Maite Kelly spricht im Interview mit unserer Redaktion über ihre heimlichen Vorbilder, ihre persönliche Definition von "happy" und gewährt Einblicke in ihr Singledasein.

Ein Interview

Wenn sie die Bühne betritt, bekommen ihre Fans "Las Vergas mit Herz", sagt Maite Kelly. Anfang des nächsten Jahres wird die Schlagersängerin ihre Arena-Konzerte unter dem Motto "Die Happy-Show... geht weiter!" fortsetzen.

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Frau Kelly, Ende Januar 2025 geht "Die Happy-Show" weiter. Wie wollen Sie Ihre Fans im Rahmen Ihrer Tournee "happy" machen?

Maite Kelly: Die Devise als Executive-Arrangeur war, nach der vergangenen Arena-Tournee noch einmal eine Schippe draufzulegen. Ich habe mein Team etwas vergrößert, werde aber auch unsere Erfahrungen aus den Piano-Konzerten, die extrem gut ankamen, einfließen lassen. Zum Beispiel wird die Cellistin erneut dabei sein. In Zusammenarbeit mit meinem musikalischen Direktor und zwei weiteren jungen Produzenten haben wir ein Konzept für ein Arrangement erarbeitet, das sich so anfühlt, als würden wir in einem Mini-Stadion spielen – was die Energie und die Euphorie betrifft. Für die ganz emotionalen, intimen Momente sorgen wiederum Piano und Cello. Die Musik soll poetisch, aber trotzdem episch klingen. Das Cello sorgt für die Vibrationen. Das ist keine neue Erkenntnis: Mozart war quasi der David Guetta des 18. Jahrhunderts (lacht).

Sie vergleichen Wolfgang Amadeus Mozart mit David Guetta?

Nur im übertragenen Sinne, um es zu verdeutlichen. Mir geht es um die Frage, wie ich diese Poesie auch auf den Zuschauer in der allerletzten Reihe einer 10.000er-Halle transportieren kann. Jede oder jeder soll Gänsehaut verspüren. Eines dieser Arrangements durften wir kürzlich beim "Schlagerboom" schon einmal präsentieren. Die Fans waren völlig begeistert.

"Zu unserer Company-Policy gehört, mehr Frauen zu fördern."

Maite Kelly

Wen oder was braucht es neben guten Produzenten und Musikern noch, um eine große Show auf die Bühne zu bringen?

Unter anderem meine Schneiderin, die an der vergangenen Tour aufgrund einer Augen-OP leider nicht mitwirken konnte. Sie ist aktuell schon fleißig dabei, die Kostüme für die Tänzerinnen und Tänzer zu designen. Ich hatte sie während der Pandemie in mein Team geholt. In dieser Zeit mussten sich viele Frauen mit Minijobs über Wasser halten. Sie ist eine Meisterschneiderin, die ein gutes Gespür für den richtigen Mix aus Funktionsmode und Haute-Couture-Elementen hat. Bei den Stoffen, die aus einem italienischen Familienunternehmen kommen, lege ich besonders großen Wert auf Nachhaltigkeit. Wer ein Maite-Kelly-Konzert besucht, fördert ein kleines Kulturamt für die Selbständigen. Zu unserer Company-Policy gehört zudem, mehr Frauen zu fördern.

Sie haben angekündigt, mit dem Tourstart eine TV-Pause einlegen zu wollen. Wie schwer fällt das einer Frau, die – wie Sie selbst sagen – eigentlich keine Stopptaste kennt?

In der Corona-Zeit habe ich mich wegen meiner persönlichen Werte berufen gefühlt, mit meiner Musik sehr präsent bei den Öffentlich-Rechtlichen vertreten zu sein. Ich wollte im wahrsten Sinne des Wortes Menschen mit Musik tragen – egal in welcher Form. Schließlich befinden wir uns in einer Zeit, in der wir uns gegenseitig tragen sollten. Nach dieser herausfordernden Zeit spürte ich aber ein großes Bedürfnis, die Menschen wieder live von Angesicht zu Angesicht zu erleben. Zunächst dachte ich an kleine Piano-Konzerte – bis mich meine Tochter vor zwei Jahren fragte: "Mama, warum gehst du nicht wieder auf eine große Arena-Tour?" Ich erklärte ihr dann, dass das gar nicht so einfach sei.

