Der fadeste Bachelor aller Zeiten hat im Finale die erwartbare Entscheidung getroffen. Er ist verliebt, hurra, doch der eigentliche Grund zu feiern ist: Endlich ist diese dröge Staffel zu Ende.
"Finale, oh oh, Finale, oh-oh-oh-oh!" Verehrte Leserinnen und Leser, heute ist wirklich ein Grund ein Liedchen anzustimmen, denn wenn ich mir so die Quoten dieser Staffel "Der Bachelor" anschaue, sind Sie genauso froh wie ich, dass diese Show endlich vorüber ist. Am Ende waren es so wenige Zuschauer, dass eh nur noch Journalisten, Blogger und Influencer vor dem Fernseher saßen, um über dieses Format zu berichten.
Ich kann Ihnen aber versichern, dass dieses Finale alles bietet, was wir von "Der Bachelor" gewohnt sind: gelangweilt im Anzug herumschlurfen, billiges Kerzenlicht, Damen in Grabbeltischfummeln, Mafia-Limousinen, die von innen nicht zu öffnen sind, nur für den Fall, dass jemand fliehen möchte und viele, wirklich viele Rückblenden von Highlights einer Staffel, in der es gar keine Highlights gab.
Ich möchte Ihre Miesmacherei aber gar nicht erst hören. Am Ende der Folge steht wie immer die große Liebe, so wie es sie nur beim "Bachelor" gibt. Eine Romanze für die Ewigkeit. Genauso wie bei äh, dem Typen mit dem Halogenstrahler-Gebiss aus Staffel zwei und der mit den, ähm, Extensions? Oder der mit dem Waschbrettbauch, okay, das sind eigentlich alle, und die, mit den, hui, Locken? Ist ja auch egal. Wir sehen uns eh direkt nach dem Finale zum "Großen Wiedersehen" mit
Der Bachelor setzt wieder die Gesichtskralle an
Bis es so weit ist, gilt es, das Bewerberinnenfeld für den nächsten Besuch der Promi-Wiesn an der Seite des Bachelors zu dezimieren. Worum es eigentlich geht, wird schnell klar:
Dann doch lieber auf die Couch der Ferienwohnung. "Es ist so viel passiert", säuselt der Bachelor. Eine singuläre Ansicht. Er setzt seinen Signature-Move an, die Gesichtskralle, die unvermeidbare Knutscherei beginnt und setzt sich bis zum Morgen fort. So zumindest, das Narrativ der Show, obwohl ziemlich deutlich zu sehen ist, dass RTL die beiden nur für den Dreh unter eine gemeinsame Bettdecke geworfen hat. Ferienwohnungen sind teuer. Die Energiekrise, Turboinflation, Sie wissen schon. Wie er sich denn so fühle, will der Sender wissen nach dieser Nacht. Er sei in einem "extremen Gefühlschaos", sagt der Bachelor und drückt sich ein Tränchen weg. Ach, der arme Wauzi!
Angelina hält Händchen mit einem Weißkopfadler
Gut, dass er kurz danach mit Angelina im Greifvogelpark steht. Sie hält Händchen – mit einem Weißkopfadler. Das Date ist offenbar so spannend, dass es nach einem gefühlten Augenaufschlag an Sendezeit vorbei ist. Beschleunigen wir das Gesehene. Im selben Ferienhäuschen (das Budget!) kochen die beiden in einer viel zu engen Küche und arbeiten sich durch ihre Retrospektive, um wieder auf der Couch zu landen.
Das Möbelstück kennt das Prozedere schon: Gesichtskralle, Knutschen, sich gestehen, dass man "mehr als verknallt sei". Der Bachelor fragt noch, ob Angelina über Nacht bleiben möchte und sie will natürlich. Welche Wahl hat sie schon, RTL hat ihren Sitzplatz im Auto an eine Mitfahrgelegenheit vermietet.
"Echte Gefühle" und überall "wahnsinnig tolle Menschen"
Der Tag der Entscheidung steht an. Sie wissen schon, billige Fummel, billiges Kerzenlicht, billige Deko. Der Bachelor rettet sich in die in dieser Show so beliebte Welt der Fußballerweisheiten: "Der Ball liegt bei mir und ich muss eine Entscheidung treffen." Es folgt ausführliches Jammern, das wir so ebenfalls von diversen millionenschweren Spitzenathleten auf dem Platz kennen: "Ich will nicht." "Ich kann nicht." "Gar keinen Bock." Wissen Sie was? Der soll mal den Rand halten, seinetwegen müssen wir uns diesen Unsinn ansehen! Reiß dich zusammen, Bachelor, damit es endlich vorbei ist!
Überspringen wir das Waschbrettbauchposieren vorm Spiegel, das Gefasel über "eine Frau verletzten, für die man Gefühle aufgebaut hat" und das zahlreiche schwere Ausatmen. Schnitt zu den Damen in den Limousinen und dem Bachelor in irgendeiner mit Nebel gefluteten Lobby, die an "Saschas Saunaparadies" erinnert und somit eher an die schnelle statt die große Liebe. Der Bachelor schaut bedeutsam, Angelina schreitet herein, um einen weiteren Schwall mündlicher Rückblenden über sich ergehen zu lassen. "Du bist begeisterungsfähig, du bist ehrlich." "Ich habe das Gefühl, dass du mit dem Herzen denkst." "Du bist ein wahnsinnig toller Mensch." Plötzlich sagt der Bachelor: "Du wusstest ja auch, dass da noch jemand ist." Und dann läuft Lisa herein.
Natürlich nicht zu den anderen beiden, das wäre wohl zu viel Kreativleistung für "Der Bachelor", nein, wir schneiden zu ihrer Entscheidung. Jetzt also der Monolog für Lisa: "Schön von außen, schön von innen", "eine Frau, mit der ich so viele Charaktereigenschaften gleich hab", "Intensität an Gefühlen" – können wir das mal beschleunigen? Bitte? Auch Lisa schaut, als wolle sie das hier endlich hinter sich bringen. Wenn sie nicht gewinnt, ist das die längste und unerträglichste Abfuhr aller Zeiten. Wie aufs Stichwort sagt der Bachelor die Floskel jeder Staffel auf: "Meine Gefühle für Angelina sind an der Stelle einfach stärker."
"Ich möchte dir an der Stelle sagen, dass ich mich in dich verliebt hab"
Lisa murmelt etwas, umarmt ihn noch mal, trägt es mit Fassung, der Bachelor schaut bedröppelt, dann geht sie im Stechschritt zu ihrem Bus vor der Tür. "Ich hab's gewusst", sagt sie im Auto, zittert kurz mit der Stimme. Sie freut sich auf ihr "normales Leben". Na ja, wenn man das Treffen mit Frauke Ludowig, das noch aussteht, so nennen kann.
Was folgt, ist die erwartbare romantische Fließbandarbeit dieser Show: "Ich möchte dir an der Stelle sagen, dass ich mich in dich verliebt hab", presst der Bachelor mit zittriger Stimme hervor. Angelina haucht: "Ich habe mich auch in dich verliebt." Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, bla bla bla. Die Redaktion spielt zum Abschluss noch "Every Woman every man, join the caravan of love" von den Housemartins. Nee, danke, lasst mal. Von der Fernsehliebe haben wir jetzt alle genug. Zumindest bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: "Der Bachelor" – nur echt, mit denselben Dialogen wie in jeder Staffel.
Beim Wiedersehen mit Frauke Ludowig wartete dann doch noch eine Überraschung auf die Zuschauer: David Jackson hat sich umentschieden. Warum und für wen, erfahren Sie hier:
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