2018 stand sie im Finale von "Germany's Next Topmodel", sechs Jahre später ist Julianna Townsend als Sängerin tätig und veröffentlicht am 24. Mai ihre neue Single "Hypnotized".
Im Gespräch mit unserer Redaktion blickt Julianna Townsend auf ihre Zeit bei GNTM, auf den Diversitätsgedanken, der in dem Format von
Frau Townsend, Sie sind dem TV-Publikum vor allem durch Ihre Teilnahme bei "Germany's Next Topmodel" 2018 bekannt geworden – damals haben Sie den zweiten Platz belegt. Inzwischen sind Sie als Singer-Songwriterin aktiv. Was war zuerst da: die Liebe fürs Modeln oder für die Musik?
Julianna Townsend: Ich habe schon als Kind im Kinderchor gesungen. Insofern würde ich sagen, dass die Musik schon immer einen festen Platz in meinem Leben hatte. Mit dem Modeln habe ich mit etwa 15 Jahren angefangen. Ich kann mich aber daran erinnern, schon als kleines Mädchen immer gerne "Germany's Next Topmodel" geguckt zu haben. Zusammen mit meinen Freundinnen habe ich dann gespielt, über den Laufsteg zu laufen und für Fotos zu posieren – natürlich hat jede von uns dann auch immer, ganz wie bei GNTM, ein Foto bekommen (lacht).
Wie wäre Ihre Karriere möglicherweise verlaufen, wenn Sie 2018 bei GNTM gewonnen hätten?
Ich glaube, dass ein Sieg den Weg, den ich gegangen bin, nicht sonderlich beeinflusst hätte. Egal, welchen Platz die Teilnehmerinnen bei GNTM belegen – jede von ihnen geht ihren eigenen Weg und das ist auch gut so. Während einige von ihnen etwa noch intensiver in die Modelbranche eintauchen, widmen sich andere der Social-Media-Welt. Dabei sollte stets im Fokus stehen, was den Mädels am meisten Spaß bereitet. Es gibt auch viele Teilnehmerinnen, die nach ihrer Zeit bei GNTM in ihren ganz normalen Job zurückgekehrt sind – das trifft sogar auf einige Gewinnerinnen zu.
Also haben Sie sich voll und ganz der Musik verschrieben oder sind Sie noch als Model tätig?
Ich habe keine Modelagentur, dennoch kommen ab und zu über Kontakte Modeljobs zustande und ich habe auch Einnahmen durch Social Media. Trotzdem ist und bleibt die Musik mein Lebensmittelpunkt.
Sich in der Musikbranche als Singer-Songwriterin zu etablieren, ist nicht einfach. Wurden Sie mit Blick auf Ihre Teilnahme bei GNTM mit Vorurteilen konfrontiert?
Mit Vorurteilen direkt konfrontiert wurde ich zwar nicht, dennoch denke ich, dass in der Musikindustrie gewisse Vorurteile herrschen. Insofern ist es natürlich herausfordernd, sich in der Branche durchzusetzen. Man kennt mich vorrangig durch meine Teilnahme bei GNTM, umso wichtiger ist es mir, nicht mit Klischees wie "Jetzt probiert sie es als Sängerin" in Verbindung gebracht zu werden. Denn schon vor "Germany's Next Topmodel" habe ich professionell gesungen. Ich sehe es aber auch positiv und freue mich, wenn ich den Menschen beweisen kann, dass ich nicht nur das singende Model bin.
Wie hat sich Ihr musikalischer Stil seit Ihrer Teilnahme bei GNTM vor sechs Jahren verändert?
Ich glaube, mein Stil hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Als Musiker fragt man sich immer, was man will und welche Form von Musik man machen möchte. Allein auf diese Fragen eine Antwort zu finden, ist ein längerer Prozess. Aktuell bin ich stark von Soul-, R&B- und Hip-Hop-Einflüssen geprägt. Außerdem singe und schreibe ich meine Songs auf Englisch.
Könnten Sie sich auch vorstellen, deutschsprachige Songs zu singen?
Nicht wirklich. Ich persönlich höre sehr wenig deutschsprachige Musik, was nicht bedeuten soll, dass ich deutsche Songs nicht mag. Aber ich merke immer wieder, dass ich mich im englischsprachigen Songwriting mehr zu Hause fühle – umso richtiger fühlt es sich für mich an, meine Songs auf Englisch zu schreiben.
Für neue musikalische Projekte waren Sie kürzlich in Kalifornien und haben während dieser Zeit auch das legendäre Coachella-Festival besucht. Warum löst das Coachella Ihrer Meinung nach eine so große Faszination bei vielen Menschen aus?
