Im Interview mit unserer Redaktion erzählt Komikerin und Autorin Gaby Köster, wie Spiritualität ihr nach ihrem schweren Schlaganfall geholfen hat.

Ein Interview

Vor 16 Jahren erlitt Comedy-Star Gaby Köster einen schweren Schlaganfall. Ans Aufgeben hat die 62-Jährige jedoch nie gedacht und vor allem in der Spiritualität großen Halt gefunden. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Gaby Köster über ihr neues Buch "Meine Energiewende – Wie ich die Spiritualität als Lebensretter entdeckte" und erzählt, warum sie keine Angst vor dem Tod hat. Zudem erklärt sie, warum sie die Kommerzialisierung von Spiritualität in den sozialen Medien kritisch sieht und warnt vor "Scharlatanen".

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Frau Köster, vor inzwischen etwas mehr als 16 Jahren, im Januar 2008, haben Sie einen schweren Schlaganfall erlitten. Wann wurde Ihnen damals bewusst, wie lebensverändernd dieser eine, vermeintlich kleine, Moment war?

Gaby Köster: So richtig bewusst ist es mir erst mit der Zeit geworden, als ich mich in verschiedenen Lebenssituationen befand. Plötzlich war ich mit Fragen wie "Wie schmiere ich mir mit nur einer beweglichen Hand ein Butterbrot?" konfrontiert. Vor meiner Rückkehr in den Alltag konnte ich demnach noch nicht wirklich einschätzen, wie groß die Veränderungen für mich und mein Leben sein würden.

In Ihrem Genesungsprozess hat auch die Spiritualität eine große Rolle gespielt, der Sie sich in Ihrem neuen Buch "Meine Energiewende – Wie ich die Spiritualität als Lebensretter entdeckte" widmen – inwiefern hat die Spiritualität Ihr Leben gerettet?

Auch in meinem Leben scheint nicht nur die Sonne. Dennoch wollte ich den Weg aus Durchhängern und schweren Episoden schaffen und habe mich gefragt, was mich aufbaut und mir Kraft gibt. So bin ich immer tiefer in das Thema Spiritualität eingestiegen und konnte neue Kraft sammeln, um den schweren Weg weiterzugehen.

Für Gaby Köster ist der Tod "weder spooky noch angsteinflößend"

Waren Sie schon vor dem Schlaganfall für Spiritualität empfänglich?

Auf jeden Fall. Ich war definitiv kein Neuling mehr auf dem Gebiet. Insofern habe ich mein bestehendes Wissen immer mehr vertiefen können.

Ihr Buch ist kein reiner Erfahrungsbericht, wie Sie zur Spiritualität gekommen sind, sondern liefert auch Einsteigern viele Informationen rund um Themen wie Chakren oder Kraftorte.

Richtig. Man schnappt zwar häufig Begriffe wie "Chakra" oder "Kraftort" auf, weiß aber oft gar nicht, was es damit wirklich auf sich hat. So ging es mir ganz am Anfang natürlich auch. Ich habe festgestellt, dass diese Themen Menschen, die keinen spirituellen Bezug haben, häufig aufstoßen. Umso wichtiger war es mir zu zeigen, dass es durchaus möglich ist, mit der Spiritualität und ihren Helfern das Leben nicht nur zu verschönern, sondern auch Lebenssituationen zu verändern.

Konnten Sie in der Vergangenheit Menschen für Spiritualität begeistern, die dem Ganzen zunächst kritisch gegenüberstanden?

Oh ja, das konnte ich. Ich biete Energieberatungen an. In diesem Zusammenhang kommen Menschen mit den verschiedensten Fragen zu mir und wir werfen einen wortwörtlichen Blick in die Karten. Im Anschluss wurde mir schon häufig das Feedback gegeben, dass vieles von dem, was ich in den Karten gesehen habe, auch eingetreten ist. Diese Rückmeldung gab es auch schon von Menschen, die der Spiritualität zunächst skeptisch gegenüberstanden.

Ich kann mir vorstellen, dass man mithilfe der Spiritualität anders auf das Leben blickt – aber auch auf den Tod. Wie ist das bei Ihnen?

Vor dem Tod habe ich keine Angst. Da ich bereits vor Jahren eine Nahtoderfahrung hatte, ist der Tod für mich weder spooky noch angsteinflößend. Er gehört zum Leben dazu und streng genommen kommen wir alle ja aus dem Leben nicht lebendig heraus. Es gibt Menschen, die die Meinung vertreten, nach dem Tod käme nichts mehr. Daran glaube ich überhaupt nicht. Für mich ist alles im Leben Energie und Energie bleibt.

Köster über Nahtoderfahrung: "Ich glaube, dass das, was ich erlebt habe, heilsam für andere Menschen sein kann"

Was passiert also mit uns, wenn wir sterben?

