Die Suche nach dem alles überschattenden Oberthema der letzten sieben Tage für diesen Wochenrückblick war kürzer als die Zündschnur von Thomas Gottschalk, wenn er irgendwo jemanden gendern hört. Es war Black Week, gekrönt mit dem Black Friday.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die gute Nachricht dazu zuerst: Anders als man es im wokewahnsinnigen Korrektheitswahn, dem eine zwar kleine, aber dafür sehr laute Bubble inzwischen komplett verfallen ist, womöglich erwartet hätte, bleibt der hypersensible Cancel Culture Club überraschend still. Do You Really Want To Hurt Me doch nicht mehr mit jedem Deppenkommentar?

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Dabei hätte man durchaus Schlimmeres erwarten können als Reaktion auf die Rabattschlacht am Umsatz-Buffett für durchkommerzialisierte Schnäppchenjäger und turbokapitalistische Sales-Opfer. Immerhin steckt die Vokabel "Black" in sämtlichen Kommunikationsmaßnahmen der kundensuchenden Black-Week-Offerierer. Allein der Begriff "Black Friday" könnte von berufsempörten Chefanklägern aus den Social-Media-Kommentarspalten mit Leichtigkeit in eine Analogie zu Friday fehlinterpretiert werden. Jenem Freitag also, dem unterwürfigen Farbigen, wie er im kolonialistisch angehauchten Rassismus-Epos "Robinson Crusoe" beschrieben wird.

Aber es kommt anders. Vielleicht sind die selbsternannten Hüter der Political Correctness in diesen Zeiten zu sehr damit ausgelastet, Universitätsgelände mit roten Dreiecken zu beschmieren oder ihren jüdischen Mitmenschen zu erläutern, was Antisemitismus ist - jedenfalls bleiben sie in der "Black Friday"-Thematik stumm. Oder sie mögen die rasanten Preisreduktionen über das gesamte Produktportfolio der westlichen Welt irgendwie dann doch auch. Ein bisschen Konsum geht ja immer.

Ist er adeliger Russe? Lena Gercke feiert mit Zar Lando!

Außerdem im Wochenangebot: Die Rechtevergabe für die TV-Verwertung der Bundesliga. Nach einigen Irrungen und Wirrungen, inklusive eines gegen DAZN verlorenen Rechtstreits, gibt die DHL verschiedene Spiele-Pakete an diverse Fernsehsender. Insgesamt erfolgt die Neustrukturierung der Übertragungsaufteilung so komplex, dass gegen die Frage, wie man alle Spiele der ersten Bundesliga künftig bei welchem Sender empfangen kann, der Handlungsstrang von "Dark" wie ein Erholungsurlaub auf der Insel der Trivialitäten erscheint.

Wenn ich es richtig verstanden habe, zeigt DAZN zukünftig alle Spiele, bei denen mehr Spieler deutsche Vornamen haben, aber nicht deutsche Staatsbürger sind, als Brasilianer in der Vorwoche Scorerpunkte gesammelt haben. Sky dagegen bekommt den Zuschlag für alle Spiele, bei denen eine Mannschaft blaue Trikots trägt, außer der Mittelstürmer dieser Mannschaft hat an einem der drei Tage zuvor Pasta gegessen oder seine Schwiegermutter angerufen. Alle übrigen Spiele können per Pay-per-View bei Amazon Prime erworben werden, wenn man zuvor eine Autogrammkarte von Matthias Sammer aus der Saison 1992/1993 bei eBay ersteigert hat und in der Halbzeit des Supercup-Spiels vor Saisonbeginn "Hamburg meine Perle" in der HSV-Saison gesungen und sich währenddessen "Was ist 1 Wolfsburg?" auf den Unterarm hat tätowieren lassen.

Ein bemerkenswerter Nebeneffekt dieser hochkomplexen Rechtevergabe ist übrigens: Wenn man um Mitternacht drei Mal "Fernsehgelder" in den Badezimmerspiegel ruft, erscheint der Kassenwart vom FC Fulham, zeigt seinen TV-Gelder-Scheck und lacht sich 90 Minuten plus Nachlachzeit in den Schlaf.

