Er war "Berlins regierender Friseurmeister", ein Liebling der Society. Udo Walz ist tot. Sein Leben war filmreif.
Am Freitag kam dann die Nachricht, die nicht nur in Berlin Fans und Freunde traurig macht: Udo Walz ist gestorben, im Alter von 76 Jahren. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf den Ehemann über den Tod des Friseurs berichtet. "Udo ist friedlich um 12 Uhr eingeschlafen", sagte Carsten Thamm-Walz demnach. Walz habe vor zwei Wochen einen Diabetes-Schock erlitten und sei danach im Koma gewesen. Ende September war laut der Zeitung bekannt geworden, dass Walz im Rollstuhl saß.
Patricia Riekel, ehemalige Chefin der "Bunten", trauerte am Freitag um ihren "allerbesten Freund". Großzügig und großherzig sei Walz gewesen - einer, der sich Zeit genommen habe, wenn die Leute ein Selfie wollten. Als Friseur sei er ein "großartiger Handwerker" gewesen, sagte Riekel der Deutschen Presse-Agentur. Er sei authentisch gewesen, habe die kleinen Leute nicht vergessen und sich besonders um alte Damen gekümmert.
Walz hatte sie alle vor dem Spiegel:
Früher hieß es, Berlin habe anders als München keine Bussi-Gesellschaft. Das hat sich in den Jahren nach dem Regierungsumzug und in der Ära des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit geändert. Walz war Teil davon: umtriebig und immer für einen Plausch zu haben. Oder für Sprüche, die man sich ins Kissen sticken kann: "Das Leben ist keine Generalprobe. Man erlebt alles nur einmal."
Barbara Becker und "Bunte"-Chefin Riekel waren Trauzeugen, als Walz 2008 seinen 26 Jahre jüngeren Freund Carsten Thamm heiratete. Wobei der Friseur als Schwuler konservativ war: Er fand, Männer könnten nicht im klassischen Sinne heiraten, sondern sich nur verpartnern.
Falls jemand das Leben des Starfriseurs verfilmen wollte, die Story ginge so: Der Sohn einer Fabrikarbeiterin wächst im schwäbischen Waiblingen auf. Nach einem Praktikum mit 14 und einer dreijährigen Lehre in Stuttgart geht er nach St. Moritz in der Schweiz. Als Liebling der Society ist er schon mit 18 berühmt für seine Hochsteckfrisuren, heißt es in seiner Vita. 1968 eröffnet er seinen ersten Salon in Berlin. Wie viele Männer flieht er damals dort vor der Bundeswehr.
Walz bezeichnet Karriere als perfekt
1974 vergrößert sich der Unternehmer, später arbeitet er für Modedesigner wie Wolfgang Joop, Jil Sander und Jean Paul Gaultier.Walz spielt in Fernsehserien und Doku-Soaps mit, macht Werbung für ein Diätmittel, moderiert eine Talkshow und veröffentlicht Bücher. Ihm gehörten mal acht Salons, zwei davon auf Mallorca. "Berliner Phänomen" und "Regierender Friseurmeister" nannten ihn die Zeitungen.
Anekdoten konnte das "schwäbische Cleverle" (Walz über Walz) viele erzählen. Er hat gleich zwei Autobiografien geschrieben. Für Modefotos reiste Walz früher mit dem Fotografen F.C. Gundlach um die Welt. Viele Frisuren auf alten Titeln der "Brigitte" tragen seine Handschrift.
Die Model-Schönheiten von damals waren für Walz eine Welt für sich: "Allein die Namen! Verheißungen wie aus Tausendundeiner Nacht: Gloria, Bambi, Beschka, Gitta, Grit, Püppi, Candy, Micky oder Dovima, nicht zu vergessen die urdeutschen Namen, viel schöner sogar, wie ich finde: Wilhelmina, Hildegard, Ingeborg. Eine Frau aparter als die andere."
1970 kam eine Dame in seinen Berliner Salon, die sich die dunklen Haare blond färben ließ, obwohl ihr Walz davon abriet. "Erst später erfuhr ich, wen ich da vor mir gehabt hatte: Ulrike Meinhof. Auf den Fahndungsplakaten war sie mit dunklen Haaren abgebildet."
Zwei Schauspielerinnen haben Walz besonders beeindruckt: Inge Meysel und Romy Schneider. Meysel überraschte er einmal zu ihrem 70. Geburtstag auf Capri. Er mochte ihr Credo: "Geht raus! Lebt!" Romy Schneider sei oft während des Drehs zu ihrem letzten Film in seinen Laden gekommen, meistens samstags, erzählte Walz. "Sie schätzte es, ihre Ruhe zu haben und zu wissen, dass keine Fotografen vor der Tür stehen würden." Ein überliefertes Schneider-Zitat: "Sie föhnen aber heiß, Herr Walz!"
An seiner Karriere bereute Walz nichts: "Es ist alles perfekt. Das müsste alles so wieder kommen, wenn ich einen Wunsch hätte." Small-Talk mochte er nicht: "Bei mir quatscht niemand. Die Leute wissen, dass ich mich nicht unterhalte, und dass mich der Pudel von Frau Maier, und was der zum Mittagessen kriegt, nicht interessiert." Seine Mitarbeiter wies er an, die Kunden bloß nicht zu fragen, woher sie kommen oder was sie beruflich machen: "Ist nicht erlaubt." Wenn, dann sollte die Kundschaft das Gespräch anfangen.
Gemecker mochte Walz nicht. "Ich ruhe in mir selber", sagte er vor Jahren einmal. "Ich habe ein schönes Leben. Ich habe ein schönes Zuhause, ich habe zwei Hunde, ich habe einen tollen Partner." In Berlin werden ihn nicht nur die Klatschreporter vermissen. (br/dpa)
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