Ja zur Arena-Tour: Welche Rolle Maites Tochter dabei spielte

Warum war das für Sie kein leichter Schritt? Sie sind doch eine gestandene Livekünstlerin.

Es gibt nicht viele Frauen, die eine Arena-Tour machen können. Du musst erst einmal einen Veranstalter finden, das finanzielle Risiko ist groß. Meine Tochter hat mich dann aber überzeugt, indem sie zu mir sagte: "Mama, wir brauchen mehr Frauen, die auf Tournee gehen. Du kannst es! Also mach'!" Ich glaube, es ist einfach wichtig, dass die Leute verstehen, dass hinter Maite Kelly eine große Gemeinschaft steht. Die Leute bekommen wirklich immer herausragende Qualität geboten – made in Germany. Meine Fans bekommen Las Vegas mit Herz.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es neben Helene Fischer und Ihnen in Deutschland nur wenige Musikerinnen gibt, die große Tourneen stemmen können?

Wir haben schon Frauen, die das stemmen könnten. Insbesondere als Frau versuche ich, der jüngeren Generation beizustehen und diese zu fördern. Auch Pink, die seit rund 20 Jahren Arenen füllt, hat eine gewisse Zeit gebraucht, um sich als Liveact zu etablieren. Jetzt kommt eine große Welle, auf der unter anderem Billie Eilish oder Sabrina Carpenter schwimmen. Diese neue Generation hat erkannt, dass es möglich ist. Übrigens hat mir meine zweite Tochter während der Corona-Zeit vorgeschlagen, zu 70 Prozent Tickets für Konzerte von Frauen zu kaufen. Diese Aussage "Wir besuchen Frauen" finde ich unglaublich stark. Denn wir können uns nicht darüber beschweren, dass es für Frauen kaum Plattformen gibt, wenn wir selber Frauen nicht fördern. Diese Philosophie habe ich dann eben zu meiner Company-Policy gemacht. Und ich versuche, das vorzuleben – etwa mit dem Song "Wenn i den Teufel brauch", den ich für Melissa Naschenweng geschrieben habe.

Sie sind also eine Verfechterin von "Girls support Girls"?

Zunächst einmal: Natürlich brauchen wir die Jungs. Hinter Maite Kelly stecken viele starke Männer, aber eben auch viele starke Frauen. Aber ja, es gibt eine tolle, neue Generation von selbstbestimmten Frauen, die einander als "Schwestern" festhalten. Daher rate ich allen Frauen da draußen: Go for Gold! Go for Big! You can do it! Und wenn du scheiterst: Doesn't matter!

Konzerttickets für unter 100 Euro: Maite Kelly erklärt, wie es funktionieren kann

Wie viel kostet eigentlich ein Ticket für ein Maite-Kelly-Konzert?

Ich möchte, dass sich auch die alleinerziehende Mutter ein Ticket für 75 Euro kaufen kann – auch wenn sie sich vielleicht dorthin sparen muss. Vorne, in den ersten zehn Reihen, sitzen sozusagen die Sponsoren der alleinerziehenden Mütter. Ohne diese "Sponsoren" könnten wir nämlich keine Tickets unter 100 Euro anbieten. Das ist sehr wichtig, denn wir dürfen nicht vergessen, dass jedes Konzert immer auch mit weiteren Kosten für die Anreise, das Hotel sowie Essen und Trinken verbunden ist. All das nehme ich sehr ernst – und ich habe noch nie ein Konzert gecancelt. Vielleicht ist das der kleine Wahnsinn, den man in sich trägt, weil man die Menschen liebt. Die Bühne ist einfach nur eine gute Ausrede. Sie ist die Brücke zu den Menschen.

Wie weit geht dieser "kleine Wahnsinn"? Wie häufig müssen Sie an Ihre Grenzen oder sogar darüber hinaus gehen?

