Mit einer Gruppe Tänzerinnen und einem Lied auf den Lippen kommt Moderatorin Barbara Schöneberger am Mittwochabend auf die Bühne und eröffnet die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Auf halber Strecke übergibt sie den Staffelstab an Giovanni Zarrella und zusammen singen sie "auf das, was heut noch kommt". Und das ist es, was noch kam:

Christian Vock
Eine Kritik
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Der Deutsche Fernsehpreis

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Der Deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 von ARD, RTL, Sat.1 und ZDF verliehen und soll "hervorragende Leistungen für das Fernsehen" ehren. Eine 14-köpfige Jury bestimmt per Mehrheitsvotum die Sieger und Siegerinnen. In diesem Jahr saßen unter anderem Valerie Niehaus, Louis Klamroth, Shary Reeves oder Thomas Lückerath in der Jury, den Vorsitz hatte Produzent Wolf Bauer.

Die Verleihung

In diesem Jahr entschied man sich, den Deutschen Fernsehpreis in zwei Etappen zu verleihen. Bei der "Nacht der Kreativen" wurden am Dienstagabend bereits die Preise in Kategorien wie Beste Regie, bestes Buch oder Bester Schnitt verliehen. Am Mittwochabend nun übertrug das ZDF zeitversetzt die Auszeichnung der "TV-Highlights des Jahres" aus den Kölner MMC Studios.

Die Moderation

Wie schon im Jahr zuvor moderierte Barbara Schöneberger auch diesmal wieder die Show und sie tat das mit Licht und Schatten – wobei es sehr viel mehr Licht als Schatten gab. Schöneberger weiß, wie man einer von Haus aus eher drögen Veranstaltung Leben einhaucht. Sie nimmt sich selbst auf den Arm, etwa, als sie ihren Maskenbildnern für deren harte Arbeit dankt, lässt aber auch andere nicht unverschont.

Das geht mal gut – und mal nicht so sehr. Zum Beispiel, als sie gleich zu Beginn einen Spruch über die frisch von ihrem Mann getrennte Maria Furtwängler bringt: "Wo ist eigentlich Maria Furtwängler? Wahrscheinlich auf einem Tinder-Date", spottet Schöneberger und schiebt hinterher: "Hab ich das gesagt? Nein, das hab' ich nicht gesagt."

Aber Schöneberger teilt nicht nur aus, sie schenkt sich auch selbst ein. Als Riccardo Simonetti dem Publikum gesteht, dass ihm gerade die Hose im Schritt gerissen ist, bietet ihm Schöneberger eine ihrer Sicherheitsnadeln an, denn "Ich werde ausschließlich von Sicherheitsnadeln zusammengehalten".

Die Show

Unter Show kann man ja Zweierlei verstehen: zum einen Show als Unterhaltungsformat und zum anderen Show im Sinne von guter Unterhaltung. Dass beides nicht deckungsgleich sein muss, zeigte sich am Mittwochabend. Aus einer Preisverleihung eine Unterhaltungsshow zu machen, gehört zur hohen Kunst des Fernsehmachens und geht in der Praxis viel zu oft schief. Denn dass es bei der permanenten Brieföffnerei und den oftmals nahezu identischen Dankesreden zu großen TV-Momenten kommt, ist eher die Ausnahme als die Regel und das gilt auch für den diesjährigen "Fernsehpreis".

Wirklich große Show-Momente, große Auftritte, kurz: Etwas Einzigartiges, das von der Verleihung im Gedächtnis bleibt, gab es so gut wie gar nicht. Stattdessen zog sich vor allem das letzte Drittel, als die Übergabe des völlig berechtigten Ehrenpreises an Iris Berben viel zu lang geriet. Unterhaltungsanker war Schönebergers Humor, dazu ein paar kleine Einfälle, das Publikum im Saal einzubinden und ein paar unterhaltsame Einspieler bei der Bekanntgabe der Preisträger – das war's auch schon. Fast.

Der Gänsehaut-Moment des Abends

Denn tatsächlich gibt es doch noch einen Moment, an den man sich vielleicht auch noch übermorgen erinnert. In der etwas sperrig benannten Kategorie "Beste Moderation/Einzelleistung Information" sind zwei Reporterinnen und ein Reporter nominiert, die über den Ukraine-Krieg von vor Ort berichten. Um zur Preisverleihung überzuleiten, betreten Sängerin Lea und "The Voice Kids"-Teilnehmerin Berenike die Bühne und singen den Westernhagen-Klassiker "Freiheit", während eine ukrainische Künstlerin mit Sand Bilder auf die Videoleinwände zeichnet.

