Einer der interessantesten Sätze, die sich in mein Gedächtnis gebrannt haben, lautet: "Die Definition von Wahnsinn ist: Immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Diese Worte werden Albert Einstein zugeschrieben. Aber selbst, wenn sie von Markus Söder wären, träfen sie dennoch zu 100 Prozent zu.
Das kommt bei Sätzen von
Der hatte diese Woche Hufeisen-Pazifistin
E-Fuels: Der MiniDisc-Player der alternativen Kraftstoffe
Die Ergebnisse geben Markus-Albert Einstein-Söders Wahnsinns-Theorie eindeutig Recht. Selbst Markus Lanz, dem
Das jedenfalls behauptet die TV-Zeitung "Hoerzu". Ich bin keine Abonnentin, daher kann ich es nicht mit Gewissheit behaupten, aber nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitstheorie müsste das bedeuten, dass die "Hoerzu" auch
Aber zurück zum Thema. In der gemütlichen Familienshow "Markus Lanz" versuchte der von Produzent Markus Lanz engagierte Moderator Markus Lanz, dem verbrennerverliebten Dürr auf verschiedene Arten vorzurechnen, wie falsch letztendlich alle politischen Agendapunkte der FDP sind. Vor allem die von einem geheimen FDP-Generalsponsor aus Zuffenhausen orchestrierte Obsession für E-Fuels konnte mit verschiedenen Beispielen, Berechnungen und Fakten dechiffriert werden. Dürr jedoch – da kann man argumentativ durchaus von Nomen est Omen sprechen – beharrte eisern auf der unabdingbaren Notwendigkeit, verstärkt auf einen Kraftstoff zu setzen, der selbst vom weltweit größten Automobil-Anwalt, dem ADAC, als nicht geeignet erachtet wird.
Der nämlich sagt: "Aufgrund der zahlreichen einzelnen Schritte fallen bei der Herstellung von E-Fuels hohe Wirkungsverluste an. Von der im Prozess eingesetzten Energie bleiben in der "Well-to-Wheel"-Betrachtung am Ende nur zehn bis 15 Prozent übrig. Zum Vergleich: Im Elektroauto kommen 70 bis 80 Prozent der Ausgangs-Energie am Rad an. Deshalb stellt sich natürlich die Frage nach der Sinnhaftigkeit, die wohl nur beim Einsatz von zusätzlich erzeugtem regenerativen Strom positiv zu beantworten ist."
Öfter mal gegen den Dürr-Rahmen gelaufen
Dürr, das muss man immerhin anerkennen, blieb konsequent der Parteilinie treu und ließ sich (ganz in der Tradition der aktuellen FDP) keinesfalls von Fakten verwirren oder gar von deutlich besseren Argumenten überzeugen. Im Diskurs-Fachjargon nennt sich diese Verhaltensweise übrigens "christianus lindnerus impertinentia". Dürrs Verteidigungsstrategie bestand in erster Linie aus der inflationär genutzten Vokabel "technologieoffen". Außerdem ein Dauerbrenner: Man brauche "so viele Optionen wie möglich, um die Klimaziele zu erreichen". Außer jetzt halt Tempolimit. Ein recht unmissverständliches Anzeichen dafür, dass die FDP nicht nur die Technologie offen hat.
Man muss kein Einstein der Politik sein, um zu wissen, dass bei dieser Positionierung eine Agenda herauskommt, ausschließlich auf eine Klientel ausgerichtet, bei der mehrere Sportwagen jenseits der 150.000 Euro in der Garage stehen. Übersieht Dürr das? Merkt er es nicht? Oder ist es ihm egal? Oder, mitunter die wahrscheinlichste Variante, will er es genauso? Dürr bleibt dem ungeachtet radikal standhaft. Freunde macht er sich damit abseits der Chefetage am Stuttgarter Porscheplatz 1 eher nicht. Weder in der Talkrunde noch bei den Zuschauern. Trotzdem wird durchgelächelt. Dürr ist vermutlich großer Miley-Cyrus-Fan und lebt nach dem Motto: "I can buy myself Flowers". Das allerdings geht auch nicht mehr besonders lange. Jedenfalls, wenn es mit dem FDP-gemachten Klimawandel so weitergeht.
Und so zieht sie dahin, die öffentliche Beerdigung der E-Fuels-Illusion. Flankiert von Massaker-Markus mit seiner amtlichen Dürr-Demontage. Am Ende der Sendung nicken alle Beteiligten generös in die Kamera und stellen sich gedanklich ein erstes Zeugnis für ihre Auftritte aus. Christian Dürr, der sich mit seinem Parteichef Lindner nicht nur einen Vornamen, sondern auch das Talent teilt, sich innerhalb kürzester Zeit zu verschiedensten Themen als außergewöhnlich eloquent, aber dafür strikt ahnungslos zu präsentieren, rechnet kurz aus: Zu zuletzt fünf vergeigten Landtagswahlen, von denen man bedauerlicherweise nur maximal einer Marie-Agnes Strack-Zimmermanns Karnevalswitze in die Schuhe schieben kann, gesellt sich nunmehr ein legendär kenntnisarmer Auftritt im ZDF-Tribunal. Mittelprächtig.
