Rauswurf bei "Die Höhle der Löwen": Zwei Gründer rechnen fest mit der Ausstrahlung ihres Start-ups in der Vox-Show, kurz davor fliegen sie aber aus dem Programm. Ein Rückschlag für das junge Unternehmen, doch der Rauswurf könnte sich nun als Glücksfall herausstellen.
Die Enttäuschung bei "Studyflix" war groß: Rund zwei Monate lang hatten sich die beiden Gründer einer E-Learning-Plattform für Studenten, Benedikt Bergner und Reinhard Blech, gezielt auf "Die Höhle der Löwen" vorbereitet.
Etwa 40.000 Euro hatte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge investiert, um für den Pitch und den zu erwartenden Ansturm auf die Webseite gerüstet zu sein.
Doch knapp eine Woche vor Ausstrahlung flog das Start-up aus dem Programm.
Die beiden Gründer seien fassungslos gewesen, erklärt Bergner im Gespräch mit unserer Redaktion: "Wir waren sauer und wütend, weil wir es nicht nachvollziehen konnten."
Bis zuletzt hätten sie "positive Signale" bekommen, dass ihr Pitch auch ausgestrahlt wird. In Programmzeitschriften wurde bereits mit "Studyflix" geworben. Sie seien sich "zu 99 Prozent" sicher gewesen, dass sie in der Sendung vorkommen würden, so Bergner.
Am 13. November lief dann die Folge, in der das Start-up hätte präsentiert werden sollen. Doch es kam anders.
Acht Tage vorher erreichte die Gründer eine Mail, dass sie keinen Platz in der Sendung bekämen. "Ohne Angaben von Gründen in einer Standardmail", sagt Bergner.
"Höhle der Löwen": Vox verteidigt Rauswurf
Auf Nachfrage unserer Redaktion gibt Vox ein Statement zum Rauswurf von "Studyflix" ab. "Wir können die Enttäuschung der Gründer (…) verstehen", heißt es darin: "Es gehört jedoch zu den grundlegenden Fernseh-Prinzipien, dass bei TV-Produktionen immer mehr Drehmaterial aufgezeichnet wird, als am Ende ausgestrahlt werden kann."
Das sei auch bei "Studyflix" der Fall gewesen. Weiter heißt es: "Schließlich ist zum einen die verfügbare Sendezeit endlich und zum anderen gibt es dafür auch dramaturgische Gründe."
Diese Begründung stellt "Studyflix" aber nicht zufrieden. "Das sind leider nur Wischiwaschi-Aussagen, mit denen man jetzt auch nichts mehr anfangen kann", sagt Bergner.
Durch die Aufnahme in die Pressemappe und in TV-Zeitschriften sah sich Studyflix unter den "Top 12" der Sendung: "Da rechnet man nicht mehr damit, dass man sich sogar nicht mehr in den 'Top 70' befindet, die ausgestrahlt werden", erklärt Bergner.
Vox verteidigt das Vorgehen der Produktion: "Überrascht wurde von dieser Vorgehensweise niemand (…). Da wir bis zuletzt an den Folgen feilen, kann es wie in diesem Fall leider auch mal vorkommen, dass es ein Pitch trotz Ankündigung doch nicht in die Sendung schafft."
Wollte Vox Negativ-Schlagzeilen vermeiden?
Bergner vermutet, dass es andere Gründe für den Rauswurf seines Start-ups gibt: Entweder sei kein Platz für kostenlose Bildung in der Sendung oder der Sender wolle weitere negative Schlagzeilen für geplatzte Deals vermeiden.
Dem "Stern" zufolge schloss "Studyflix" mit dem Löwen Frank Thelen einen Deal ab, der im Nachhinein nicht zustande kam. Bergner wollte sich wegen einer vertraglichen Geheimhaltungspflicht nicht öffentlich dazu äußern.
In der Tat gibt es bei "Die Höhle der Löwen" immer wieder Negativ-Schlagzeilen über geplatzte Deals nach der Show.
Vox weist die Vorwürfe im Fall "Studyflix" aber zurück. In jeder Staffel gebe es Pitches, die es nicht in die Show schaffen würden: "Ganz unabhängig vom Thema des Start-ups und ob ein Deal zustande kam oder nicht", heißt es in dem Statement.
"Studyflix": Steht die Existenz auf dem Spiel?
Auch finanziell ist der Rauswurf für die beiden Gründer ein Rückschlag. Das Start-up steckte eigenen Angaben zufolge rund 40.000 Euro in die Vorbereitung auf die Vox-Gründershow. "Vor allem, um die Seite dafür fit zu machen. Für den Ansturm, der jetzt nie kommen wird."
Darauf entgegnet Vox, man würde die Gründer immer darauf hinweisen, dass "sie erst aktiv werden sollen, wenn sie eine finale Bestätigung für die Ausstrahlung von uns bekommen". Diese hätten sie "Studyflix" aber nie gegeben.
Die Existenz des Unternehmens sei durch die im Nachhinein teils unnötigen Ausgaben aber nicht bedroht, so Bergner: "Von unserer Unternehmer-Mentalität her sind wir eher konservativ-schwäbisch. Wir sind gesund aufgestellt und geben kein Geld aus, das wir nicht haben."
Auch das unerwartete Worst-Case-Szenario, die Nicht-Ausstrahlung bei "Die Höhle der Löwen", sei davon abgedeckt gewesen: "Wir können weiter die Gehälter unserer Mitarbeiter zahlen." Bergners Angaben zufolge hat "Studyflix" 20 Mitarbeiter, darunter sechs fest angestellte.
"Studyflix" zieht trotzdem positive Bilanz
Der Rauswurf bei "Die Höhle der Löwen" könnte sich für "Studyflix" trotzdem als Glücksfall herausstellen. Das Medieninteresse am Unternehmen sei groß und ihre Videos würden tausendfach angeklickt, sagt Bergner. Die Zugriffszahlen hätten sich bereits versechsfacht.
Außerdem sei das Unternehmen seit den Aufzeichnungen im Februar mutiger geworden, sagt er. Die Seite wurde relauncht, das Start-up biete nun mehr Videos an, die mehr Leute erreichten.
Und das nur, weil "Studyflix" immer an die Ausstrahlung geglaubt habe, erklärt Bergner: "Auch wenn es kein Happy End war, hat es uns wahnsinnig vorangebracht."
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