Natürlich hat das Coachella-Festival inzwischen einen besonderen Ruf, sodass es Menschen aus der ganzen Welt wie magisch anzieht. Sagen zu können "Ich war auf dem Coachella" spielt demnach für viele Menschen sicher eine gewisse Rolle. Dazu kommt das wirklich tolle Line-up, das ich persönlich sehr genossen habe. Allem Hype zum Trotz muss aber auch gesagt werden, dass das Coachella an sich wahnsinnig überteuert ist – allein die Preise für Essen auf dem Festival haben es wirklich in sich (lacht).
Beim Coachella sind viele weibliche Acts aufgetreten – das ist nicht bei allen Musikfestivals so. Haben Sie in dieser Hinsicht als Female Act schon einmal negative Erfahrungen machen müssen?
Glücklicherweise noch nicht. Dazu muss ich aber sagen, dass ich mich in einer sehr weiblich besetzten Bubble bewege. Ich arbeite mit mehreren Produzentinnen zusammen, die in der Branche leider längst noch nicht so stark vertreten sind wie Produzenten. Produzentinnen zu finden ist nicht einfach, aber es gibt sie und vor allem gibt es sehr gute Producerinnen. Umso mehr liebe ich es, mich mit diesen Frauen zusammenzutun. Auch in Sachen Songwriting arbeite ich vermehrt mit Frauen zusammen. Häufig finden sich in den Lebensgeschichten mehr Schnittstellen und es findet ein intensiverer Austausch statt. Insofern mag ich es mehr, mit Frauen zusammenzuarbeiten, wenn es um Faktoren wie das Songwriting oder auch stimmliche Komponenten geht.
Um noch einmal auf "Germany's Next Topmodel" zurückzukommen: Das Format ist in den letzten deutlich diverser geworden. Wie blicken Sie auf diesen Wandel?
Die GNTM-Staffel, an der ich 2018 teilgenommen habe, war eine der ersten Staffeln, in denen der Diversitätsgedanke vor allem mit Blick auf People of Color eine größere Rolle gespielt hat. Dafür reicht allein ein Blick auf die ersten beiden Platzierungen im Finale (Julianna Townsend wurde Zweite, Toni Dreher-Adenuga gewann das Finale – Anm. d. Red.). Außerdem war damals schon vermehrt die Rede von Curvy Models. Rückblickend denke ich aber nicht, dass man die Curvy Models der Staffel wirklich als Curvy Models einstufen konnte, wenn wir davon sprechen, dass die Teilnehmerinnen ein vollkommen normales Körpergewicht hatten. Das sind aus meiner Sicht diskutierbare Elemente. Dennoch war in den folgenden Staffeln zu erkennen, dass der Diversitätsgedanke vermehrt verfolgt wurde. Heidi Klum hat die tolle Möglichkeit, den Diversitätsgedanken mit dieser Show anzustoßen und Models jenseits der typischen 90-60-90-Maße eine Plattform zu bieten. Natürlich orientiert sie sich auch an der Modeindustrie. Trotzdem finden im Zuge dieses Wandels kleinere Frauen oder Curvy Models einen Platz in der Branche.
Verfolgen Sie die aktuelle Staffel?
Nicht wirklich, aber ich habe natürlich mitbekommen, dass in der aktuellen Staffel erstmals auch Männer teilnehmen. Das finde ich cool und ich kann mir vorstellen, dass dieser neue Twist auch dem Format guttut.
Ist ein TV-Format wie "Germany's Next Topmodel" trotzdem noch zeitgemäß? Immerhin gehört zum Wandel der Zeit auch, dass es neue Kanäle und Formate für junge Talente gibt. Ich denke etwa an Social Media …
Das ist eine gute Frage, denn ich frage mich, ob Fernsehen an sich überhaupt noch zeitgemäß ist. Ich habe das Gefühl, dass das lineare Fernsehen bei vielen Menschen immer mehr in den Hintergrund rückt und Social Media eine immer größere Rolle einnimmt. Das bemerke ich übrigens auch bei GNTM. Schon während der Show werden die TikTok- oder Instagram-Accounts extrem stark bespielt – die Präsenz in den sozialen Medien scheint also inzwischen untrennbar mit dem Leben als Model zusammengeschmolzen zu sein. Als Model zu arbeiten und parallel eine große Reichweite zu generieren, gehört also zusammen.
Viele frühere GNTM-Teilnehmerinnen sind immer wieder in verschiedenen Reality-Formaten zu sehen, darunter auch das RTL-Dschungelcamp. Könnten auch Sie sich vorstellen, Ihr Lager rund um Deutschlands berühmtestes Lagerfeuer aufzuschlagen?
Nein (lacht). Natürlich gefällt mir eine gewisse mediale Aufmerksamkeit, aber eine Teilnahme beim Dschungelcamp würde ich mir freiwillig nicht antun. Dennoch finde ich es spannend, dass sich viele Menschen dieser Challenge stellen.
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