- Vor 14 Jahren erlitt Gaby Köster einen Schlaganfall. Unterkriegen lässt sie sich davon jedoch nicht.
- Der Comedy-Star berichtet im Interview mit unserer Redaktion von seiner Abenteuer-Reise nach Südfrankreich und erklärt, warum es sich lohnt, jederzeit seine Träume zu verwirklichen.
- Darüber hinaus spricht die 60-Jährige über das Amazon-Erfolgsformat "LOL" und erinnert an ihren verstorbenen Kollegen Mirco Nontschew.
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Gaby Köster: Danke der Nachfrage. Bis auf die winterlichen Temperaturen, die wohl jedem zu schaffen machen, geht es mir ganz gut.
Vermutlich trägt auch die Vorfreude auf die RTL-Doku "Gaby Köster – Meine verrückte Bucket List" zur guten Stimmung bei. Was haben Sie auf Ihrer Reise nach Südfrankreich erlebt?
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Prägend waren vor allem die Tage, die wir in einer Kommune verbracht haben. Es waren Menschen aus der ganzen Welt vertreten. Gemeinsam haben wir selbstversorgend auf einem Gehöft mitten in der Natur gelebt. Das war wirklich ein Erlebnis. Zudem saß ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Pferderücken – und ich spreche nicht von einem Pony, sondern von einem "Riesen-Gaul".
Sind Sie auf den Geschmack gekommen oder lautet Ihr Motto "Einmal und nie wieder"?
Eher Letzteres. Reiten ist nicht unbedingt mein Ding, wie ich festgestellt habe. Wenn man sich nur mit einer Hand festhalten kann, dann kommt man bei der Höhe schnell an seine Grenzen. Ich kam mir vor, als säße ich auf einem Stehtisch, auf den mein Körper gesägt wurde (lacht).
Meditierend in einer Kommune kann ich mir Sie – mit Verlaub – allerdings auch nicht so richtig vorstellen …
Ach, ich bin dem Ganzen nicht abgetan. Das macht schon Sinn. Es ist nicht uninteressant, wenn man sich mal die Zeit nimmt und in sich selbst hineinhört.
Was haben Sie für sich und Ihren Alltag mitnehmen können?
Es waren viele Menschen dabei, die sehr anstrengende Berufe ausüben – die meisten haben das Burnout längst überschritten und befinden sich in einer Art "Fuck off"-Zustand. Die Erkenntnis, die wir mitnehmen konnten, war, dass einem die Natur und Begegnungen mit Menschen eine unglaubliche Kraft geben. Diese Zeit in der Kommune war ein Erlebnis, von dem ich noch lange, wenn nicht sogar mein ganzes Leben, zehren werde.
Gaby Köster: "In der heutigen Zeit fällt es vielen schwer, einfach mal nett zu sein"
Sie haben diese Reise als lustigste Klassenfahrt Ihres Lebens beschrieben. Woran machen Sie das fest?
Zum einen hatten wir ein sehr lustiges Team, zum anderen neige ich ja dazu, den einen oder anderen lockeren Spruch rauszuhauen. Das mache ich aber meistens unbewusst. Erst in dem Moment, in dem der Kameramann mich darauf hinwies, dass nur verwackelte Bilder entstehen würden, wenn ich nicht endlich damit aufhöre, ging mir ein Licht auf. In der heutigen Zeit fällt es vielen Menschen schwer, einfach mal nett zu sein. Ich finde das sehr wichtig und lebenserhaltend. Innerhalb unseres Teams war das der Fall. Zwischendurch konnte man sich aber auch gegenseitig aufs Korn nehmen und niemand war dem anderen böse. Ich liebe das.
Im Januar vor 14 Jahren erlitten Sie einen Schlaganfall. Wie kamen Sie trotz der Einschränkungen, die diese Erkrankung mit sich bringt, auf die Idee, nun eine abenteuerliche Reise anzutreten?
Vor rund zwei Jahren hatte ich mit meinem Manager darüber gesprochen, worauf ich nochmal richtig Bock hätte. Da ich gerne reise und andere Menschen sowie Kulturen kennenlerne, kam ich auf die Idee dieser Reise-Doku – auch um den Leuten, die ähnliche Einschränkungen haben, zu zeigen, dass es möglich ist. Träume verwirklichen geht immer – im Kleinen wie im Großen.
Gab es auch Situationen, die Sie an Ihre Grenzen gebracht haben?
Ja. Ich kam an meine Grenzen, als ich in meinem eigentlich behindertengerechten Zimmer die Tür nicht öffnen konnte. Wie bei einer Tresortür, die man alleine nicht bewerkstelligen konnte. Immer wenn ich aus dem Zimmer wollte, musste ich erst einmal telefonieren und mich befreien lassen. Mein dringender Appell ist: Bitte gestaltet die Zimmer so um, dass auch gehandicapte Menschen einarmig in der Lage sind, die Räumlichkeiten zu verlassen. Das Gefühl, eingesperrt zu sein, ist beängstigend.
Gibt es diesbezüglich in Hotels in Deutschland und Europa grundsätzlich Nachholbedarf?
Nun ja, ich muss hinzufügen, dass ich zum ersten Mal seit meiner Erkrankung alleine auf einem Hotelzimmer war. Aber ich hätte tatsächlich einige Verbesserungsvorschläge. Wenn man zum Beispiel mit dem Rollstuhl auf Teppichboden fahren muss, dann grenzt das schon an ein Workout – vor allem für jemanden wie mich, der nur einen Arm nutzen kann.
