In der vorletzten Folge von "Curvy Supermodel" wird geschauspielert - zumindest halten es die Nachwuchsmodels dafür. Retten kann diese unfreiwillig komische Einlage das Format aber natürlich nicht.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Gleich vorweg: Natürlich verändern die Frauen aus "Curvy Supermodel" nicht ein ganzes Land, so wie es der Sprecher der Sendung zu Beginn vollmundig verspricht. RTL2 nutzt vielmehr den Trend, dass kurvige Frauen gerade mehr mediale Aufmerksamkeit erregen als herkömmliche Models - ohne dass sich die Branche in irgendeiner Art geändert hätte.

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Dementsprechend gibt sich "Curvy Supermodel" gar nicht die Mühe zu verbergen, dass es eine schnöde Kopie von Heidi Klums Hungerhaken-Fleischbeschau ist. Nur eben mit mehr Speck auf den Rippen.

Die Rollen sind wie üblich verteilt: Die Schüchterne trifft auf die Zicke, die Sexbombe auf die graue Maus. In diesem Fall heißt das Michi auf Chethrin und Polina auf Samira.

Sobald es zum Shooting geht, sind sie wie bei "Germany’s Next Topmodel" aber vor allem sekundäre Geschlechtsmerkmale. Der Chef des niederländische Modelabels Sheego sucht für seine Jeans zum Beispiel nicht nur eine "Bauerfrau" (was wohl "Powerfrau" heißen soll, nicht zu verwechseln mit einem willigen Opfer für RTLs ländliche Kuppelshow), sondern vor allem "einen Po". Das trifft sich gut, die Show heißt schließlich auch nicht "Curvy Superbrains".

Michi quasselt daraufhin los, als hätte sie sich in einem Shopping-Kanal auf der Suche nach dem "Hot Button" verlaufen. Chethrin hingegen zeigt, was sie alles nicht kann: Yoga, Skateboard fahren, auf einem Stuhl sitzen.

Die Gewinnerin der Posse: Céline. Wer das noch einmal war? Vollkommen irrelevant. Als nächstes geht es schließlich mit einem Mann ins Bett.

Aufgaben wie aus den 1950ern

Der liegt irgendwo in einem Möbelhaus herum und soll als Dummy für die Schauspielkünste der Nachwuchsmodels herhalten.

"Er hat dir einen Antrag gemacht", "Du hast ihn betrogen. Er hat dich betrogen", "Er hat dir einen Diamantring geschenkt", "Du bist big in love" - Aufgabenstellungen direkt aus einem Frauenmagazin der Fünfzigerjahre.

Kandidatin Aurelie hat die passende Antwort darauf: Sie würde "lieber einen Burger heiraten als einen Mann." Unverständlicherweise gewinnt eine andere das Shooting.

Aber egal, die nächste "Challenge" naht in der Model-Villa auf Ibiza. Ein unverzichtbares Requisit jeder leidlich unterhaltsamen Casting-Show.

Es gilt einen Eis-Werbespot zu drehen. Wieder mit "Male Model". Das natürlich nicht "curvy" ist. Um an das Eis heranzukommen, sind "alle Mittel" erlaubt, verkündet Jurorin Motsi Mabuse. Das bedeutet vor allem, im Bikini herumzustaksen.

Chethrin öffnet kurzerhand ihr Oberteil und Aurelie betatscht das Model. So einfach kann abendfüllende Unterhaltung sein.

Doch das lässt sich noch steigern: Der Textil-Discounter kik, der auch Hauptsponsor der Sendung ist, will für seine Kollektion drei Posen, drei Emotionen, drei Outfits und das in drei Minuten. Freude, Wut und Trauer.

Die Jury sitzt auf Regiestühlen davor und brüllt: "Zack, zack, zack!" Eine Ausnahmesituation. "Du stehst und schon wird ein Foto geschossen", sagt Kandidatin Polina. Das Leben als Model ist echt kein Zuckerschlecken.

"Sexy, sexy, sexy" ist leider falsch

Trotzdem sind einige der Kandidatinnen überfordert. Polina habe immer nur "sexy, sexy, sexy gemacht", sagt Juror und Modelagent Ted Linow, der bei jedem seiner Sätze schaut, als habe er einen besonders sauren Drops gelutscht.

Die ist sichtlich verwirrt. In "Germany’s Next Topmodel" forderte schließlich Bruce Darnell jahrelang immer wieder: "Sexy, sexy, sexy!" Ja, was denn nun? Eine Antwort bleibt ihr Linow schuldig.

Derweil hat bereits Harald Glööckler Chethrin in der Mangel. "Selbe Pose, selbes Gesicht", sagt er zu ihr. Doch was soll das Nachwuchsmodel auch tun? Nicht jeder besitzt einen so guten Arzt wie der Designer, um der Natur auf die Sprünge zu helfen.

Die Schauspielkünste des Rests sind gleichermaßen überschaubar: Lachen, Zähne fletschen, auf den Boden schauen - so sehen Emotionen in der Welt von "Curvy Supermodel" aus. Lee Strassberg würde vor Schreck sofort seine Schauspielschule schließen.

Doch das reicht bei der Casting-Show fürs Finale. Fabienne, Aurelie, Célina, Michi und Polina treten in der nächsten Woche an, um dieses Land zu verändern. Oder um sich zumindest für einen Platz im Dschungelcamp zu empfehlen.

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