Ja is denn heut schon Halloween? Die Kaulitz-Brüder sind zurück. In der neuesten Folge ihres Podcasts "Kaulitz Hills" haben die beiden von ihrer Reise noch im Gepäck: einen dicken Kopf, Vorfreude auf Halloween und Weihnachten, eine Ananas, ein Königreich und ein Gesprächsthema. Zumindest mehr oder weniger.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Wir kommen gerade von einer Reise", erzählt Bill und er hätte sich diese Information eigentlich sparen können, denn natürlich tun sie das. Bill und Tom Kaulitz sind ständig auf Reisen und im Grunde gibt es dafür drei Anlässe: Beruf, Urlaub oder Saufen. Im aktuellen Fall ist es Grund Nummer drei, denn die beiden haben "harte und schöne Tage einer Bachelor-Party" hinter sich. So hart und schön, dass Bill zum Zeitpunkt der Podcast-Aufnahme noch ganz "verschallert" sei.

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Bill glaubt, der Junggesellenabschied sei "sehr schön" gewesen, Tom hingegen findet die vergangenen Tag "echt krass wild". Einig ist man sich aber in der ungefähren Menge der erhaltenen Flüssigkeitszufuhr, denn sie hätten "wahnsinnig viel getrunken" und es klingt nicht so, als seien überwiegend Eistee oder stilles Wasser dabei gewesen. Aber das inoffizielle Motto sei eben "klotzen und nicht kleckern" gewesen, was hätten die beiden also machen sollen? Die Brüder hatten also vom Vielen reichlich, was Tom über Umwege zu einer Frage führt.

Tom: "Meine Frau ist ja Queen of Halloween"

Wie er denn zur häuslichen Dekoration an Halloween stehe, will Tom von seinem Bruder wissen und der tastet sich langsam an das Thema heran. "Ich bin ja sehr geschmackvoll eingerichtet", beginnt Bill, daher sei in seinem Haus bereits genau die richtige Menge an Einrichtungsgegenständen vorhanden. Eine zusätzliche Dekoration würde dieses innenarchitektonische Gleichgewicht kippen. Außerdem verfüge er ja über eine Ananas, die er sich aus ästhetischen Gründen halte. Das müsse genug an Dekoration sein.

Tom kommt da aus einer ganz anderen Richtung. "Meine Frau ist ja Queen of Halloween", berichtet Tom. Das war mir in diesem Ausmaß gar nicht bewusst und das möchte ich eigentlich auch gar nicht. Die TV-Sendungen von Toms Frau finde ich schon gruselig genug, da will ich nicht, dass sie auch noch an Halloween eine Führungsfunktion inne hat. Über einen Posten als parlamentarische Geschäftsführerin bei Halloween lasse ich mit mir reden. Noch lieber wäre mir natürlich ein eher nachgeordnetes Amt wie Protokollführerin. Oder Held vom Erdbeerfeld. Aber eine Halloween-Alleinherrscherin ist mir zu dolle.

Zumal die Regentschaft von Toms Frau offenbar geprägt ist vom Überfluss. Man dekoriere bereits jetzt und habe den Hausmeister beauftragt, überall Fake-Spinnweben aufzuhängen, erzählt Tom über sein Zuhause. Die Küche sei bereits so voller Spinnennetze, dass man Schwierigkeiten habe, sein Frühstück einzunehmen. Ich denke, nicht wenige Menschen dürfte das an ihre Teenagerzeit erinnern. Da war im Jugendzimmer das ganze Jahr über Halloween. Aber für Tom ist Halloween erst der Anfang.

"Kaulitz Hills": Ist mehr wirklich mehr?