Ich weiß, dass man von lieben Menschen, die bereits verstorben sind, abgeholt wird. Das war auch bei mir so: Mein Vater kam während meiner Nahtoderfahrung zu mir. Er verstarb mit nur 49 Jahren als ich gerade 17 war – insofern habe ich mich natürlich wahnsinnig gefreut, ihn zu sehen. Ich wäre auch länger bei ihm geblieben, musste ihm dann aber sagen, dass ich zurück zur Mama und meinem Kind müsse. Natürlich wusste mein Vater all das. Irgendwann sagte er dann zu mir, ich müsse jetzt gehen, bevor es zu spät sei. Ehe man zu lange zwischen Leben und Tod ist, wird man zurück ins Leben geschickt – vor allem, wenn man im Leben noch etwas zu tun hat. Das war zumindest immer meine Erklärung, warum ich zurückkommen durfte: Anscheinend habe ich hier auf der Erde noch etwas zu tun. Andernfalls wäre ich ja bei meinem Vater geblieben.

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Wie reagieren Außenstehende, wenn Sie von dieser Erfahrung berichten?

Ich glaube, dass das, was ich erlebt habe, heilsam für andere Menschen sein kann. Einmal habe ich meinem Zahnarzt, dessen Vater kurz zuvor verstorben war, von meiner Nahtoderfahrung und der Begegnung mit meinem Vater erzählt. Für ihn hatte meine Erzählung etwas Tröstendes, weil es ihn glücklich gemacht hat, zu hören, dass Verstorbene unser Leben auf der Erde mitverfolgen.

In Ihrem neuen Buch ist ein Brief abgedruckt, den Sie von Bundeskanzler Olaf Scholz erhalten haben – zumindest ist das der Eindruck, den man beim ersten Durchblättern erhält. Tatsächlich haben Sie diesen Brief in seinem Namen "vorformuliert", wie Sie so schön schreiben. Was hat es damit auf sich?

Herr Scholz hat in gewisser Weise etwas Unnahbares und ich mochte den Gedanken, ihn auf diese Weise etwas nahbarer zu machen. So ist die augenzwinkernde Idee des Briefes entstanden, in dem er mir für vermeintliche Chakren-Behandlungen dankt (lacht).

Damit dürfte Bundeskanzler Scholz vermutlich auf der Liste jener stehen, die ein Belegexemplar Ihres Buches erhalten …

Das stimmt wohl, ich werde das mal besprechen.

Warnung vor Kursen, die über die Social Media angeboten werden

Ihr Sohn, der überzeugter Naturwissenschaftler ist, hat Ihr Buch im Entstehungsprozess gegengelesen. Das stelle ich mir spannend vor: Wird im Hause Köster also auch mal leidenschaftlich über den Spagat zwischen Spiritualität und Naturwissenschaften diskutiert?

So ist es! Das Verrückte an meinem Kind ist, dass er mich trotz seiner naturwissenschaftlichen Orientierung hin und wieder um spirituellen Rat fragt. Inzwischen haben wir daraus sogar ein kleines Ritual entstehen lassen. Mein Sohn ist viel beschäftigt, umso schöner ist es, sich gemeinsam die Zeit zu nehmen und hin und wieder gemeinsam einen Blick in die Karten zu werfen.

Das Thema Spiritualität ist natürlich inzwischen auch längst in der digitalen Welt angekommen. Ich denke hierbei etwa an Mindfulness-Influencer in den sozialen Medien, die reichweitenstarke Accounts betreiben und entsprechend hohe Einnahmen generieren. Wie blicken Sie auf diese Form der Kommerzialisierung?

Vor Kursen und Coachings, die bei Instagram oder TikTok angeboten werden, warne ich ausdrücklich. Natürlich gibt es legitime Fortbildungen, die über das Internet vertrieben werden. Es gibt aber auch Seminare, die mit wahnsinnig viel Humbug und Geldmacherei einhergehen. Es ist immer ratsam, die einzelnen Kanäle und die Menschen, die dafür verantwortlich sind, zu überprüfen. Natürlich gibt es professionelle Kanäle mit Mehrwert, keine Frage. Aber es gibt leider auch etliche Scharlatane …

… die einen entsprechenden Schatten auf seriöse Angebote werfen.

So ist es. Diese Machenschaften gehen mir schwer auf die Eierstöcke und nerven. Kanäle, die sich als spirituell ausgeben, es aber gar nicht sind, schaden der Branche extrem. Außerdem wird hier mit dem Vertrauen und den Schicksalen von Menschen gespielt.

Sie haben vor rund zwei Jahren erzählt, dass Hawaii noch auf Ihrer persönlichen Reise-Bucket-List steht – konnten Sie hinter diesen Punkt inzwischen einen Haken setzen?

Leider noch nicht. Aber ich habe ja noch Zeit und hoffe, diesen Haken ganz bald setzen zu können. Denn ich sage grundsätzlich zu allem "Sag niemals nie!". Denn erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt (lacht).

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