Hansi Hinterseer spricht im Interview über seinen 70. Geburtstag, die Zusammenarbeit mit seiner Frau und seinen verstorbenen Wegbegleiter Franz Beckenbauer.
Am Freitag (02. Februar) feiert
Herr Hinterseer, Sie leben in Kitzbühel. Wie sind aktuell die Bedingungen für passionierte Wintersportler und haben Sie als ehemaliger Profi das Hahnenkamm-Rennen vor Ort verfolgen können?
Hansi Hinterseer: Wir haben das Glück, dass uns der Jahresbeginn einen größtenteils richtig schönen Winter beschert hat, alles war wunderbar weiß verschneit. Ich persönlich habe im Moment nicht ganz so viel Zeit zum Skifahren, aber mit Blick auf das Hahnenkamm-Rennen war ich wieder bei der Besichtigung dabei und mit den Athleten unterwegs. Es bereitet mir immer eine große Freude, mit den Athleten die Piste an den Trainingstagen zu besichtigen oder mich mit ihnen am Start auszutauschen. Das Rennen habe ich direkt am Hang verfolgt.
Hansi Hinterseer präsentiert neues Album "Schön, dass es dich gibt"
Wie lief die Präsentation Ihres neuen Albums "Schön, dass es dich gibt" und des Doku-Films "Hansi Hinterseer – Willkommen in meinem Leben", die am Tag Ihres 70. Geburtstags (vorerst) in Österreich am 02.02. um 21.10 Uhr bei ServusTV, im Anschluss auch bei ServusON und am 11.02. um 20.15 Uhr im "Deutschen Musik Fernsehen" ausgestrahlt wird?
Ich mache das ja immer mal wieder, dass ich die Journalisten in die Berge einlade, um Ihnen meine neuen Alben vorzustellen. Etwas frische Luft tut doch jedem gut – vor allem den vielen Kollegen, die die meiste Zeit in der Redaktion vor dem Computer verbringen. Insofern war die Präsentation in meiner Heimat auf der Seidlalm wieder einmal eine rundum gelungene Sache, ein ganz tolles Miteinander.
Ist 2024 auch für Sie als gestandener Entertainer ein besonderes Jahr, schließlich feiern Sie nicht nur runden Geburtstag, sondern auch Ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum?
Wenn mich mein Management nicht darauf hingewiesen hätte, dann hätte ich das vermutlich nicht einmal mitbekommen – ich hab’s nicht so mit Geburtstagen und Jubiläen. Für mich ist jeder Tag wie ein Geburtstag. Ich bin froh, dass ich gesund bin und dass ich mit einer großartigen Familie leben darf. Natürlich sind diese beiden Jubiläen ein schöner Anlass, um sich zu erinnern. Es ist ja einiges passiert in meinem Leben und das versuchen wir jetzt ein bisschen mitzunehmen und zu feiern. Grundsätzlich bin ich sehr dankbar, dass sich die Journalisten nach wie vor melden und mir Fragen stellen. Das nehme ich als Kompliment und es wird auch noch einiges weitergehen bei mir. Es könnte auch ganz anders aussehen, dessen bin ich mir bewusst.
Blicken Sie mit einem gewissen Stolz auf die vergangenen 30 Jahre oder sogar mehr, wenn man Ihre Zeit als Profisportler hinzuzählt? 1974, also vor 40 Jahren, gewannen Sie im Riesenslalom in St. Moritz WM-Silber …
Man genießt es natürlich. Als Sportler ist man in jüngeren Jahren unterwegs und zum Großteil selbst für seinen Erfolg verantwortlich. Die Gesangskarriere ist etwas ganz anderes. Diese habe ich in erster Linie Jack White (Musikproduzent; Anm. d. Red.) zu verdanken. Die Möglichkeiten, die er mir gegeben hat, habe ich genutzt und auch mit guten Leuten und immer wieder auch tollen, neuen Ideen etwas daraus gemacht. Dass ich mittlerweile seit 30 Jahren dabei sein darf, macht mich glücklich. Es ist eine lange Zeit und ich bin allen dankbar, die mich auf meinem Weg begleitet haben.