Denn an Weihnachten, so sein Plan, wolle er in puncto Dekoration "richtig aufstocken". Mit Rentieren, Weihnachtsmann, Sternschnuppen im Garten und allem Pipapo. Da kommt auch Bill ein bisschen in Dekorationslaune und sagt übers weihnachtliche Schmücken: "Mehr ist mehr ist mehr ist mehr." Das entbehrt nicht einer inneren Logik, aber ich denke, wir sollten uns die Sache mit dem "mehr ist mehr" im Detail ansehen.

Denn ob mehr wirklich mehr ist, hängt ganz von der Perspektive ab. Nehmen wir einmal Willy Brandt. Der wollte 1969 in seiner Regierungserklärung "mehr Demokratie wagen", was auch eine Reaktion auf die vorangegangenen Studenten-Proteste war. In diesem Kontext erscheint Brandts Mehr-Demokratie-Vorhaben sinnvoll, ich denke, mit mehr Weihnachtsdekoration hätte er die Proteste der 1968er vermutlich eher ausgeweitet. Wir merken uns also: Es kommt auf das richtige "Mehr" an.

Ebenso wichtig ist natürlich die Perspektive: So wollen Eltern verständlicherweise, dass ihre Kinder mehr in der Schule sind. Allerdings können sich Eltern mit diesem Wunsch natürlich leicht aus dem Fenster lehnen, schließlich haben sie ihre Schulzeit bereits hinter sich. Wer nicht mehr morgens zu einer Uhrzeit, zu der ein Gehirn noch nicht aufnahmefähig ist, von ausgelaugten Pädagogen Sachen beigebracht bekommen wollen muss, die an seinem Leben vorbeigehen und in der Pause die Toiletten nicht benutzen kann, weil die das letzte Mal funktioniert haben, als die "mehr Schule" fordernden Eltern sie während ihrer Schulzeit benutzt haben, der kann unbeschwert mehr Schule fordern.

Mehr oder weniger genug

Selbstverständlich kommt es auch auf die Dosis des "Mehr" an. Würde ich beispielsweise statt dieses Textes nur einen Dreizeiler abliefern, würde sich die Redaktion sicher mehr Text wünschen. Ich hingegen wäre zufrieden, müsste ich mir nicht mehr Gedanken über die Gedanken der Kaulitz-Brüder machen, sondern weniger. Auf der anderen Seite wünscht sich der Redakteur, der meine Gedanken über die Gedanken der Kaulitz-Brüder redigieren muss, vielleicht, ich hätte nicht mehr, sondern weniger Gedanken aufgeschrieben. Irgendwann will eben jeder gerne Feierabend machen. Auf das richtige Maß kommt es an und wie man sich auf das richtige Maß einigt. Aber nicht nur bei Texten über die Kaulitz-Twins.

So wünscht sich die Boomer-Generation offensichtlich mehr SUVs, die Generation Z aber vermutlich weniger, dafür aber mehr Klimaschutz. Die Boomer-Generation wiederum wünscht sich wahrscheinlich, weniger oft als Boomer-Generation pauschal abgeurteilt zu werden, die Generation Z wiederum, dass die Boomer dafür im Gegenzug aber auch weniger Boomer-Kram machen – wie zum Beispiel SUVs zu kaufen. Die Fragen, die hinter dem Ruf "mehr ist mehr" stecken, sind also nicht nur die nach Perspektive, Quantität und Qualität, sondern auch die, wie man die dahintersteckenden Bedürfnisse so aushandelt, dass es jedem gut geht.

Vielleicht also ist gar nicht mehr mehr, mehr weniger oder weniger mehr. Vielleicht ist einfach genug genug. Ich glaube, wir haben längst von allem genug. Vielleicht nicht jeder Einzelne, aber jetzt mal so insgesamt gesehen. Mit so einem Gedanken lässt sich doch ganz anders arbeiten. Seine Frau, so verrät Tom übrigens noch, drehe gerade die kommende Staffel ihrer Model-TV-Show. Fällt mir nur gerade ein, wo wir hier über "genug ist genug" sprechen. Weiß auch nicht, warum.

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