Weniger zu lachen hatte ich persönlich diese Woche. GNTM-Premierensupermodel Lena Gercke feierte gemeinsam mit einem großen Kleidungshändler, Zalando glaube ich, ihre traditionelle Weihnachtsfeier. Gelegentlich war ich dort auch schon eingeladen, dieses Jahr haben mir Top-Celebrities wie Tim Schaecker, Luis Freitag, Savas Yurderi oder Janina Lin-Otto offenbar den so genannten Promirang abgelaufen. Aber naja, nicht verzagen, der Advent hat ja gerade erst begonnen und wer weiß, vielleicht reicht es ja dafür dieses Jahr für die Weihnachtsfeier von "Curry 36", dem Äquivalent zu Lena Gercke auf dem Sektor veganer Fast Food Imbissbuden.

Wendler Postmann zweimal impft

Natürlich vergeht aber auch diese Woche nicht ohne eine zünftige Comeback-Ankündigung des singenden Corona-Experten Michael Wendler. Der einst mit dem Chartkracher "Sie liebt den DJ" berühmt gewordene Teilzeit-Virologe und Schlagerexorzist euphorisiert seine acht verbliebenen Fans mal wieder mit einer vollmundigen Ankündigung. Dieses Mal geht es nicht darum, dass alle Corona-Geimpften spätestens im September 2021 verstorben sind, sondern um sein Comeback in Deutschland. Der mit seiner inzwischen fest bei OnlyFans angestellten Nacktehefrau Laura Müller nach Amerika ausgewanderte Vorsitzende des Xavier-Naidoo-Fanclubs in Florida kündigt für den Sommer 2025 "spektakuläre Konzerte" in Deutschland an. Was genau an einem Wendler-Konzert spektakulär sein soll, ist noch nicht abschließend geklärt.

Klar ist lediglich: Großspurig eine bombastische Deutschland-Tour ankündigen, das hatte der Duisburger Seichtmusikbarde bereits im vergangenen Jahr durchexerziert. Damals wurden alle geplanten Konzerte dann einige Monate später heimlich, still und leise wieder abgeblasen, nachdem nur etwa 14 Tickets verkauft werden konnten. Es wird also spannend, ob der Wendler dieses mal seine Rückkehr in ausverkaufte Konzerthallen feiern kann, oder ob er sich nach seinen Ausflügen in die Aluhut-Wissenschaft rund um die Covid-19-Pandemie wieder zielstrebig auf die intellektuell verhaltensauffällige Seite der Historie schlagen wird und sein neues Album beispielsweise "Vom Fluss bis zum See, Palästina ist OK" nennen wird. Vielleicht mit den Hitsingles "Da Sinwar dabei, datt is prima", "Bald Hamas geschafft" und "Intifada mit dem Lambo hin".

Das Tragische an der Figur Wendler ist ja vor allem: Er war nicht immer so. Als wir im Jahr 2016 gemeinsam an der TV-Tanzsensation "Let's Dance" arbeiteten, habe ich ihn als wohlerzogenen und bescheidenen Kandidaten kennengelernt, der sich bei mir mit einem fast schüchternen "Ich bin der Micha" vorstellte. Damals war die größte Irritation, die ihn umgab, sein leicht exzentrischer Hang zu Kajalstiften. Seinen später recht bizarren Karriere-Abzweig konnte man damals auf keinen Fall bereits erahnen.

Zwei Supernasen machen Schluss

Stichwort bizarre Karrierewendung: der hauptberufliche Oberschenkel-Abtaster Thomas Gottschalk, der nebenbei jahrelang das ZDF-Erfolgsformat "Wetten, Dass ...?" moderierte, hat sich diese Woche von seinem Podcast "Die Supernasen" zurückgezogen. Das jedoch nicht, weil er eingesehen hat, dass die Weisheiten und die Humorfarbe von ihm und Co-Host Mike Krüger seit ihrer Blütezeit in den 80er-Jahren mittlerweile auf eine etwas weniger breite Fanfront stößt und er einsichtig den geordneten Rückzug antritt. Nein, er geht in Echauffierpose und mit dem Gestus des verkannten Genies, das kein Interesse mehr daran hegt, seine geistige Turboüberlegenheit an sein strunzdummes Auditoriumpack zu verschwenden.

