Der frühere "Geo"-Chefredakteur und langjährige Moderator der "NDR Talk Show", Hermann Schreiber, ist tot. Er sei im Alter von 90 Jahren in der Nacht zu Ostersonntag gestorben, bestätigte ein Sprecher des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr am Dienstag unter Berufung auf die Angehörigen.
"Hermann Schreiber gehört zu den großen Journalisten der Bundesrepublik", teilte die Verlagschefin von Gruner-Jahr, Julia Jäkel, mit. "Klug, feingeistig, abwägend und humorvoll" habe er das Magazin "Geo" in den 80er Jahren in Hamburg entscheidend mitgeprägt. "Gruner + Jahr verneigt sich in Respekt vor diesem Menschenfreund."
Der aus Ludwigshafen stammende Schreiber war ein Journalist mit Herzblut, der seine Karriere mit dem klassischen Einstieg über ein Volontariat beim "Staatsanzeiger für Württemberg-Baden" begann. Von der anschließenden "Stuttgarter Zeitung" wechselte er 1964 zum Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Für eine Reportage über den Vietnamkrieg wurde Schreiber 1966 mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis bedacht.
Vom "Geo"-Chefreporter zum Chefredakteur
Eine "Spiegel"-Titelgeschichte ging Schreibers vielbeachtetem Buch über die "Midlife Crisis" (1976) voraus, in der er die Krise in der Mitte des Lebens als "Phase der Selbstprüfung und der Neubewertung" ansah. Von 1979 an stieg er vom "Geo"-Chefreporter bis zum Chefredakteur auf und gab diese Funktion im November 1992 auf.
In dieser Zeit - 1979 bis 1993 - brachte Schreiber parallel zu seinen publizistischen Aufgaben mit hartnäckigen und einfühlsamen Fragen die prominenten Gäste der "NDR Talk Show" dem Publikum näher. Live aus der legendären Hamburger Musikkneipe "Onkel Pö", die es längst nicht mehr gibt, begrüßte er am 9. Februar 1979 erstmals gemeinsam mit den Journalisten-Kollegen Dagobert Lindlau und Wolf Schneider die Gäste im Studio und die Zuschauer vor den Bildschirmen.
Nach seinem Ausscheiden aus der Talkrunde publizierte Schreiber weiter, darunter ein weiteres Werk über den früheren Bundeskanzler Willy Brandt und dessen Rücktritt. Zuvor hatte er sich ausführlich mit dem Sterben auseinandergesetzt und mit "Das gute Ende. Wider die Abschaffung des Todes" (1996) ein Tabu-Thema aufgegriffen. © dpa
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