Die "Ice Bucket Challenge" sorgte diesen Sommer für einen enormen Aufmerksamkeitsschub für die unheilbare Nervenkrankheit ALS. Es ist aber purer Zufall, dass ausgerechnet jetzt der Film "Hin und Weg" in die Kinos kommt, in dem Florian David Fitz einen ALS-Kranken spielt. Im Interview mit uns spricht der Schauspieler über seine eigene "Ice Bucket Challenge", seine Meinung zur Sterbehilfe und wie er sich seinen Tod vorstellt.
Herr
Florian David Fitz: Das ist das geringste Problem. Man geht ja auch in die Sauna und ins Eisbecken. Das ist erfrischend. Das Problem war eher der kalte Tag, nicht der Eimer. Es waren zwar keine Minusgrade, aber es war kühl.
Sie haben Ihre Kollegen aus dem Film, Johannes Allmayer und
Ich glaube, Johannes hat es gemacht. Bei Volker weiß ich es gar nicht. Ich habe ihn in der Zwischenzeit zwar gesehen, aber nicht darauf angesprochen. Ich habe darauf vertraut, dass sie sich verpflichtet fühlen.
"Hin und Weg" wurde schon vor dem Hype um die "Ice Bucket Challenge" abgedreht. Was ging Ihnen durch den Kopf, als der Trend plötzlich aufkam?
Das war natürlich ein krasser Zufall. Als es im Sommer losging, dachte ich: richtig eigenartig.
Denken Sie, dass die Leute nun eher in Ihren Film gelockt werden, weil sie schon für die Krankheit sensibilisiert sind?
Ich hoffe, dass die Leute nun nicht denken: "Ach nö, die 'Ice Bucket Challenge' ist vorbei. Jetzt muss ich nicht mehr in den Film gehen." Das wäre eine nihilistische Menschensicht. Ich glaube nicht, dass der Hype dem Film hilft. Es hilft aber, dass man die Krankheit nicht zu sehr erklären muss – was der Film auch nicht will oder tut. Er ist kein Doku-Drama über ALS.
Hatten Sie Angst davor, die Rolle eines ALS-Kranken zu spielen?
Der Film setzt sich nicht nur mit Krankheit, sondern auch mit dem Tod auseinander. Ich hatte ein wenig Angst davor, ob das nicht zu viel das Guten ist, ob ich es gut hinbekomme. Aber ich fand das Thema so stark. Es passiert einem nicht alle Tage, dass man ein Buch liest und es einen so erwischt. Das war am Ende das Ausschlaggebende.
Sie haben bereits Erfahrung damit, einen Kranken zu spielen. In "Vincent will Meer" haben Sie einen Tourette-Patienten gespielt. Wie haben eigentlich Betroffene auf den Film reagiert?
Kritisiert hat mich glücklicherweise keiner. Ich habe mir den Film auch zusammen mit einem Betroffenen angesehen. Er hat mir gesagt, dass er tickig wurde, dass es ihn "juckte". Wenn man selbst Tourette hat, sieht man ungern jemandem zu, der selbst die Krankheit hat. Weil man dann selbst damit anfängt.
Das klingt wie ein Kompliment für Ihre schauspielerische Leistung in dem Film …
So weit würde ich jetzt nicht gehen. Ich habe ein paar Tourette-Kranke getroffen und ich glaube, sie waren alle sehr glücklich mit der Darstellung. Mit der Menschlichkeit im Film. Es geht nicht nur um eine Darstellung der Krankheit, sondern wie es dem Menschen dahinter geht. Das ist den Leuten mit Tourette, glaube ich, viel wichtiger.
Haben Sie vor "Hin und Weg" mit ALS-Kranken gesprochen, um sich auf den Film vorzubereiten?
Nein. Ich weiß, dass Christian (Zübert, der Regisseur des Films; Anm.d.Red.) sich mit welchen getroffen hat. Ich war nur bei einem Arzt, der der prominenteste Mediziner für die Krankheit in Deutschland ist. Er hat uns viel Material gegeben. Für mich war es schwierig, mit einem ALS-Kranken zu reden und ihn zu fragen, wie es ihm eigentlich mit der Krankheit geht. Aber bei "Vincent will Meer" hatte ich auch keine persönlichen Kontakte. Wir bekommen aber schon jetzt Feedback und Briefe von Leuten, die ALS-Betroffene in der Familie haben. Sie schreiben, dass sie die Krankheit durch den Film noch mal durchlebt haben, aber auf eine Art und Weise, wie sie es sich gewünscht hätten.
Damit sprechen Sie wohl auch das Thema Sterbehilfe an. Sind Sie der Meinung, dass jeder Mensch darüber selbst entscheiden darf, wann sein Leben zu Ende ist?
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich respektiere jeden, der eine andere Meinung dazu hat und zum Beispiel sagt, das sollte Gott entscheiden. Am Ende wünsche ich mir schon in einem Land, das die Aufklärung hinter sich hat, dass der Mensch für mündig gehalten wird, was sein eigenes Leben angeht.
In "Hin und Weg" werden Sie von Ihren engsten Freunden und Familienmitgliedern bis zum Schluss begleitet, machen noch einen letzten Ausflug, lachen und scherzen miteinander. Würden Sie sich so auch Ihren eigenen Tod wünschen?
Man kann es sich zwar ausmalen, wie man sich seinen Tod wünscht. Meistens ist es aber völlig anders, wenn es so weit ist. Das kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Natürlich will ich nicht alleine sterben. Und mit dieser Meinung bin ich sicher auch nicht allein.
Aber Sie würden sich darüber freuen, wenn – wie im Film - kurz vor Ihrem Tod Jürgen Vogel in Frauenkleidern und Perücke vor Ihnen stünde?
(lacht) Es ist immer schön, wenn Jürgen als eine junge Alice Schwarzer auf mich zukommt. Und ich darf sie küssen. Das wird immer ein Highlight in meinem Leben bleiben.
Herr Fitz, vielen Dank für das Gespräch.
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