Mehr Aliens, mehr Verschwörungen: Acht Jahre nach dem letzten Film und 23 Jahre nach Start der Originalserie kehren Fox Mulder und Dana Scully in einer neuen Mini-Staffel von "Akte X" ins TV zurück.
Die Wahrheit ist immer noch da draußen, und ab sofort dürfen Fox Mulder (
Der eine Verschwörungsfan und Ufo-Gläubiger, die andere Skeptikerin mit wissenschaftlichem Ansatz - aber beide knietief in wahnwitzigen Geschichten um finstere Machenschaften der Regierung, Alien-Besuche und andere merkwürdige Phänomene, bei denen vielleicht doch alles anders ist als gedacht.
Als "Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI" im Herbst 1993 startete, hatte es so eine Serie im Fernsehen noch nicht gegeben: eine Mischung aus Mystery und Krimi mit Elementen aus Science-Fiction und Horror, gleichzeitig düster und mit leisem Humor durchzogen.
Die Protagonisten waren intelligente Personen, die interessante Diskussionen führten, und zwischen den Einzelfolgen entspann sich eine weitreichende, labyrinthartige Mythologie, in die die Fans immer tiefer eintauchen konnten.
"Akte X" hatte damit maßgeblichen Einfluss auf spätere Fernsehshows. Die Serie löste einen Boom an Mystery-Serien aus, der bis heute anhält.
Mehr Kino, mehr Komplexität
Plötzlich wurde der Look von TV-Serien kinohafter, die Geschichten komplexer. "Akte X" war ein Phänomen wie "Lost", das Jahre später ebensolche Freude am Mysterium hatte und dabei in die Fußstapfen von "Akte X" trat.
Neun Staffeln lang wurden die unheimlichen FBI-Fälle ausgestrahlt, 1998 kam auch ein Film in die Kinos. In den letzten beiden Staffeln ermittelte dann Robert Patrick als John Doggett an der Seite von Scully, David Duchovny ließ sich nur noch als Gast blicken.
Es war der Anfang vom Ende: Die Handlung wurde zu verworren, die Quoten sanken - 2002 war dann Schluss. Sechs Jahre später folgte zwar noch ein zweiter Kinofilm, doch der klammerte die Mythologie der Serie fast ganz aus.
Dass "Akte X" jetzt - acht Jahre nach "Jenseits der Wahrheit" und 23 Jahre nach dem Start der Serie - mit sechs neuen Folgen fortgeführt wird, hätte sich wohl niemand träumen lassen.
Wie in einer Zeitmaschine
Und jetzt also "Der Kampf" (im Original "My Struggle"): Dass so viele Jahre vergangen sind, merkt man der ersten Folge der Neuauflage nur an den gealterten Gesichtern der Hauptdarsteller an.
Die Folge setzt auf all das, was die Fans an der Serie lieben: Mulder und Scully in Bestform, Außerirdische, geheime Verschwörungen in der Regierung, Paranoia und Zweifel, FBI-Chef Skinner und der doch noch lebendige "Raucher".
Auch der Vorspann ist der altbekannte von 1993, die ominöse Musik stammt wieder von Mark Snow. Hinter der Kamera steht mit Joel Ransom ein Veteran der vierten und fünften Staffel. In den ersten paar Minuten fühlt sich die Neuauflage an wie eine Zeitmaschine.
Nur Duchovny ist nicht mehr derselbe – und das nicht nur, weil er mittlerweile eine andere deutsche Synchronstimme hat. Unrasiert und zerknittert sieht er aus, der Blick ist müde, als hätte er die Exzesse in "Californication" auch im wahren Leben durchgemacht.
Sein Auftritt passt aber zur Figur Mulder, die sich in ihrer besessenen Suche nach Antworten mittlerweile so verlaufen hat, dass die Beziehung zu Scully in die Brüche gegangen ist und er in seinen Verschwörungstheorien klingt wie ein verrückter Straßenprophet.
Worum geht es überhaupt?
Worauf die übergreifende Handlung der sechs neuen Folgen abzielt, ist anhand der Pilotfolge noch nicht ganz abzusehen.
Die X-Akten werden auf jeden Fall wieder geöffnet, Mulder und Scully geraten an einen populären YouTube-Angstmacher, der angeblich mehr über den ominösen Ufo-Absturz in Roswell im Jahr 1947 weiß. Er führt die beiden zu einer jungen Frau, die vielleicht von Außerirdischen entführt wurde – und verschwindet plötzlich selber spurlos.
Tatsächlich ist die neue Folge so gestaltet, dass auch jeder einsteigen kann, der die Serie nie oder nie komplett gesehen hat. Man muss nur ein Faible für Verschwörungsgeschichten haben.
So ausufernd und fiebrig, wie hier Zusammenhänge konstruiert und Legenden eingeflochten werden, war die Serie nur selten: Da wird der Roswell-Absturz gezeigt, 9/11 klingt an, und am Ende läuft alles auf eine große Verschwörung hinaus, mit dem Ziel, zuerst die USA und dann die ganze Welt zu übernehmen – verständlich, wenn einem da manchmal der Kopf schwirrt.
Dass auch aktuelle Entwicklungen wie staatliche Überwachung, die NSA oder Wikileaks angesprochen werden, verbindet die Serie dabei geschickt mit der Jetztzeit. "Der Kampf" ist eine gelungene Fortführung der Serie, die neugierig auf weitere Folgen macht. Und - so viel sei schon mal verraten - es lohnt sich dranzubleiben: In den Folgen 2 und 3 (mehr waren zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht zu sehen) kommen auch Fans von fiesen Gen-Experimenten und Monstern auf ihre Kosten ...
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