Wer Deutschlands nächstes Topmodel wird, entscheidet sich am Donnerstag im großen GNTM-Finale. Finalistin Nicole ist mit 49 Jahren ein sogenanntes "Best Ager"-Model und könnte sich das Topmodel-Krönchen in diesem Jahr schnappen. Im Telefon-Interview mit unserer Redaktion verrät die Offenbacherin, warum sie es verdient hat, zu gewinnen und worüber sie mit Heidi Klum vor über 30 Jahren in ihrer gemeinsamen WG in Mailand geplaudert hat.

Ein Interview

Herzlichen Glückwunsch, Nicole, Sie stehen im GNTM-Finale. Wie fühlt sich das für Sie an?

Nicole: Wahnsinn! Total surreal, immer noch, obwohl die Show schon fast vorbei ist.

Seit wann sind die Dreharbeiten vorbei?

Die Dreharbeiten gingen bis Mitte Februar.

Und es ist immer noch surreal für Sie, dass Sie im Finale stehen?

Für mich war der Weg das Ziel. Ich bin bei GNTM ja so reingerutscht, ich hatte mich nicht beworben, sondern wurde angefragt und musste mich relativ schnell entscheiden, ob ich diese Reise mitmache. Dann bin ich mit dem Gedanken reingegangen: "Schauen wir mal, was ich überhaupt noch kann!" – ich konnte gar nicht einschätzen, ob ich alles bewältigen kann, was da auf mich zukommt. Was auf einen zukommen kann, kennt man von alten Sendungen – und das kam ja auch alles: Unterwassershooting zum Bespiel… Umso verrückter war es für mich, dass ich in die Top 10 kam und dann ins Halbfinale und jetzt ins Finale. Alles total toll!

Warum haben Sie es verdient, zu gewinnen?

Ich habe es verdient, zu gewinnen, weil ich so gekämpft habe. Ich möchte ein Vorbild sein, denn ich kenne viele Frauen in meinem Alter, die Kinder großgezogen haben und dann irgendwann denken, das Jungsein ist jetzt rum und dass man was erleben kann, ist auch rum. Man weiß oft gar nicht mehr, was man kann und wer man ist und verfällt so ein bisschen in – ich möchte eigentlich nicht sagen – Lethargie. Aber man denkt: Okay, dann mache ich eben noch weiter Haushalt, aber im Grunde ist es rum. Durch GNTM habe ich jetzt aber gemerkt: In uns steckt noch so viel Krasses! Und das möchte ich zeigen: Man kann Träume verwirklichen und neue Dinge starten. Ich merke das schon jetzt an der Resonanz. Viele sagen: Das motiviert mich, du bist ein Vorbild. Ich freue mich immer, wenn ich inspirieren kann. Am Anfang hab ich ganz ehrlich nur gedacht, dass ich mich selbst challengen und herausfinden möchte, wer ich noch bin. Jetzt hab' ich aber die Euphorie entwickelt, den Frauen in meinem Alter, die sich nicht mehr so viel zutrauen, zu zeigen, dass da noch ganz, ganz viel ist.

Nicole verrät: Darüber hat sie mit Heidi Klum geplaudert

Sie haben mit Heidi Klum mal zusammen in einer WG in Mailand gelebt, 30 Jahre ist das jetzt her.

Das war ein Monat. Das war die einzige Zeit, die wir miteinander verbracht haben.

Erinnern Sie sich noch an etwas aus dieser Zeit, was Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ich weiß noch ein bisschen was und Heidi konnte sich auch noch daran erinnern. Wir waren 18 oder 19 Jahre alt und haben viel über den Alltag gequatscht, über Jungs, was man beim Modeln so erlebt. Ich weiß auch noch, dass Heidi sehr gerne genascht hat, das hab' ich in der Sendung auch schon erzählt (lacht).

War Heidi Klum jetzt am Set anders als damals in Mailand?

Nein, wir sind bei GNTM ja nicht rumgestanden, haben Käffchen getrunken und über alte Sachen sinniert. Sie ist sehr professionell, immer gut gelaunt, und ich habe auch nichts anderes erwartet. Das ist einfach Business für sie. Aber sie war immer nett zu uns und lustig – genauso wie damals.

Wie haben Sie die Zeit bei GNTM generell erlebt? Was ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich habe im Vorfeld etwas unterschätzt, was hinter den Kulissen alles los ist. Man macht sich natürlich Gedanken, aber wie es dann wirklich abläuft, wie viele Menschen hinter den Kulissen arbeiten, wie hart das manchmal auch ist, wie lang die Tage sind… Ich habe auch die Kälte unterschätzt. Ich dachte, ich geh' nach L.A. und krieg' Sonne ab. Aber es war sehr, sehr, sehr kalt. Wir hatten ein Shooting in der Wüste, da bin ich als Letzte drangekommen. Die Sonne war schon untergegangen und man weiß ja, dann wird es in der Wüste sehr kalt, nur noch fünf bis acht Grad. Da muss man gut durchhalten können, wenn man im dünnen Designer-Kleidchen stundenlang rumsteht, bis man endlich drankommt. Das erfordert sehr viel Disziplin. Auch die jungen Mädels mussten sehr schnell lernen, diszipliniert zu sein.