Noch wach?
Was vom Abend übrig bleibt, ist günstigstenfalls die Frage: Was kommt eher? Das FDP- oder das Verbrenner-Aus? Bei der aktuellen Zufriedenheits-Quote von bundesweit 1 Prozent scheint die Frage nach E-Fuels sich für die FDP ohnehin erledigt zu haben. Da sollte man sich bei den "Der Markt regelt das"-Avengers statt erneuerbaren Energien vielleicht erstmal erneuerbaren Parteispitzen widmen. Ein Prozent, oder wie Sahra Wagenknecht sagt: Absolute Mehrheit!
Stichwort erneuerbare Spitzenpositionen: Unter der Woche präsentierte der KiWi Verlag den Teaser zum neuen Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre. Im April erwartet uns der erste Roman des einstmals als Pop-Literat in den Literaturhimmel hochfeuilletonierten Berlin-Mitte-Kulturbeauftragen seit "Panikherz". Sein Werk damals: Eine Hommage an Udo Lindenberg. Und auch das, so hört man, widmet sich Protagonisten der deutschen Medienlandschaft, die nach exzessivem Ausleben ihrer toxischen Melange aus Drogen, Alkohol, Größenwahn und zu viel Macht schließlich an einem Ort stehen, der in literarischer Einvernehmlichkeit klischeegewaltiger Einfalt oftmals als Abgrund bezeichnet wird. Anders als für Lindi, wie ihn Freunde (und ich) nennen, geht es für die – selbstredend frei erfundenen – Chefredakteure im neuen Stuckrad-Barre allerdings nach dem Horizont vermutlich nicht weiter.
Viele interessierte Beobachter auf dem Boulevard der Eitelkeiten unserer Medienlandschaft hatten sich von einem Insider wie Stuckrad-Barre, der stets gleichzeitig als Chronist wie Hauptdarsteller dieses Celebrity-Zirkusses agiert, mehr erhofft: Wenn dieser "Soloalbum"-Junge schon einen #MeToo-Roman vorlegt, der im hauptstadtjournalistischen Milieu Berlins spielt, dann hätte er ja wenigstens die skandalüberladene Jauchegrube des Axel Springer Verlags als Kulisse wählen können. Wie spektakulär wäre es, wenn in "Noch wach?" (so der Titel des anstehenden Bestsellers) subtil die Fragen beantwortet worden wären, wie der Fall Reichelt nebst dessen zerschellter Männerfreundschaft zu Mathias Döpfner tatsächlich abgelaufen ist.
Wenn zwischen den Zeilen dokumentiert würde, welche Abgründe der Öffentlichkeit aufgrund juristischer Notwendigkeiten bislang vorenthalten wurden. Welche menschlichen und charakterlichen Bankrotterklärungen sich auftaten im Paternoster der Schnellbeförderungen. Diese historische Chance lässt sich der sonst so treffsicher das perfekte Momentum nutzende Starautor leider aus unerfindlichen Gründen entgehen. Sein Werk spielt, so wurde mir berichtet, nicht im Axel Springer Hochhaus. Niemand heißt Julian, niemand Mathias. Der primäre Handlungsort ist keine Redaktion einer Boulevard-Zeitung, sondern ein Fernsehsender.
Stellt Euch mal vor, im neuen Roman von Stuckrad-Barre (übrigens ein Anagramm von "Barracke Durst", aber das nur am Rande) würde schonungslos abgerechnet mit menschenverachtenden Machenschaften in Deutschlands größtem Verlagshaus. Stellt euch mal vor, Details würden beschrieben, die den ohnehin bereits in Gang gesetzten Schlussakkord für den angeschlagenen Verlag deutlich beschleunigen würden. Details, die Machtmissbrauch, Drogenkonsum und napoleonische, sexuelle Geltungssucht beschreiben würden. In denen Chatprotokolle und Hotelzimmertreffen nacherzählt und Handybilder beschrieben würden. Die eine Atmosphäre und ein System konsequenter, geduldeter, verschleierter, gedeckter und sogar bewunderter Ausnutzung junger Frauen in schutzloser Umgebung aufdecken würden. So ein Roman wäre ein überlebensgroßes Denkmal für die Ewigkeit geworden. Aber so? Von mir eine klare Nichtkaufempfehlung. Schöne Woche!
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