Zu Jahresbeginn blickt VOX auf zwei Jahre "Höhle der Löwen" zurück. Die Castingshow, in der Gründer für ihre Ideen Investoren suchen, ist ein absoluter TV-Hit. Und das obwohl das Thema ziemlich langweilig ist. Was macht diese Show so erfolgreich?
Es gibt zu viele Castingshows. Übersättigt sind wir von singenden, auf dem Catwalk strauchelnden und tanzenden TV-Sternchen, deren Namen wir uns nicht merken. Da ist es mehr als erstaunlich, dass die "Höhle der Löwen" auf VOX der TV-Überraschungserfolg der vergangenen Jahre war.
Und das, obwohl sich die Grundidee der Sendung ziemlich langweilig anhört: Existenzgründer präsentieren fünf millionenschweren Investoren ihre Geschäftsidee und hoffen auf einen Deal, um ihr Geschäft groß aufziehen zu können.
Die Sendung ist aber hoch spannend - geht es doch um echtes Kapital, um echte Firmen und echte Ideen.
Blaues Bier und ein Grill, der Suppe kocht
Auch 2016 stellen sich Jungunternehmer mit ihren Projekten der VOX-Jury. Zur Einstimmung aufs neue Jahr zeigte VOX in der Spezialausgabe "Gut gebrüllt - 2 Jahre Höhle der Löwen" die ungewöhnlichsten Ideen aus den ersten beiden Staffeln.
Zudem gab es ein Wiedersehen mit einigen Gründern. Was ist aus dem blauen Bier geworden? Gibt es die aufsteckbaren Schuhabsätze "Heelbopps" im Handel? Und haben es die veganen Lederhosen auf das Münchner Oktoberfest geschafft? Was ist aus der Online-Sextoyberatung geworden? Und was aus dem Tischgrill, der auch Suppe kocht?
In der zweistündigen Sendung wurde in teilweise zu hastigem Schnelldurchlauf etliche der 100 Ideen der zwei Staffeln gezeigt. Von den Deals, die zustande kamen, waren alle - zumindest alle gezeigten - erfolgreich. Darunter war etwa das blaue Biermischgetränk Babo Blue, die Finanz-App Lendstar oder das Projekt Spielzeugkiste, wo Abonnenten monatlich Kinderspielzeug zum Ausleihen erhalten.
Spektakuläre Ideen, aber wenig Risikobereitschaft
Was jedoch auffällt: Bei den skurrilen Ideen wollte kein Investor einsteigen. Das Elektro-Einrad, Brautmode für homosexuelle Paare, vegane Lederhosen, Staubsaugeraufsatz für Hunde, eine Fass-Sauna auf Rädern, die Online-Sextoyberatung, das unsichtbare Businessunterhemd: Sie alle hatten bei der Jury keine Chance. Und das, obwohl sich einige der Gründer später auch ohne die Unterstützung der "Höhle der Löwen" auf dem Markt positionieren konnten.
Eines der Highlights des VOX-Rückblicks ist der "Facebook-Moment": Zwei junge Burschen, 18 und 19 Jahre alt, stellen ihre App vor. Sie eine Anwendung fürs Smartphone programmiert, die jede Matheaufgabe in Sekundenschnelle löst.
Zwei Millionen Euro für 20 Prozent Beteiligung wollen die Gründer haben. Niemand geht auf den Deal ein.
Am Ende traut er sich jedoch nicht. Der Betrag und das Risiko sind ihm einfach zu groß. In ein paar Jahren wird sich wohl herausstellen, ob die Jungs wirklich in einer Liga mit Leuten wie Mark Zuckerberg spielen.
Eine Castingshow ohne Fremdschäm-Faktor
Gerade diese spektakulären Ideen sind es, die die "Höhle der Löwen" so erfolgreich machen. In der Sendung wird niemand vorgeführt. Kritik wird stets sachlich und nachvollziehbar vorgetragen.
Das Erfolgsrezept der VOX-Sendung ist nicht die Aneinanderreihung von unterhaltsamen Fremdschäm-Momenten. Die Show überzeugt auf der einen Seite mit einer Jury, die mit guten Typen besetzt ist, allen voran Event-König Jochen Schweizer.
Zusammen mit Vural Öger, Judith Williams, Frank Thelen und Lencke Steiner reagiert Schweizer mit flotten Sprüchen auf die zum Teil sehr außergewöhnlichen Ideen. Die Jury ist sich auch nicht zu schade, die Produkte selbst zu testen. Aber sie überzeugt vor allem mit ihrem wirtschaftlichen Knowhow.
Auf der anderen Seite lebt die Show von den tollen Einfällen und ihren Erfindern. Ob Kino-Popcorn für zu Hause, Wirsingchips oder gesunde Kindersnacks: Die Ideen lassen die Zuschauer mitfiebern, ob es die Produkte auf dem Markt schaffen. Und dieses Hoffen und Staunen ist etwas, was es im Casting-Wahnsinn abseits der "Höhle der Löwen" nicht mehr gibt.
Nächste Staffel ohne Vural Öger
Es wird sich zeigen, wie lange sich die Gründer-Show treu bleiben kann. Vielleicht gehen die guten Ideen aus - oder die Investoren gehen pleite. Letzteres ist Vural Öger passiert, der mit seinem Tourismusunternehmen Insolvenz beantragen musste und daher in der nächsten Staffel nicht mehr in der Jury sitzen kann.
Doch beide Risiken sind überschaubar: Investoren und Ideen werden sicherlich nicht so schnell ausgehen. Nur ein bisschen mehr Risikobereitschaft wünschen wir uns von den Investoren für die nächste Staffel.
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