Ein Rapper in Untersuchungshaft beschäftigt zwei Staatsoberhäupter. Der amerikanische Musiker ASAP Rocky wird in Schweden festgehalten. Nun mischt sich Donald Trump in den Fall ein. Einige vermuten dahinter einen politisch motivierten Schachzug.
Für einen Auftritt beim "Smash"-Festival reiste US-Rapper ASAP Rocky Ende Juni nach Schweden. Statt jedoch seine Europa-Tour fortzusetzen, sitzt er dort seit Anfang Juli in Untersuchungshaft.
Am 30. Juni, zwei Tage vor seinem Auftritt, soll er einen Mann auf offener Straße niedergeschlagen und verletzt haben. Nach dem Konzert wurde der Rapper in der Nacht vom 2. Juli festgenommen.
Die schwedische Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen Körperverletzung.
Doppelter Videobeweis
Schon am 1. Juli kursierte ein Video des Zwischenfalls im Netz. Einen Tag später konterte ASAP Rocky und veröffentlichte seinerseits eine Aufnahme, die eine verbale Auseinandersetzung zwischen ihm und zwei Männern zeigt. Er beteuerte, seine Reaktion sei Notwehr gewesen.
Auch Rockys Anwalt Slobodan Jovicic argumentiert so: Er sagte auf einer Pressekonferenz in Stockholm, der Musiker räume ein, den Mann bei der Auseinandersetzung zu Boden geworfen zu haben. Er sei auf dessen Arm getreten und habe ihn geschubst. Dies sei aber nach Provokationen des Kontrahenten geschehen.
Dieser und ein weiterer Mann hätten ASAP Rocky verfolgt, sich aggressiv verhalten und Rockys Bodyguard angegriffen. Der Musiker habe daraufhin länger versucht, die Männer davon zu überzeugen, sie in Ruhe zu lassen. "Er betrachtet sich als unschuldig", sagte Jovicic. Staatsanwalt Daniel Suneson sagte laut dpa, seinem Entschluss zur Anklage liege neben dem Video auch weiteres Material zugrunde.
Prominente Unterstützung für ASAP Rocky
Zahlreiche Prominente wie Kim Kardashian und Justin Bieber haben sich hinter ASAP Rocky gestellt. Auch Präsident
Vergangene Woche twitterte er, dass er mit dem schwedischen Staatsoberhaupt Stefan Löfven telefoniert habe. Dieser wies den US-Präsidenten laut dpa jedoch vor allem darauf hin, dass das schwedische Justizsystem unabhängig ist.
Trump hielt das nicht davon ab, weitere Forderungen in Richtung der schwedischen Regierung zu stellen und diese anzugreifen. Er twitterte, er habe Aufnahmen gesehen, die zeigten, dass Rocky von "Unruhestiftern" verfolgt und bedrängt worden sei.
Des weiteren schrieb er : "Behandelt Amerikaner fair!" und "Schweden hat unsere afroamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten im Stich gelassen". Er sei "sehr enttäuscht" von Stefan Löfven.
Ein politischer Schachzug von Donald Trump?
Einige amerikanische Medien bringen Trumps Aussagen direkt in Verbindung mit seinen vorherigen Angriffen auf vier demokratische Politikerinnen mit Migrationshintergrund. Trump war wegen seiner rassistischen Äußerungen in die Kritik geraten. Nun wolle er diesen Ruf wieder loswerden, argumentieren mehrere Kommentatoren.
Der Präsident hatte vier demokratische Abgeordnete aufgefordert, sie sollten "dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind und helfen, diese total kaputten und kriminalitätsverseuchten Orte wieder in Ordnung zu bringen". Auf Twitter beteuerte er danach, er habe "keinen rassistischen Knochen im Körper".
Auf einer Pressekonferenz betonte Trump nun: "Viele Mitglieder der Afro-Amerikanischen-Gemeinschaft haben mich angerufen – Freunde von mir – und mich gefragt: 'Kannst du helfen?' Ich kenne ASAP Rocky nicht persönlich, aber ich kann Ihnen sagen, dass er große Unterstützung von der Afro-Amerikanischen-Gemeinschaft in diesem Land bekommt."
Wenn er von afro-amerikanisch rede, könne er auch sagen "von allen in diesem Land, denn wir sind alle eins", betonte Trump.
ASAP Rocky drohen zwei Jahre Haft
"Wir machen so viel für Schweden, aber umgekehrt scheint das nicht zu funktionieren. Schweden sollte sich auf sein echtes Kriminalitätsproblem konzentrieren!", wetterte Trump auf Twitter.
Der US-Präsident hatte bereits kurz nach der Festnahme von ASAP Rocky erklärt, er stehe für die Kaution des Rappers ein.
Über den Musiker wurde allerdings Untersuchungshaft verhängt, da nach Ansicht der schwedischen Behörden Fluchtgefahr besteht. Dem Rapper droht eine Haftstrafe bis zu zwei Jahren. Bewährungsstrafen gibt es in Schweden nicht. Sein Prozess soll am Dienstag beginnen. (dpa/awa)
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