Haben Sie sich untereinander unterstützt?

Ja, sehr. Es war eine sehr gute Gruppe und wir haben uns alle sehr gut unterstützt.

Gab's etwas, worauf Sie hätten verzichten können?

Ich möchte auf kein Erlebnis verzichten, weil ich an der Erfahrung gewachsen bin. Vorher habe ich mir vielleicht mal gedacht: Muss ich das wirklich machen oder kann ich das überhaupt? Aber ich habe mich entschieden, mitzumachen und deswegen war für mich klar, dass ich mich der Sache annehme. Und ich bin sehr stolz, dass ich alles hinbekommen habe, was ich mir vorher nicht zugetraut habe.

Wie war es für Sie, sich im Fernsehen zu sehen?

Es ist komisch – so ein bisschen wie beim Anrufbeantworter, wenn man seine Stimme zum ersten Mal hört (lacht). Wir wissen bei den Dreharbeiten auch gar nicht, wie die Sendung aussieht, was zusammengeschnitten wird, wie wir rüberkommen. Wir sehen das bei der Ausstrahlung zum ersten Mal. Ich bin auch plötzlich nicht mehr unbekannt und werde auf der Straße angesprochen. Das ist total toll, ich freu' mich jedes Mal. Aber es ist auch immer ein bisschen surreal: Plötzlich lebt man ein anderes Leben.

Haben Sie sich wiedererkannt, wie Sie dargestellt wurden?

Ja, es war mir total wichtig, dass ich während der Sendung Ich bleibe und das ist mir auch gelungen. Ich wurde so gezeigt, wie ich bin: mit allen Tränen, mit Lachen, mit Emotionen.

Wem gönnt Nicole den Sieg, abgesehen von sich selbst?

Wie haben Ihre Familie und Ihr Umfeld reagiert?

Ach, die finden das alles ganz toll (lacht)! Alle sind ganz hin und weg und stehen komplett hinter mir – Familie und Freunde.

Sind die beim Finale alle dabei?

Ja, alle werden dabei sein. Sogar auch das Büro von meinem Mann, wo ich immer ausgeholfen habe, kommt mit (lacht).

Worauf freuen Sie sich im Finale am meisten?

Am meisten freue ich mich darauf, die Mädels wiederzusehen – da sind mir viele sehr ans Herz gewachsen. Es ist aber auch sehr viel Aufregung dabei, muss ich ganz ehrlich gestehen. So 'ne Live-Show ist schon nochmal was ganz anderes.

Welche Mädels sind Ihnen denn besonders ans Herz gewachsen?

Da kann ich viele nennen: Ich liebe Anna-Maria, Katherine ist eine ganz Tolle, mit Maike habe ich noch viel Kontakt, Somajia ist 'ne ganz Süße. Im Grunde habe ich mich mit allen gut verstanden. Es gab ja diese Gruppe um Ida, Selma und Cassy – auch ganz tolle Mädels. Die hatten sich und die anderen Mädels haben auch mal bei mir Rat gesucht.

Wem würden Sie den Sieg – abgesehen von sich selbst – am meisten gönnen?

Allen! Alle haben hart gekämpft und den Sieg verdient. Da gibt's keine, der ich es nicht gönnen würde.

Die Entscheidung wird also nicht leicht werden.

Nein! Ich habe alle Staffeln verfolgt und hatte immer eine, von der ich dachte, die bringt nach meinem Gefühl am meisten mit. Da waren oft größere Unterschiede zwischen starken Mädchen und weniger starken Mädchen zu sehen. Aber dieses Jahr ist alles vertreten und man hat schon früh gemerkt, dass viele sehr stark sind. In den Entscheidungen ging es deswegen auch nur um Nuancen – und ich möchte diese Entscheidung auch nicht treffen (lacht)!

Wenn Sie gewinnen: Was machen Sie dann als Erstes?

Ich habe schon darüber nachgedacht: Ich würde meine Familie packen und in den Urlaub fahren.

Wohin?

Am liebsten an einen Ort, wo ich noch nie war. Vielleicht die Malediven? Ich würde mir mit meiner Familie zusammen vielleicht mal was gönnen.

Mit ganz viel Sonne.

Das auf jeden Fall, Sonne muss immer sein (lacht).

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