"Das bricht mir das Herz!" - Carola Holzner ist "Doc Caro" und sie gibt alles, um Menschen in der Not zu helfen. Aber sie ist weit mehr als "nur" Notärztin, sieht nicht nur die medizinische Seite, sondern vor allem den betroffenen Menschen. Und gerät immer wieder an Grenzen.
Carola Holzner ist Deutschlands bekannteste Notärztin. Und vielleicht auch die empathischste. Als "Doc Caro" lebt sie in der TV-Öffentlichkeit - zuletzt bei SAT.1, jetzt bei VOX - ihre Berufung: Menschenleben retten. Dafür kämpft sie voller Elan, Leidenschaft und Mitgefühl. Der Start ihrer Debüt-Staffel bei der RTL-Familie zeigt, dass auch "Doc Caro" vor allem "nur" ein Mensch ist, der von Emotionen - zumal in tragischen Situationen - überwältigt wird: So feucht war selten eine "Doc Caro"-Folge. Gut beraten, wer Taschentücher in Griffweite hatte.
"Doc Caro" ist Super-Caro. Ihre Heldenkluft ist die Uniform der Luftrettung oder das weißblaue Outfit in der Notaufnahme. Ihre Superkräfte sind aber nicht Wunderheilung durch Handauflegen oder Blitze, die alles zerstören. Ihre Wunderwaffen sind medizinisches Knowhow und vor allem eine unglaubliche Empathie für ihre Mitmenschen. "Ich will ja, dass es allen gut geht." Aber manche Fälle gehen der 41-Jährigen halt doch besonders nah. Und das zeigt sie auch.
Doc Caro kämpft gegen Pflegenotstand: "Jedes gerettete Leben zählt"
Carola Holzner lebt und liebt ihren Beruf. Und sie nutzt die durch YouTube-Videos und TV-Serien erlangte Popularität und mediale Aufmerksamkeit dazu, ihr Publikum für allgemeine Missstände zu sensibilisieren. Fehlende Pflegekräfte und deshalb nicht belegbare Intensivbetten zum Beispiel. Oder die zunehmende Vereinsamung von Menschen. Das alles bekommt sie als Notärztin hautnah mit. "Die Notaufnahme ist der Spiegel unserer Gesellschaft. Hier machen wir keine Unterschiede zwischen jung, alt, arm, reich, zwischen Kulturen oder Religionen." - "Doc Caros" Credo und Lebensmotto: "Jedes gerettete Leben zählt."
Gleich bei ihrem Einsatz aber kommt "Doc Caro" diesmal zu spät. Und dass sie den tragisch und einsam verstorbenen Mann in der Badewanne überhaupt erreicht, ist Glück. Denn auf der Anfahrt mit Blaulicht und Martinshorn kann ihr Rettungswagenfahrer einen Unfall nur knapp vermeiden - ein Privat-Pkw will auf der Hauptstraße wenden und knallt beinahe ins Rettungsfahrzeug. Das bringt Caro ins Gedächtnis, "wie gefährlich unser Beruf ist".
Sie denkt an die Kollegen, die in Ratingen von einem Bewohner eines Hochhauses in eine Sprengfalle gelockt und verletzt wurden. "Wer Rettungskräfte angreift, greift uns alle an. Jene, die Hilfe brauchen und jene, die helfen wollen." Die Folgen von solchen Attacken seien enorm: "Wir kommen immer. Aber was ist, wenn mal niemand mehr kommt?" Caros Appell: "Lasst uns unsere Arbeit für die Menschen machen!"
Doc Caro leidet mit: "So was geht nicht spurlos an mir vorbei"
Caro ist bedrückt, dass ein Mann in seiner Wohnung sterben konnte, ohne dass es jemand mitbekam. Wäre die Badewanne, in der der Mann verstarb, nicht übergelaufen und hätte einen Wasserschaden verursacht, hätte es niemand bemerkt. Caro ist erschüttert: "Wir wissen, was in aller Welt passiert, aber nicht, wie es unseren Nachbarn geht."