Ihr neues Album, das am 02.02. erscheint, heißt "Schön, dass es dich gibt". Wann und zu wem haben Sie diesen Satz zuletzt gesagt?
Na, zu wem wohl? (lacht)
Ich nehme an zu Ihrer Frau, die auch einige Songtexte zu Ihrem Jubiläumsalbum beigesteuert hat …
Richtig. Mittlerweile sind wir seit 40 Jahren zusammen. Wir haben zwei tolle, gemeinsame Kinder und inzwischen auch Enkelkinder. Es passt einfach. Natürlich hat jeder Mensch auch seine Wehwehchen. Einen Partner an seiner Seite zu haben, mit dem man diesen Lebensweg gemeinsam gehen kann, ist ein großes Geschenk. Dafür braucht es neben der Liebe in einer Beziehung genauso ein gewisses Verständnis füreinander und den nötigen Respekt.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Ihrer Frau zustande?
Ich bekomme wahnsinnig viele Angebote und Demobänder für neue Songs und Alben zugeschickt. Oft sind zwar wunderbare Melodien darunter, doch nicht immer gefallen mir die Texte. Häufig springt meine Frau auf eine der Melodien an und schreibt einen Text dazu. In dieser kreativen Phase darf ich sie auch gar nicht stören, sie macht das dann ganz alleine mit sich aus und überrascht mich.
Im Musikvideo zu "I sitz auf an Stoa" sitzen Sie auf einem Stein inmitten eines Baches und das Wasser zieht an Ihnen vorbei. Entspricht dieses Bild Ihrem momentanen Lebensgefühl? Haben Sie sämtliche Strömungen des Lebens hinter sich gelassen und nun ein ruhigeres "Platzerl" gefunden?
Es ist ein Lied, das besser nicht passen könnte. Das Wasser rinnt stetig an dir vorbei – so wie das Leben selbst. Ab und zu kann es uns allen nicht schaden, wenn wir unser Leben Revue passieren lassen. Manche Dinge kann man besser machen, andere Dinge lernt man mehr zu schätzen. Ich denke dabei zum Beispiel an Freundschaften, die man mehr pflegen sollte. Ich nehme mich dabei nicht aus.
Hinterseer: Heute zählt mehr die Show als die Musik
Sie wollen mit Ihrer Musik Menschen berühren. Ist es schwieriger geworden, dafür eine Bühne zu bekommen? In den TV-Shows von Florian Silbereisen, Giovanni Zarrella und Co. werden selten ruhige Töne angestimmt. Haben Sie auch den Eindruck, dass die Konzepte eher darauf abzielen, die Halle mit Stimmungshits zum Beben zu bringen?
Es hat sich sicherlich viel verändert. Die zuständigen Unterhaltungschefs haben heutzutage zum Teil eine andere Vorstellung von Unterhaltung, als das früher der Fall war. Mein Eindruck ist, dass in heutigen Musikshows vor allem zählt, wie viele Tänzer auf der Bühne sind, wie viele Lichter die Halle bestrahlen und wie viel Konfetti umherwirbelt. Der einzelne Künstler, der die Musik präsentiert, geht dabei manchmal leider schon fast unter. Das finde ich schade. Mir kommt es darauf an, den Menschen eine gute Zeit zu geben. Mit meiner Musik möchte ich dazu beitragen, dass wir dankbar sind, anständig und respektvoll miteinander und auch mit der Natur umgehen können. Nur wie soll das funktionieren, wenn wir immer nur Vollgas geben? Wie sollen die Menschen dann in ihrem Alltag anders, bedacht und einfühlsam handeln können? Vielleicht bin ich mit den Jahren und der Erfahrung einfach auch nur selbst ruhiger geworden.
Wie gelingt es Ihnen, sich diesem Druck zu widersetzen und sich treu zu bleiben?