Wissen Sie, wer richtig hart arbeitet? Es ist die Bäckerin von nebenan. Sie muss um vier Uhr morgens aufstehen und jeden Tag 2.000 Brötchen in den Ofen rein- und wieder rausschieben. Trotzdem hat sie immer ein Lächeln auf den Lippen, wenn ich die Bäckerei betrete. Die Bäckerin von nebenan ist mein kleines Vorbild. Ich habe dieselbe Arbeitsethik. Ihre Brötchen sind meine Lieder. Und ihre Bäckerei ist meine Showbühne. Nichts schmeckt so gut wie warmes, frisch gebackenes Brot. Und nichts ist so schön wie Livemusik.

Wie läuft eine reguläre Woche bei Ihnen ab?

Auch ich bringe meine Kinder zur Schule und starte danach in meine Acht-Stunden-Schicht. Pro Woche habe ich in der Regel ein, zwei freie Tage. Wenn ich am Wochenende gearbeitet habe, dann mache ich Montag oder Dienstag frei. Meine Mitarbeiter wissen, dass Dienstag immer mein freier Tag ist, weil die Kleine da bei ihrem Papa ist. Ich kann dann komplett abschalten und den Tag mit meinem Hund verbringen. Ideen habe ich natürlich immer – und die schreibe ich dann auch auf.

Wie lautet Ihre persönliche Definition des Begriffs "happy"? Und braucht es eigentlich zwingend eine Partnerschaft, um glücklich zu sein?

Mein Vater hat mich mit einem unglaublichen Selbstbewusstsein ausgestattet, als ich noch eine junge Frau war. Das war mein großes Glück. Daher wusste ich immer, dass das Glücklichsein niemals davon abhängig sein sollte, ob man als Frau geliebt wird. Es gibt so viele Orte, an denen man zwischenmenschliche Liebe, Wärme und Güte erleben kann. Das war für mich immer ein Kriterium, um gesunde Beziehungen führen zu können. Ich hatte nicht viele Beziehungen in meinem Leben, aber sie waren sehr langanhaltend. Ich war lange verheiratet. Der Vater meiner Kinder ist nach wie vor einer der wichtigsten Menschen in unseren Leben – allein, weil wir unsere Kinder mit Stolz gemeinsam "gewuppt" haben.

"Ich war schon immer frei von dem Gedanken, jemandem gefallen zu müssen, um geliebt zu werden."

Maite Kelly

Sind Sie ein glücklicher Single?

Es gab mal einen Mann, der mich gefragt hat, ob ich ohne ihn oder mit ihm glücklicher bin. Ich wollte ehrlich sein und antwortete ihm: "Ich bin immer glücklich." Die Freude in mir ist immer da. Und das heißt nicht, dass ich in meinem Leben keine schweren Zeiten hatte. Auch ich musste Täler durchlaufen. Aber ich war schon immer frei von dem Gedanken, jemandem gefallen zu müssen, um geliebt zu werden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich nie lange auf dem Single-Markt war.

Und heute singen Sie "Ich brauch' einen Mann, … der das Leben leben kann."

Ganz genau. Ich habe Anspruch (lacht). Die Leute spüren auf jeden Fall, wie es gemeint ist.

Über die Gesprächspartnerin

  • Maite Kelly ist eine in Berlin geborene Sängerin und Autorin. Sie ist das zweitjüngste Kind der Kelly Family, mit der sie in den 90ern ihren großen Durchbruch schaffte. Die von ihr geschriebenen Songs "Roses of Red" und "Every Baby" sind bis heute ein wichtiger Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens. Seit 2007 ist Maite als Solokünstlerin aktiv, 2014 legte sie mit Roland Kaiser das erfolgreiche Duett "Warum hast du nicht nein gesagt" vor. Während ihr Album "Hello!" 2021 die Chartspitze erobern konnte, stieg ihr aktuelles Album "Nur Liebe" im Frühjahr 2024 auf Platz zwei ein. Die "Let's Dance"-Siegerin von 2011 ist zudem als Kinderbuchautorin tätig ("Die kleine Hummel Bommel", "Püttchen").
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