Der emotionalste Moment des Abends

Während alle anderen Preisträgerinnen und Preisträger im Moment ihres Triumphes ihr Team herzen und drücken, umarmt Moderator und Sänger Giovanni Zarrella kurz die anderen beiden Nominierten und sprintet dann sofort zur Familien-Ecke, wo seine Eltern und seine Frau Jana Ina ihn mit Freudentränen in Empfang nehmen.

Dementsprechend fällt auch Zarrellas Dankesrede aus. Er dankt der Jury, dem ZDF, der Produktionsfirma, seinen Eltern, dem Manager – aber vor allem seiner freudentränenüberströmten Frau: "Du bist mein größter Fan und meine ehrlichste Kritikerin. Du hast mich zu einem besseren Mann, zu einem besseren Menschen, zu einem besseren Vater gemacht. Ich liebe dich über alles."

Der erstaunlichste Moment des Abends

Dass Cathy Hummels einen fast täglich von irgendeinem Cover eines Boulevard-Blättchens grüßt, daran konnte man sich nun seit ein paar Jahren gewöhnen. Dass Hummels in ihrem Lebenslauf seit einiger Zeit auch "Moderatorin" stehen hat, daran hat man sich irgendwie noch nicht so richtig gewöhnt. Zu ungelenk sind ihre Minuten-Auftritte in der RTLzwei-Show "Kampf der Realitystars".

Umso erstaunlicher also, als Hummels nun am Mittwochabend nicht nur beim Sieg der Show in der Kategorie "Beste Reality-Show" mit ihrem Team auf die Bühne kommt, sondern auch noch die Dankesrede hält. In der spricht sie einen Dank aus "an alle, die diese großartige Produktion möglich gemacht haben" und einer davon ist offenbar Sohnemann Ludwig: "Danke, dass du so viel auf mich verzichtet hast."

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Die Preisträger im Überblick

  • Beste Unterhaltungsshow: "Wer stiehlt mir die Show?"
  • Bester Fernsehfilm: "Die Wannseekonferenz"
  • Bester Mehrteiler: "The Billion Dollar Code"
  • Beste Drama-Serie: "Faking Hitler"
  • Beste Comedy-Serie: "OH HELL"
  • Beste Dokumentation/Reportage: "Wie Gott uns schuf – Coming-out in der katholischen Kirche"
  • Beste Comedy/Late Night: "LOL – Last One Laughing"
  • Bestes Factual Entertainment: "Don't stop the music"
  • Beste Unterhaltung Reality: "Kampf der Realitystars"
  • Beste Schauspielerin: Friederike Brecht (für "Schneller als die Angst")
  • Bester Schauspieler: Moritz Bleibtreu (für "Faking Hitler")
  • Beste Moderation/ Einzelleistung Unterhaltung: Giovanni Zarrella (für "Die Giovanni Zarrella Show")
  • Beste Moderation/Einzelleistung Information: Katrin Eigendorf (für ihre Berichterstattung im Ukraine-Krieg)
  • Beste Informationssendung: "Kulturzeit"
  • Bestes Infotainment: "Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Robert Habeck / Karl Lauterbach"
  • Beste Doku-Serie: "Kevin Kühnert und die SPD"
  • Beste Sportsendung: "ranNFL, ranFootball"
  • Förderpreis: Salwa Houmsi (für "13 Fragen" und "aspekte")
  • Ehrenpreis: Iris Berben

Das Fazit

Es gibt gute Gründe, die generell gegen die Vergabe von Preisen sprechen, denn wenn es etwas auf der Welt nicht braucht, dann noch mehr Wettbewerb. Ähnlich gute Gründe gibt es, die Vergabe solcher Preise nicht im Fernsehen zu übertragen, denn als Abendunterhaltung für den Zuschauer gibt es deutlich Geeigneteres. Es gibt aber auch gute Gründe, die dafür sprechen, denn so eine öffentliche Preisverleihung sorgt für etwas, das sich auf andere Weise und in dieser Form nur schwer herstellen lässt.

Denn für die Preisträgerinnen und Preisträger verschafft sie Sichtbarkeit und Anerkennung. Persönliche und die für ihre Arbeit. Und das hat die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises trotz mancher Längen am Mittwochabend geschafft. Zum Glück, denn die Ausgezeichneten haben es sich allemal verdient. Und so ist es am Ende ganz eindeutig, wen Barbara Schöneberger meint, wenn sie zur Verabschiedung sagt: "Ich finde: Wir haben heute Abend bewiesen, dass Fernsehen großartig ist."

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