerne auch mal Oberkörper frei …

Ich liebe und lebe einfach den Sport. Und ich lege Wert darauf, jeden Tag zu trainieren, aber auch mal Fußball oder Tennis zu spielen. Das ist meine Message. Viele meiner Videos sind augenzwinkernd gemeint und sollen andere zum Schmunzeln bringen.

Ein Salto-Angebot an Kollege Giovanni Zarrella

So wie Giovanni Zarrella, der Ihr Salto-Video mit den Worten "Ich mache aus Versehen immer einen doppelten Salto, weil ich zu viel Schwung nehme. Ist das trotzdem in Ordnung?" kommentiert hat?

Ja, genau. Seinen Spruch mit dem doppelten Salto fand ich ziemlich lustig. Ich habe darauf geantwortet: "Wir warten auf Dein Video … dann kann ich es beurteilen." Es gab noch einen anderen Kommentar, der mir sehr gut gefallen hat: "Beste Übung – klappt immer!" (lacht).

Auf Giovannis Beweisvideo warten Sie vermutlich nach wie vor?

Das schon, aber ich traue Giovanni vieles zu und behaupte, dass ich ihm einen Salto beibringen könnte. An dieser Stelle biete ich ihm das gerne an.

Im Pressetext zu Ihrem Album "Süchtig" ist zu lesen, dass Sie sich "extrem elegant zwischen Stilen, Genres, Jahrzehnten (und Flirts!) bewegen". Flirten Sie gerne, obwohl Sie in festen Händen sind?

Das stimmt, ich bin seit mittlerweile zehn Jahren in einer Beziehung. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich flirte mit meiner Freundin, und damit bin ich sehr glücklich.

Ihre Freundin heißt Lorena, einer Ihrer Album-Songs heißt aber "Luisa". Wer ist eigentlich "Luisa"?

"Luisa" heißt eigentlich Ruby und hat schon in fünf Musikvideos von mir mitgespielt, was mich sehr freut, denn sie macht das immer sehr schön.

Über den Gesprächspartner

  • Ramon Roselly ist ein deutscher Schlagersänger, der 2020 die 17. Staffel der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" gewonnen hat. Sein damaliger Siegertitel "Eine Nacht" erreichte die Spitzenposition der offiziellen Singlecharts, seine ersten beiden Alben "Herzenssache" und "Lieblingsmomente" landeten jeweils auf Platz zwei. Der in einer Zirkusfamilie aufgewachsene Merseburger hat im August sein mittlerweile viertes Studioalbum "Süchtig" vorgelegt.
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