Mario Adorf ist einer der berühmtesten Schauspieler Europas, er drehte mit den größten Regisseuren und verkörperte legendäre Figuren im TV. Dabei deutete zunächst wenig auf eine große Karriere hin, Adorf erlebte eine harte Kindheit im Eifelstädtchen Mayen. Nun feiert er am Dienstag seinen 90. Geburtstag, fast 70 Jahre stand er vor Kameras und auf der Bühne.
Es gibt wohl kaum ein größeres Kompliment für einen Schauspieler, als dass ihm Menschen im realen Leben übelnehmen, was er in einem Film getan hat. Zeigt dies doch, dass er in seiner Rolle sehr überzeugend gewesen sein muss.
Heute, 57 Jahre später, wird immer noch über den Film-Mord an Nscho-tschi gesprochen. Die Rolle des Santer war also zweifellos eine besondere in der langen Karriere des Mario Adorf. Der Schauspieler wurde aufgrund seiner wuchtigen Präsenz und seines Charismas gerne in den Rollen der Schurken und Bösewichte besetzt.
Privat hingegen ist der Mann, der am Dienstag seinen 90. Geburtstag feiert, ein echter Sympathieträger. Demütig und bodenständig auf der einen Seite, aber eben auch mit dem Glamour und der Ausstrahlung eines der berühmtesten Schauspieler Europas.
Die Kindheit war von Armut geprägt
Adorfs Bescheidenheit hängt vor allem mit seiner Kindheit und Jugend in dem Eifelstädtchen Mayen zusammen. Zur Welt kam Adorf am 8. September 1930 in Zürich als Sohn des italienischen Chirurgen Matteo Menniti und der Röntgenassistentin Alice Adorf. Da der Vater aber bereits verheiratet war, musste Adorfs Mutter ihren Sohn alleine großziehen und zog mit ihm nach Mayen. Seinen Vater sollte Adorf erst viele Jahre und nur ein einziges Mal überhaupt sehen.
Als alleinerziehende Mutter war das Leben hart für Alice Adorf, mit dem Lohn einer Näherin musste sie ihren Sohn mit wenig Geld durchbringen. Damit sie häufiger arbeiten konnte, brachte sie den jungen Mario zeitweise in einem von Nonnen geführten Waisenhaus unter. Dort litt dieser unter den Streichen der anderen Kinder.
Einfach war auch nicht die Zeit, in der Adorf aufwuchs. Als Kind erlebte er die November-Pogrome und den Aufstieg der Nazis. In den letzten Kriegstagen sollte er als 14 Jahre altes Mitglied der Hitlerjugend dabei helfen, Mayen gegen die anrückenden amerikanischen Panzer zu verteidigen. Nur die Kapitulation der Wehrmachtsverbände vor Ort verhinderte, dass Adorf in Kampfhandlungen verwickelt wurde.
Aufgrund dieser Erfahrungen ist Adorf bis heute ein klarer Gegner rechter Tendenzen, schon mehrfach positionierte er sich klar gegen die AfD sowie Populismus in Deutschland und überall auf der Welt.
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Mario Adorf distanziert sich von seiner ersten großen Rolle
Die Wende in Adorfs Leben brachte die Schauspielerei. Erste Erfahrungen auf der Bühne machte Adorf in Mainz, wo er ab 1950 Philosophie und Theaterwissenschaften studierte. Von Mainz aus ging es weiter nach Zürich, wo er als Statist und Regie-Assistent am Schauspielhaus arbeitete und schließlich nach München, wo der mittlerweile 24-Jährige eine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule absolvierte und im Anschluss bei den Münchner Kammerspielen auftrat.
Nach einigen kleineren Filmrollen verhalf Adorf die Hauptrolle als angeblicher Serienmörder Bruno Lüdke in dem Film "Nachts, wenn der Teufel kam" 1957 zum Durchbruch. Da Lüdke aber nicht historisch korrekt dargestellt wurde und eine Schlüsselszene, die die Hintermänner der Nazis als wahre Übeltäter zeigte, herausgeschnitten wurde, distanziert sich Adorf mittlerweile von dem Film. "Ich leide darunter. Ich habe bei einem Propaganda-Werk mitgemacht", sagte er in einem Gespräch mit der "Zeit" (Artikel hinter Bezahlschranke).
Der Startschuss für die internationale Karriere des Jungen aus der Eifel war die Rolle trotzdem. Der Hobby-Boxer zog nach Italien und genoss das Dolce Vita, er drehte mit legendären Regisseuren wie Billy Wilder, Claude Chabrol oder Rainer Werner Fassbinder. Volker Schlöndorff gab ihm die Rolle des Vater Matzerath in "Die Blechtrommel", sein vielleicht größter internationaler Erfolg.
Der Generaldirektor Hafferloher ist eine von Adorfs Lieblingsrollen
Auch im Fernsehen hatte die Schauspiel-Ikone legendäre Auftritte, unvergessen ist etwa seine Verkörperung des Kaufhaus-Königs Peter Bellheim in dem Mehrteiler "Der große Bellheim". Eine von Adorfs persönlichen Lieblingsrollen war die des Generaldirektor Hafferloher in der Münchner Kultserie "Kir Royal".
Adorf spielte in seiner fast 70-jährigen Karriere Theater, er schrieb Bücher, sprach Hörspiele ein und erhielt unzählige Auszeichnungen. Unter anderem das Bundesverdienstkreuz, die Ehrendoktorwürde der Universität Mainz und die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Mayen, wo der Mario-Adorf-Burgweg nach ihm benannt ist.
Erst im vergangenen Jahr verabschiedete sich der Schauspieler von der Bühne, er blickt auf eine beeindruckende Karriere und ein erfülltes Leben zurück. "Ich habe keinen großen Wunsch mehr, eher viele kleine", sagte Adorf, der mit seiner zweiten Ehefrau Monique Faye in Saint Tropez lebt, der dpa: "Es sind sicher viele Wünsche offen geblieben, aber ich war mit meinem Leben und dem, was ich erreicht habe, im Ganzen zufrieden."
In rund 200 Kino- und TV-Produktionen hat Mario Adorf mitgewirkt, meist war er Publikums- und Kritikerliebling. Auch die Rolle des Santer und der Leinwand-Mord an Winnetous Schwester konnten daran nichts ändern.
Verwendete Quellen:
- Zeit.de: Bruno und Mario
- Aachener Zeitung: Mario Adorfs Kindheit in der Eifel
- Augsburger Allgemeine: Der Mann, der Nscho-tschi erschoss
- NDR.de: Mario Adorf wird 90 und hadert mit erster großer Rolle
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