In der Notaufnahme der Helios St. Johannes-Klinik in Duisburg kann - und muss - "Doc Caro" noch helfen. Ein 41-Jähriger wurde vom Hausarzt geschickt, weil der Mann über Brennen in der Brust klagte. Das diffuse Erschöpfungssyndrom erweist sich als veritabler ST-Hebungsinfarkt - ein absoluter Notfall, bei dem jede Minute zählt.
Blitzartige Kardio-Untersuchung, ab in den OP. Auf dem Weg dorthin erfährt Caro mehr über die Tragödie im Hintergrund: Der Mann verlor vor drei Jahren seine Frau wegen eines Hirntumors, ist alleinerziehender Vater drei kleiner Kinder. "So was geht nicht spurlos an mir vorbei", sagt Caro und ihre Augen werden feucht: "Das bricht mir das Herz." Sie tut alles, um den Mann vor dem Einsetzen zweier Stents zu beruhigen: "Solange ich hier sitze, stirbt niemand."
Tränen wegen eines zwölfjährigen Mobbing-Opfers
Doch obwohl der Eingriff glückt, fehlt hinterher zunächst ein Intensivbett zur Beobachtung. Pflegemangel, kein Bett belegbar. Erst der Oberarzt, der die Stents setzte, kann noch ein Bett auftreiben. Alltag in den Kliniken. Der Fall des 41-Jährigen, der aus dem Nichts beinahe ums Leben gekommen wäre, gibt Caro zu denken: "Man muss das Leben nutzen. Mann kann seine Lieben nicht oft genug drücken und sagen, dass man sie liebhat."
Die Fähigkeit, das Interesse, sich um mehr zu kümmern, als nur um offene Wunden, bringt Caro als Nächstes aus der Fassung. Zaid hat sich bei einem Unfall in der Schule den Finger in einer Tür eingeklemmt - tiefe Fleischwunde, aber nichts Ernstes. Als Caro nachhakt, wie es zum Unfall kommt, stellt sich heraus, dass der Zwölfjährige von Mitschülern gehänselt wird. "Ich werde gehasst in der Klasse, ich bin nicht beliebt, weil ich so klein bin." Caro ist fassungslos. "Das zerreißt mir das Herz, wenn einer mit zwölf sagt 'Ich bin der Gehasste'." Caro ist selbst Mutter zweier Kinder "in Zaids Alter": "Das tut mir weh." Sie weint.
"Doc Caros" beste Freundin: ihre Stute Bella
Zaid kann bald wieder lachen. Caro näht die Wunde mit viel Einfühlungsvermögen und vier Stichen. Zaid verabschiedet sich sogar mit den Worten "Das war nicht schlimm. Tschüss, ihr Guten!" Caro ist begeistert, dass der Junge selbst Arzt werden will. "Er ist zauberhaft. Mal sehen, ob ich ihm helfen kann, ein bisschen mehr gesehen zu werden", sagt sie und schmunzelt.
Auch einer im unzugänglichen Wald gestürzten Spaziergängerin kann geholfen werden. Caro rückt mit dem ADAC-Luftrettungsteam im legendären Rettungshubschrauber "Christoph 1" an. Am Ende kommt aber doch nicht die Winde zum Einsatz, weil sich die Patientin mithilfe des ganzen Teams auf eigenen Beinen - aber wohl mit gebrochenem Unterarm - aus dem bayerischen Dickicht retten kann. Caro: "Es geht nur mit Teamwork."
In der Folge gewährt Caro Einblicke in ihr Privatleben. Wer so viel Tragisches erlebt, braucht einen Rückzugsort. Neben Caros Kindern sind das ihr Partner Jens und ihre Liebe zu Pferden. Besonders innig ist das Verhältnis zu ihrer Stute Bella. "Bella war verschrien, die ist sehr speziell, die sagt auch mal nö. Sie ist nicht ganz einfach, misstrauisch und jemand, dem man Vertrauen geben muss." Caro stockt und die Tränen kommen. "So wie ich." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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