Aber was war passiert? Der outfitoriginelle Spaßmoderator hatte sich nach seinen Eskapaden um Blackfacing, "Z-Wort"-Interview, "Das darf man alles nicht mehr sagen"-ZDF-Abschied und seinem jüngsten Bodyshaming-Auftritt in seinem Podcast ("Wahrscheinlich muss ich Maite Kelly zur Seite schubsen, damit man mich sieht.") hatte sich RTL von seinem einstigen Zugpferd getrennt und ihm den Podcaststuhl vor die Tür gestellt.

Oder Gottschalk selbst hat die Kopfhörer hingeschmissen, weil er "es leid ist, dauernd von den Leuten interpretiert zu werden, die mich damit öffentlich beschädigen wollen und von denen missverstanden zu werden, die mich einfach nicht verstehen wollen". So oder so: Das Opfer in dieser unangenehmen "Die Alte ist so fett, wenn mich jemand sehen soll, muss ich sie wohl von der Bühne ballern"-Affaire ist auf jeden Fall Gottschalk, der absichtlich missverstandene altinternationale Grandsenior des Primetime-Entertainments.

Ein Schuss, kein Tor, die Bayern ...

Und dann gab es natürlich auch noch den German Classico. Borussia Dortmund empfing den FC Bayern München. Dortmund trat mit einer weißen Weste an. Alle Heimspiele dieser Saison gewonnen. Auch gegen den Favoriten aus München sah es lange Zeit so aus, als könne der BVB tatsächlich als Sieger vom Feld gehen. Am Ende wurde es ein 1:1, begünstigt durch zwei dubiose Schiedsrichterentscheidungen. Zunächst ignorierte der sichtlich überforderte Referee Sven Jablonski eine Tätlichkeit von Leroy Sané an Patrick Groß.

Anschließend traf besagter Sané wenige Minuten vor dem Ende mit einem Freistoß nicht das Tor, sondern Niklas Süle ins Gesicht, der daraufhin auf dem Rasen liegen blieb. Jablonski ließ weiterspielen, Flanke, Kopfball Jamal Musiala, Ausgleich. Im Regelwerk ist ein solcher Fall recht klar geregelt. Der Schiedsrichter muss das Spiel unterbrechen, wenn ein Spieler verletzt am Boden liegt. Wenn es sich um eine Kopfverletzung handelt, wie in diesem Fall, sogar umgehend. Das ist auch sinnvoll, denn wenn der Kopf betroffen ist, kann es um Sekunden gehen, um den Spieler bestmöglich zu behandeln. Etwa, wenn er bewusstlos geworden ist und/oder seine Zunge verschluckt hat. Hier weiterspielen zu lassen ist lebensgefährlich. Daher ist seitens des Unparteiischen mit sofortiger Unterbrechung zu reagieren. Hätte Jablonski einen Tag erwischt, an dem er nicht in FC-Bayern-Bettwäsche aufgewacht ist, wäre das Tor so nicht gefallen bzw. nicht gegeben worden.

Nun ist es für Fußballfans, die der Borussia aus Dortmund wohlgesonnen sind, nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches, in Spielen gegen den FC Bayern von Schiedsrichtern (sagen wir mal freundlich) originell behandelt zu werden. Wenn man dabei war, wie dem BVB aufgrund atemberaubend katastrophaler Fehlentscheidungen bereits ein DFB-Pokalendspiel und ein Champions-League-Finale gegen die Münchner Schiri-Lieblinge genommen wurde, regt einen ein normales Bundesligaspiel an einem kalten Novemberabend nicht mehr tagelang auf. Man geht davon aus, dass sowas passieren wird. Zumal es diese Saison irgendwie auch egal ist. Bei 10 Punkten Rückstand nach nur 12 Spieltagen ist der FC Bayern ohnehin nicht Benchmark von Borussia Dortmund. Korrekte Schiedsrichterleistungen dürfte man aber dennoch erwarten. You'll Never Walk Alone!

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