Vox schickt eine fünfköpfige Bierbauch-Brigade zum Cross-Triathlon-Training. Aus den fünf Schlaffis sollen in den kommenden Wochen "Echte Männer" werden. Klingt nach dem üblichen Abnehm-Doku-Murks - dank der sympathischen Hauptdarsteller machte der Auftakt des "Sport-Experiments" aber richtig Spaß.
Wann ist ein Mann ein Mann? Diese Frage stellte
Das ist natürlich ebenso platt wie die Idee, einen Artikel über Männer mit dem Grönemeyer-Lied und George Clooney zu beginnen, entspricht aber in etwa genau dem Bild, das die fünf Protagonisten der neuen Vox-Reihe "Echte Männer" von ebenjenen haben. Doch wie der Titel vielleicht suggerieren könnte, geht es hier nicht um Geschlechter-Rollen und Gender-Debatten, sondern um ein "sportliches Experiment", wie Vox es nennt.
Eigentlich müsste die Doku-Soap nämlich "Vox sucht fünf Männer in den Dreißigern, die sich ein bisschen haben gehen lassen und schickt die propperen Brüder nach fünf Monaten Training auf einen Cross-Triathlon". Aber "Echte Männer" ist natürlich ein bisschen griffiger.
Echte Männer halten Wort
En détail sieht das "sportliche Experiment" dann so aus: Fünf Männer, die weder sich noch das Ziel der Mission kennen, werden bei einem Personal Trainer vorstellig. Es folgt mit einem Treppenlauf ein erster Belastungstest, der den Fünfen ihre sportlichen Defizite aufzeigen soll oder wie der Sauerländer Andreas die Sache anschließend keuchend zusammenfasst: "Richtig kranker Scheiß ist das."
Kurzum: Die fünf Herren sind etwas außer Form und Trainer Helge macht der Truppe daher den Vorschlag, nach fünf Monaten Training einen Cross-Triathlon zu absolvieren. Der Gruppenzwang besiegelt den Männer-Pakt oder, um noch einmal Andreas Gehör zu verschaffen: "Ein echter Mann steht zu seinem Wort und das ist mein größtes Problem. Dass ich mein Wort gegeben habe."
Ein unbedachtes Versprechen bildet also die Ausgangslage von "Echte Männer" und Vox bedient sich für seine Doku-Soap eines erfolgreich erprobten TV-Rezepts. Zuerst wird ein vermeintlicher Idealzustand zum Standard eines glücklichen Lebens erkoren. Dann sucht man sich eine Handvoll Hauptdarsteller, die diesen willkürlich gesetzten Ansprüchen nicht genügen, begleitet sie mit der Kamera auf ihrem Weg der Läuterung und fertig ist die TV-Heldengeschichte.
Echte Männer wollen wenig
Denn eigentlich sind die "Echten Männer" ganz zufrieden mit ihrem Leben. Die Fünf stehen mit allen zehn Beinen im Leben, haben nette Familien, ein Auskommen und werden geliebt. "Ich bin ein geiler, behaarter gemütlicher Typ", sagt etwa Marcel über sich selbst und auch die Frauen sehen eigentlich keinen Handlungsbedarf, machen echte Männer für sie doch ganz andere Qualitäten aus: "Einen echten Mann macht für mich aus, dass er arbeiten geht und für seine Familie sorgt."
Von Body-Mass-Index und Körperfettanteil als Voraussetzung für Glück ist bei keinem der Beteiligten die Rede. Erst als Trainer Helge mit dem biologischem Alter der Herren aufwartet, kommt die Herren-Riege aufgrund der Werte ins Grübeln und aus dem Grübeln wird besagtes Versprechen.
Nun könnte man aufgrund des doch recht durchschaubaren Formats meinen, dass das nur wieder eine dieser Doku-Soaps ist, die auf der Selbstoptimierungswahn-Welle surft und irgendjemanden dorthin bringen will, wo er aus Sendersicht hingehört, bis wir irgendwann alle durchtrainiert und top gestylt sind. Denn typischerweise konzentrieren sich solche Formate nur auf die körperlichen Aspekte der Selbstverbesserung. Sendungen wie "Ah, so geht ein Buch auf" oder "IQ ist der neue BMI" sucht man in der TV-Zeitschrift jedenfalls vergebens.
Echte Männer sind echt sympathisch
Dass "Echte Männer" trotzdem aus dem üblichen Drill-TV herausragt, liegt vor allem an dem sympathischen Männerhaufen. Da hat die Casting-Abteilung fünf, im besten Sinne des Wortes, "Normalos" zusammengesucht, die mit einer Grundehrlichkeit und flotten Sprüchen das Unternehmen Triathlon angehen. Als sich etwa die propperen Herren am Waldrand aus dem Twingo schälen und Model-Athlet Helge die mollige Meute zum Rundlauf empfängt, kommentiert Andreas seine Gedanken wie folgt: "Was will der Typ? Ey komma klar auf dein Leben!"
"Echte Männer" ist weder Vorführ- noch Fremdschäm-TV, sondern geht zumindest in der gestrigen Auftaktfolge fair mit seinen Protagonisten um. Zwar kommt auch "Echte Männer" nicht ganz ohne den moralischen Zeigefinger aus, wer aber sein Selbstbewusstsein nicht aus Body-Mass-Index und Körperfettanteil speist, wird gelassen darüber hinwegsehen können.
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