Die Erkenntnis des gestrigen RTL-Fernsehabends: "Bauer sucht Frau" schauen bedeutet fürs Leben lernen. Bei allem Fremdschämfaktor ist die Kuppelshow ganz klar verkanntes Bildungsfernsehen. Was? Glauben Sie nicht? Na dann passen Sie mal auf.
Schon mal etwas von der heilenden Wirkung von Taubenbrühe gehört? Nein? Die Mutter vom lustigen Landwirt Swen - oder wie es Mutter Frieda ausschreit "Zwwweeeen" - kocht ihrem Sohn und seiner Angebeteten Nicole Taubenbraten zum Mittagessen. Erst denkt man natürlich, da will jemand die neue "Freundin" des Sohnes wohl schnell loswerden. Aber nein, Swen stellt klar, dass in Brandenburg Taubenbraten eine Delikatesse ist. Und dann auch noch eine äußerst gesunde. Denn - wie Frieda stolz erzählt - schließlich habe ihre Taubenbrühe Vater Günther gesund gemacht, als dieser im Krankenhaus lag. Wie lange es wohl dauern wird, bis es Taubenbrühe-Dragees im Reformhaus zu kaufen gibt?
Und das ist nicht die einzige Lebensweisheit, die Swen und seine Eltern den BsF-Zuschauer zu bieten haben. Der rundliche Landwirt ist ein Nostalgiker und gibt den Zuschauern einen ganz praktischen Tipp, wie sie ihr Konsumverhalten in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, ändern können. Niemand braucht super moderne TV-Flat-Screens. Wenn sich Swen abends in sein "Kinderzimmer" zurückzieht, um seine Lieblingsserie "Gute Zeiten, schlechten Zeiten" zuschauen, genügt ihm sein aus den 1950er Jahren stammender Röhrenfernseher, den er ganz gekonnt mit einem Zahnstocher anmacht.
Walnüsse für den Body und die Glaubensfrage
Auch der muntere Milchbauer Gottfried gibt den Zuschauern eine wichtige Lebensweisheit mit auf den Weg. Zwischen ihm und seiner Brigitte will es zwar nicht so richtig funken, aber das ist nur Nebenschauplatz. Denn Gottfried hat das Geheimrezept für einen guten Body – ganz ohne Fitnesscenter oder Diäten. Er isst jeden morgen frisch geknackte Walnüsse. Also nicht nur Taubenbrühe kochen, sondern auch noch Walnüsse knacken. Ob wohl geröstete Walnuss zu Taubenbrühe passen?
Dass "Bauer sucht Frau" in Wahrheit Bildungsfernsehen ist, beweisen der lustige Milchbauer Leonhard und seine Marfa. Der Russin ist bei der Wahl ihres Bauern wichtig zu wissen, ob er gläubig ist. Immerhin hat Leo – wie sie ihn sofort liebevoll nennt – Engelsfiguren in der Küche stehen. Aber geht er auch regelmäßig in die Kirche? "Ich bin katholisch. Normal sollt ich schon gehen, ab und zu komme ich aber nicht aus dem Bett raus. Aber ich schau schon, dass ich oft gehe", faselt der Rinderwirt herum. Überzeugend hört sich das nicht an. Die Erkenntnis: In Sachen Glaube sollten es die bayrischen Bauernsöhne etwas ernster nehmen – zumindest wenn Marfa auf ihren Hof ziehen soll.
Lila Fransenpony ist so natürlich
Von Cowboy Gregor und seiner Beate können sich die Zuschauer ein paar Beauty-Tipps abschauen oder vielmehr von deren haarigen Fehlern lernen. Die Erkenntnis ihres Umstylings: Die Kommunikation mit der Friseurin ist eine wichtige, aber sehr schwierige Sache. "Mit 66 braucht man keine gefärbten Haare", stellt die Rentnerin klar. Beate findet Gregors colorierte Haare total unnatürlich. Die Lösung der Friseurin: helle, blonde Strähnen für Gregor und Beate bekommt einen lilafarbenen Fransenpony. Irgendwas ist da schiefgelaufen. Wo bleibt da die gewünschte Natürlichkeit? Und ist ein lila Pony nicht so was von Oma-Style? Hoffentlich haben die beiden der Friseurin kein Trinkgeld gegeben.
Die beste BsF-Lebensweisheit des Abends kam natürlich von Lustmolch Gregor zum Schluss der Sendung. Ganz romantisch bei Bio-Landwurst-Brötchen im Feld sitzend, sprechen er und Beate über ihre gemeinsame Zukunft. Sie wollen sich wieder sehen, Beate umarmt ihn liebevoll. Was macht Gregor? Er krault seiner Liebsten zum Abschied den Po. Und warum? Ganz einfach: "Wenn du weg bist, ist dein Po auch weg." Wie lange sich wohl Gregors Liebesratgeber mit diesem Titel auf Platz 1 der Bestseller-Liste halten wird? Das Leben – zumindest aus der Sicht der BsF-Protagonisten – kann so schön einfach sein.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.