Es ist so weit: Heidi Klum lächelt in "Germany's next Topmodel" wieder regelmäßig von der Mattscheibe, mit dem erklärten Ziel: Mädchen die Lust auf ein Maschinenbau-Studium auszutreiben. Stattdessen sollen sie sich exzessiv mit dem eigenen Hüftspeck befassen. Aber wäre die Welt ohne diese Sendung wirklich eine bessere?
Kaum ist das Dschungelcamp vorbei, startet die nächste feste Größe im Universum des sogenannten Trash-TV: "Germany's next Topmodel". Zum bereits neunten Mal zeigt
Heidi Klum allein macht nicht die Regeln
Klums Model-Maschinerie schrecklich zu finden, ist sehr, sehr einfach. Das Frauen– und Gesellschaftsbild, das hier vermittelt wird, ist zu gestrig. Zu billig. Zu gefährlich. Wer aber nur auf die Wertevermittlung dieser Sendung schimpft, macht es sich einfach und gibt ein Stück weit die Verantwortung ab, die die gesamte Gesellschaft trägt. Zweifelhafte Rollenbilder entstehen schon an anderer Stelle: die Klamotten-Kette, die "Super Skinny Jeans" für kleine Mädchen anbietet; die Fern-Uni, die Informatik-Kurse mit einem Männer-Foto schmückt und das Bild einer Frau bei den "kreativen" Berufen platziert; die überschminkte Nachrichtensprecherin mit Model-Maßen.
Wenn Lisa aus Thüringen "nicht so ein Otto-Normalverbraucher-Leben führen" will – wer will ihr das verdenken? Niemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte wird wirklich erwarten, dass die angehende Kosmetikerin trotz schlanker Gestalt und hübschem Gesicht jemals wirklich in die Fußstapfen von Heidi Klum treten wird. Sie wird aber höchstwahrscheinlich auch nie Bundeskanzlerin werden. Aus den bei der Gen-Lotterie gezogenen Eigenschaften das Beste zu machen - das ist vielleicht sogar eine positive Botschaft, die man aus der Show ziehen kann.
GNTM allein macht nicht die Regeln. Vielmehr ist die Show ein Abbild der Gesellschaft. Und natürlich bedient sie eher niedere Instinkte. Aber genauso, wie der eigene Stoffwechsel manchmal nach fettigem Burger schreit statt nach gesundem Salat, wollen eben auch Voyeurismus und Schadenfreude bedient werden. Und dann ist es einfach angenehmer, schönen Menschen beim Geradeauslaufen zuzuschauen als Winfried Glatzeder beim Stuhlgang.
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