Wo und mit wem schauen Sie sich diese Doku am Mittwoch an? Fühlt es sich an wie eine kleine Kino-Premiere?
Ein bisschen schon, da die Doku für mich ebenso Neuland ist wie für alle anderen Zuschauerinnen und Zuschauer. Auch ich habe das fertige Werk noch nie gesehen. Eigentlich war es so geplant, dass ich zu Hause gemeinsam mit meinem Sohn und meiner guten Freundin Beate, die mich auf dieser Reise begleitet hatte, schaue. Da ich jedoch direkt im Anschluss bei "stern TV" bin, musste ich diesen Plan verwerfen. Wir gucken jetzt gemeinsam in der Garderobe – mit allem, was Mädchen so brauchen. Vielleicht auch mit dem einen oder anderen "Schokolädchen" …
Das klingt nach einem bunten Abend. Ist diese TV-Doku Ihr nachträgliches Geburtstagsgeschenk? Sie wurden Anfang Dezember 60 Jahre alt …
Zumindest hatte diese Reise etwas mit meinem 60. Geburtstag zu tun, da sie mein Wunsch war. Aus dem Leben kommen wir alle nicht lebendig raus. Man sollte sich immer Gedanken darüber machen, was einen im Leben noch interessieren würde – natürlich auch schon vor dem 60. Geburtstag. Wir leben im Hier und Jetzt.
Hat sich Ihr Blick auf das Leben aufgrund Ihres Schlaganfalls verändert?
Definitiv. Seitdem ich das habe, hat sich meine Einstellung geändert. Sätze wie "Wenn ich eines Tages Zeit habe, werde ich das und das machen" wird man von mir nicht mehr zu hören bekommen. Ich kenne viel zu viele Menschen, die ihre Traumreise leider nie erleben durften. Von daher empfehle ich: Nicht schieben, sondern machen! Es tut gut, seine Komfortzone zu verlassen.
War dieses Abenteuer für Sie eine einmalige TV-Rückkehr oder wird man Sie wieder häufiger im Fernsehen erleben?
Ich hoffe, dass diese Doku möglichst viele Menschen interessiert. Wenn dem so sein sollte, bin ich optimistisch, dass es weitergeht. Wir würden uns gerne noch viele weitere schöne Dinge ausdenken, die wir als Team gemeinsam bewältigen.
Würde eine Comedy-Show wie "7 Tage, 7 Köpfe" in der heutigen TV-Landschaft noch funktionieren?
Da bin ich eher skeptisch. Meiner Ansicht nach hat alles seine Zeit. Sowohl mit "Ritas Welt" als auch mit "7 Tage, 7 Köpfe" habe ich unvergessliche Momente erlebt. Und ich finde, dabei sollte man es auch belassen. Man muss nicht immer alles wiederholen, sondern man kann auch neue Formate ins Leben rufen.
Es gibt neue Formate, etwa Bully Herbigs "LOL: Last One Laughing" auf Amazon Prime. Wie gefällt Ihnen diese Comedy-Show?
Ich habe mir die ersten zwei Staffeln auch angeschaut. Es ist ein sehr spannendes Konzept. Die Teilnehmer haben ja bestätigt, wie schwer es ist, sechs Stunden nicht zu lachen. Ich kann mir vorstellen, dass das wirklich eine echte Herausforderung ist.
Wie lange würden Sie vermutlich durchhalten?
Meine Befürchtung ist, dass es mit meiner Beherrschung nicht so weit her ist und ich relativ schnell rausfliegen würde. Es kommt natürlich darauf an, welche Mitstreiter dabei sind und wie anfällig ich auf diese Personen reagiere. Man müsste die ganze Zeit an furchtbare Dinge denken, nur damit man nicht lachen muss. Das ist ja auch ein Horror. Oder die Aktion von Max Giermann: Der hat sich allen Ernstes während der Sendung eine Glatze rasiert. Was macht "LOL" nur mit den Leuten? (lacht)
"Mircos Tod ist ein Riesen-Verlust"
Der überraschend verstorbene Mirco Nontschew ist Teil der noch nicht ausgestrahlten dritten "LOL"-Staffel. Wie behalten Sie Ihren Kollegen in Erinnerung?
Damals war ich ab und zu bei "RTL Samstag Nacht" zu Gast, dort sind wir uns manchmal begegnet. Er war ein absolut lebenslustiger, wahnsinnig talentierter Komiker.
Ist das Ihre wichtigste Message?
Auf jeden Fall, denn woran denken wir eines Tages im Alter, wenn wir vielleicht ans Bett gefesselt sind: leider häufig nicht an die Dinge, die man gemacht hat, sondern an die, die man gerne gemacht hätte. Doch dann ist es zu spät.
Welche Träume stehen denn noch auf Ihrer "Bucket List"?
Ich möchte unbedingt einmal nach Hawaii – nicht nur wegen Sonne und Meer, sondern auch wegen der Schamanen, mit denen ich mich gerne austauschen würde. Im Prinzip sind das ja Natur-Medizinmänner, die bestimmt den einen oder anderen nützlichen Tipp parat hätten. Im Leben gibt es viel mehr als nur das, was man sieht oder hört.
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