Die Bachelorette muss in Folge drei einiges ertragen. Die Männer kochen, sie wälzen Lkw-Reifen, einer landet sogar im Krankenhaus. Doch das Schlimmste ist: Sie können einfach nicht aufhören, zu reden.
Dating kann so peinlich sein. Diese unangenehmen Situationen, wenn die Worte stocken, alles ruhig ist und man sich nur noch anschaut. Oder der andere ohne Unterbrechung über sich selbst spricht. Jeder kennt das und doch gibt es eine Steigerung. Denn genau nach diesem Prinzip hat RTL eine Show geformt. Finde das unangenehmste Date oder: willkommen bei Folge drei der "Bachelorette".
Nachdem in der letzten Woche bereits der Meister des Fremdscham-Rendezvous und verurteilte Voyeur Emre "Die Bachelorette" verlassen musste, geben sich die Hinterbliebenen in dieser Woche alle Mühe, ihm nachzueifern. Beim ersten Gruppendate müssen einige der Männer kochen. Was mehr oder weniger gelingt. Als erster ist Angelo an der Reihe. Der Sozialpädagoge präsentiert eine ansehnliche Vorspeise mit überraschendem Twist: "Feige isst man oft mit Senf, weil es gibt ja Feigensenf", erklärt er. Klingt logisch, ist es aber nicht. Vor allem, wenn man sich das Gesicht von Bachelorette
Und das, obwohl sie sich selbst eher als rustikaler Gourmet outet: Sie schneidet seit ihrem fünften Geburtstag Spaghetti klein, gesteht sie. Italiener weltweit versuchen in diesem Moment, sich mit eben solchen zu erdolchen. Vielleicht kann es der griechische Nachbar Ioannis richten: "Es ist schwer. Wie das ausgeht, weiß ich nicht. Ich stecke nicht in ihr", gesteht er der Bachelorette. Die kann bei so viel subtilem Sprachwitz nicht anders und überreicht ihm die erste Rose.
Lkw-Reifen rollen für die Bachelorette
Subtil war aber sowieso nie die Spezialität von "Die Bachelorette" auf RTL. Reißbrettartig wird in der dritten Folge vermeintlich moderne Männlichkeit abgehakt. Kochen? Check. Lkw-Reifen mit nacktem Oberkörper durch einen Parcours wuchten? Folgt als Nächstes. Als Bachelorette weiß man schließlich nie, wann so eine Fähigkeit einmal von Nutzen sein könnte. Entsprechend begeistert schreit sich Melissa Damilia die Stimme heiser.
Für Daniel G. ein echtes Aphrodisiakum: "Wir ham da mal so ne Nachbarin gehabt, die hat immer gebrüllt, wenn die Kinder zu laut waren", erklärt er. "Ist genau das, was ich brauch!" Die Psyche des Mannes ist unergründlich. Und im Falle der Kandidaten von "Die Bachelorette" will man auch nicht zu tief dorthin hinabsteigen.
Der Rest der Männer hastet derweil schwitzend und stöhnend durch den Parcours. Nur so hart, wie es ihre Muskeln vorgeben, sind sie nicht. Daniel G. jammert, dass er das Spiel wegen einer Knieverletzung eigentlich nicht hätte machen dürfen, Daniel M. landet auf einem Stein und wird ins Krankenhaus abtransportiert.
Moritz gibt sich nicht mal die Mühe, seine Männlichkeit zu wahren: "Ich hab hier Kratzer, hier nen blauen Fleck, beide Knie aufgeschürft", zählt er auf. Seine Mami ist bereits informiert und wartet mit einem Bärchenpflaster. Bis es so weit ist, darf er mit Bachelorette Melissa in den Whirlpool und peinlich berührt kichern, bis auch dieses Date geschafft ist.
Der wahrscheinlich zähste Smalltalk der Welt
Die Männer in der Villa derweil versuchen von ihren schlimmen Kampfspuren abzulenken. Sie meditieren unter der Anleitung von Weinblogger Daniel B. "Mit dem letzten Atemzug lasst ihr alle Luft entweichen", fordert er. Da bei den Kandidaten der "Bachelorette" allerdings viel heiße Luft vorhanden ist, dauert das eine Weile.
Nächster Schritt: "Wenn ihr schreien wollt, dann schreit. Wenn ihr weinen wollt, dann weint." Der Zuschauer macht das schließlich schon seit Jahren bei "Die Bachelorette". Daniel G. stimmt mit ein und beginnt zu heulen. Ob er wirklich ergriffen ist oder das nur die in Vorahnung der vielen unangenehmen Gespräche ist, die in dieser Episode der "Bachelorette" noch folgen, werden wir nie erfahren.
Die Nacht der Rosen steht schließlich an und die Bachelorette wird vier Kandidaten nach Hause schicken: Saverio, Manuel, Maurice - vermutlich, weil sie nicht Daniel heißen und das die Sendung unnötig verkompliziert - und Alex, weil er es sich mit einem adäquat unangenehmen Gespräch mehr als verdient hat. Er nennt es flirten, alle anderen den wahrscheinlich zähsten Smalltalk der Welt.
"Hast du Geschwister?", fragt er zum Auftakt. "Ja, zwei", antwortet die Bachelorette. "Vermissen die dich jetzt?", will er wissen. "Weiß ich nicht, ich hab ja keinen Kontakt", knallt ihm Melissa Damilia die Antwort an den Kopf. Alex, der noch immer aussieht, als sei er ein Chippendale auf Landgang, versucht die Situation zu retten: "Du hast schöne Augen." Die Antwort: "Hörst du mir eigentlich zu, wenn ich sprech'?" "Nein, ich guck dich an." Was bekanntermaßen das Maximum ist, was von einem Kandidaten der "Bachelorette" zu erwarten ist. Er versucht es trotzdem noch einmal. Themenwechsel: "Kennst du 'Stromberg', die Serie?" "Ja, find ich aber gar nicht witzig." Wie offenbar auch Alex. Aber wie heißt es so schön: Der Kandidat geht so lange zur Bachelorette, bis sie bricht.
Bereichernde Selbstgespräche über die wahren Dinge des Lebens
Den wohl peinlichsten Dialog liefert sich aber Daniel M., der auf Krücken frisch aus dem Krankenhaus zurück ist, er hat sich beim Wettkampf in Date zwei die Ferse gebrochen. Beschwingt von den Schmerzmitteln beschließt er, essentielle Dinge zu klären: "Was wichtig ist, ist, dass man in einer Beziehung Sex hat", klärt er die Bachelorette auf. Die lächelt nur peinlich berührt - und erwidert nichts.
Obwohl Daniel zu diesem Thema noch so viel zu sagen hätte: "Es gibt Fickerei und es gibt Sex. Sex ist halt mit Gefühlen und mit Emotionen und Hingabe, man lässt sich komplett fallen. Und Fickerei, ja gut, da brauchen wir nicht drüber reden." So viel Weisheit in so einem großen Körper. Der Zweimetermann ist sich auf jeden Fall keiner Schuld bewusst: "War gut, super Gespräch", konstatiert er. Die besten Konversationen führt man schließlich mit sich selbst. Erst recht bei "Die Bachelorette".
Lesen Sie auch: "Bachelorette 2020": Wer ist raus und hat in Folge 3 keine Rose bekommen?
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.