Ich bin immer meinen Weg gegangen. Damit lag ich auch nicht immer richtig, aber ich glaube schon, dass ich ein gutes Gespür dafür habe, was anderen ein gutes Gefühl gibt und auch mich glücklich macht. Partys hin, Partys her: Das ist alles in Ordnung. Doch wir können doch nicht den ganzen Tag nur Power machen. Wir müssen doch auch mal die Seele baumeln lassen dürfen. Das geht in der heutigen Gesellschaft aus meiner Sicht ein wenig verloren. Und leider Gottes bekommen wir mehr zu spüren, dass viele Leute unausgeglichener sind und – so scheint es mir – auch ungeduldiger und reizbarer werden.
Kommt diese Message auch in dem eingangs erwähnten Film über Ihr Leben zum Tragen? Worum geht es in der Doku?
Die Kameras begleiten mich seit meinem 6. Lebensjahr. Aufgewachsen bin ich auf der Alm, ehe der Sport hinzukam, der mich sehr geprägt hat. Ich gehörte als professioneller Skifahrer zur Weltspitze. Für Promotionzwecke war ich auf der ganzen Welt unterwegs, unter anderem in Amerika und Japan. Diese Einblicke gewähre ich den Zuschauern in diesem Film genauso wie Einblicke in meinen Einstieg in die Musik, die Musikshows und die Arbeit als Schauspieler. Uns lag sehr viel Material vor, das wir einbinden konnten. Ich zeige auch eine andere Seite von mir, denn es war nicht immer alles nur Sonnenschein, was glänzt.
Was meinen Sie konkret?
Wenn jemand über einen langen Zeitraum so etwas macht, dann ist das neben aller Freude an der Sache mit harter Arbeit verbunden. Du brauchst gute Leute um dich herum – und ein aufgeschlossenes mediales Umfeld. Im Endeffekt entscheidet aber immer noch der Fan, der die jeweilige Person, die dort auftritt, akzeptiert oder auch nicht. Ich habe über diese Doku hinaus noch viele Ideen im Hinterkopf, die ich gerne verwirklichen würde.
Sie haben schon fast die ganze Welt gesehen. Verreisen Sie heute noch gerne oder fühlen Sie sich in Ihrer Heimat Kitzbühel am wohlsten?
Als Profisportler bin ich wirklich viel herumgekommen. Für einen jungen Menschen, der ich damals war, ist das eine wahnsinnig tolle Möglichkeit, in andere Kulturen einzutauchen. Ich habe gelernt, dass man sich zu benehmen und sich den Gepflogenheiten anzupassen hat, wenn man in ein fremdes Land reist. Auch das könnte in unserer Gesellschaft besser zusammenlaufen. Darum liebe ich den Sport so sehr, dort lernst du genau das, er verbindet Menschen und ist eine gute Schule. Mit Erfolgen und Niederlagen umgehen, das lernt man dort – und vor allem lernt man sich selbst kennen. Heute bin ich natürlich etwas ruhiger geworden, auch weil ich eben schon so viel gesehen und erlebt habe.
Hansi Hinterseer über den Tod von Franz Beckenbauer
Ein anderer Weltreisender war der Anfang Januar verstorbene Franz Beckenbauer, der zeitweise so wie Sie in Kitzbühel lebte. Was ging in Ihnen vor, als Sie von seinem Tod erfahren haben? Sie kannten sich gut, waren früher gemeinsam Golfen und sogar Mountainbiken …
Ich kannte die Situation und wusste, dass es ihm immer schlechter ging. Am Ende war es leider eine Frage der Zeit. Das Traurige ist, dass die Öffentlichkeit den
Stimmt es, dass Sie ursprünglich wie einst Franz Beckenbauer, der auch in den Charts vertreten war, nur einen Song aufnehmen wollten?
Ja, das stimmt. Seine Geschichte hat sicher dazu beigetragen, dass ich überhaupt Songs aufgenommen habe. Wir haben häufig darüber diskutiert. Franz stand mir mit seiner ganzen Persönlichkeit oft beiseite. Er hat mich zu Beginn meiner Gesangskarriere sogar in die eine oder andere Sendung begleitet. Franz war einfach ein unglaublicher, wunderbarer Mensch. Und ich bin mir sicher, dass es ihm jetzt gut geht und dass er von oben auf uns hinunterblickt und vielleicht sogar ein bisschen über uns lacht, wie wir uns das Leben gegenseitig manchmal selbst unnötig schwer machen.
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