Sechs Tage Dschungelcamp, sechs Tage "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" - das hat Spuren hinterlassen. Beim Zuschauer, bei der australischen Flora und Fauna, aber vor allem bei den Campern. Denn das alles bestimmende Thema ist in diesem Jahr: Angst.
Angst, so erfährt man es in einem bekannten Online-Lexikon, ist "ein Grundgefühl, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert".
Das Dschungelcamp kann demnach als so etwas wie die Mutter aller Angstzustände bezeichnet werden. Besorgnis und unlustbetonte Erregung sind ja quasi die Grundgemütszustände jedes Bewohners.
Angst im obigen Sinn dürfte "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" beim Zuschauer dagegen nicht mehr auslösen. Wer einmal C-Prominenten beim Tier-Hoden-Herunterwürgen zugesehen hat, der traut sich auch in ein mittelgroßes Handgemenge mit einem tollwütigen Bären.
Angst um seinen Verstand sollte man bei der inzwischen elften Staffel also nicht mehr haben. Entweder hatte man nie einen oder aber er ist inzwischen so robust, dass ihm nichts mehr etwas anhaben kann.
Sicherheitshalber kann man ihn natürlich auch um 21:15 Uhr bei Arte hinterlegen und dort später wieder abholen.
Frau Mieth hat sich entwickelt
Die Angst liegt also auch beim diesjährigen Dschungelcamp wieder ausschließlich bei den Kandidaten; lediglich das Ausmaß der Angst variiert von Camper zu Camper. Nicole Mieth zum Beispiel hat Angst, dass der Zuschauer sie immer nur als Soap-Darstellerin wahrnimmt und ihre "Weiterentwicklung" nicht mitbekommt.
Daher sei an dieser Stelle und für jeden aufs Deutlichste auf folgenden Umstand hingewiesen: Nicole Mieth war früher bei "Verbotene Liebe" und hat sich nun ins Dschungelcamp weiterentwickelt. Keine Ursache, Frau Mieth, gern geschehen.
Ähnlich gelagert ist die Angst bei "Honey". Er wartet zwar immer noch auf ein Dankesschreiben von ProSieben, weil er seinerzeit die Quoten von "Germany's next Topmodel" gerettet haben will, seine viel größere Angst ist es aber offenbar, falsch wahrgenommen zu werden: Der "Honey", sagt er über sich selbst, "das ist eigentlich ein smarter Kerl, der hat studiert, der hat zwei Bachelor, der spricht drei Fremdsprachen, das ist eigentlich ein Netter".
Die Angst, intellektuell unterschätzt zu werden, scheint Jens Büchner hingegen nicht zu quälen: "Das Erste, was ich erst mal den Mädels sage: Die sollen aufpassen, dass sie mit ihren Titten mir nicht immer vor der Nase rumhängen, halt", führt sich Malle-Jens ein.
Größeren Kummer macht ihm da schon seine "Angstphobie", die sogenannte "Versagung". Statt mit Überheblichkeit will er die Zuschauer gerne mit seiner "Charmantität" überzeugen.
Hanka hat vor allem Angst
Von Micaela Schäfer bekommt sie daher den Rat, ihre Brüste zu zeigen. Einen anderen Rat von Micaela Schäfer hätte man wahrscheinlich auch irgendwie als unqualifiziert empfunden.
Über die "Ängste" der anderen kann Hanka Rackwitz wahrscheinlich nur lachen: "Seit über 20 Jahren habe ich 90 Prozent des Tages Angst." Waschzwang, Kontrollzwang, Klaustrophobie – es gibt wahrscheinlich kaum eine Angst, mit der sie nicht schon Bekanntschaft gemacht hat.
Warum sie dann ausgerechnet in den Dschungel geht, erklärt die Sächsin ganz pragmatisch: "Egal wo ich bin, die Angst ist immer bei mir."
Dschungelcamp - ein Bund fürs Leben
Für den amtlich anerkannten Therapiesender RTL ist das natürlich wie ein Sechser im Lotto. Da geraten die ganzen Ängste vor Dschungel-Toiletten, Urin-Suppe und chronischem Hunger im Camp ja fast schon zur Nebensächlichkeit. Genauso wie Sarahs Bemühungen, ihre Fanbase zu erweitern, Jens' "Charmantität", Nicoles quasi minütliche Weiterentwicklung sowie "Honeys" Intellektualität.
Angst, dass das Dschungelcamp irgendwann keine Weisheiten mehr abwirft, muss RTL aber nicht haben. Dafür ist Marc Terenzi da. Als Sarah an Tag drei das Essen nicht verträgt und sich erbricht, weiß der Amerikaner folgenden Aphorismus beizutragen: "Wenn du kotzt zusammen, du bleibst zusammen."
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