In der "Höhle der Löwen" sind ja schon so manche Ideen präsentiert worden. Echte Revolutionen waren jedoch keine dabei. Trotzdem versuchen in der jüngsten Folge gleich mehrere Gründer, ihre Geschäftsbereiche einer Revolution zu unterziehen. Zum Beispiel den Bürostuhl. Oder Wasser.
"Die Bürorevolution, die Zeit spart und Gesundheit fördert": Das verspricht einer der Gründer der jüngsten Folge von "Die Höhle der Löwen" – und nimmt damit den Mund ziemlich voll. Eine Revolution – jetzt wird es kurz ein bisschen banal – sollte ja von Haus aus Verhältnisse auf den Kopf stellen und Altes durch Neues ersetzen.
Nun muss man kein Prophet sein, um zu ahnen, dass die Büros wie wir sie kennen in einigen Jahren noch ziemlich dieselben sein werden. Zeit, zumindest die eigene, wird man dort nur sparen, wenn man nicht hingeht. Aber zur Bürorevolution kommen wir gleich.
Zuvor haben sich die ersten Gründer des Abends noch größere Ziele gesetzt, als das Büro zu revolutionieren. Sie wollen die Trinkrevolution. Es ist völlig okay, wenn man sich an dieser Stelle fragt, was denn am bisherigen Trinken nicht gestimmt hat, schließlich hat die Menschheit bis heute recht erfolgreich getrunken.
Gesundes Wasser mit Vitaminen
Die Gründer von Waterdrops sind da anderer Meinung und haben zwei Jahre Forschung und zwei Millionen Euro Eigenkapital in ihren Microdrink gesteckt: "Wir haben alles, was wir hatten, in die Firma gesteckt. Wir haben felsenfest daran geglaubt, dass es funktioniert." Es, das sind in diesem Fall kleine Würfel aus Pflanzen- und Fruchtextrakten, die man ins Wasserglas schmeißt. Soll toll schmecken und voller Vitamine sein.
Schmecken tut es Investorin
Daraufhin präzisieren die Gründer den Sinn ihrer Waterdrops: "Unser Ziel ist ja, dass die Menschen mehr Wasser trinken." Da kann man wiederum mit gutem Grund fragen, warum sie dann nicht einfach Wasser verkaufen. Die Gründer selbst haben bei ihrer Präsentation schließlich erklärt, früher gerne Wasser konsumiert zu haben, weil sie zuckerhaltige Getränke nicht mögen. Das scheint ja all die Jahre gut geklappt zu haben.
Dass manche "Löwen" trotzdem nicht in die Wasserrevolution investieren wollen, liegt aber vor allem an den vielen Gesellschaftern und der hohen Firmenbewertung. Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl schreckt das nicht ab, sie machen einen Deal mit den Gründern.
Widmann macht Werbung für Werbung
Doch auch bei anderen Revolutionen tauchen an diesem Abend Fragen auf. Zum Beispiel bei Road Ads, einem System, das die Werbung revolutionieren will. Zumindest die auf LKWs, wie Gründer Andreas Widmann erklärt: "Warum wird so eine attraktive Fläche eigentlich nicht für Werbung genutzt?"
Widmanns Antwort: Weil LKWs gerne über Landesgrenzen fahren und die meisten Deutschen zum Beispiel tschechische Werbung nicht so gut verstehen. Eine andere Antwort könnte lauten: Weil man vielleicht nichts weniger braucht, als noch mehr Werbeflächen – außer vielleicht noch mehr Dinge, die Autofahrer vom Blick auf den Verkehr ablenken.
Andreas Widmann sieht das nicht so, denn mit Road Ads stellt er ein Displaywerbesystem vor, das man digital je nach eigenen Wünschen bestücken und an LKWs anbringen kann.
Einen kleinen Haken gibt es für Frank Thelen aber: "Das Problem ist: Ich mag keine Werbung. Das ist nicht mein Thema." Carsten Maschmeyer und Georg Kofler hingegen mögen Werbung und wollen zusammen 750.000 Euro investieren.
Keine Revolution im Büro
Mit denen wäre Gründer Jan Gumprecht sicher auch gerne nach Hause gegangen. Der promovierte Medizintechniker hat fitseat gegründet, einen Bürostuhl mit integriertem Hometrainer zum Strampeln am Schreibtisch, womit wir bei der "Bürorevolution, die Zeit spart und Gesundheit fördert", wären.
Nun könnte man meinen, dass ein Investment der "Löwen" an diesem lahmen Spruch gescheitert ist, denn Dinge, die "Gesundheit fördern", klingen irgendwie nicht nach Revolution. Aber die Gründer hatten noch einen ganz anderen Slogan in der Hinterhand: "Sitzen ist das neue Rauchen".
Das wiederum wirft Fragen auf: Was ist mit dem Rauchen passiert, dass es durchs Sitzen ersetzt wurde? Ist Rauchen jetzt das alte Sitzen? Kriege ich Lungenkrebs, wenn ich mich hinsetze? Kommen nun Warnhinweise auf Stühle? Was ist mit Zucker? War der nicht schon das neue Rauchen? Wenn man verspricht, nur noch zu stehen – darf man dann dafür rauchen?
Solche Fragen interessieren die Löwen nicht, sie sind eher an Zahlen interessiert und die sprechen nicht für fitseat. Zum einen hat Gründer Jan im vergangenen Jahr erst 13 Stück verkauft und zum anderen kostet ein Stuhl knapp 1.700 Euro. Beide Zahlen finden die Löwen für ein Investment ungenügend. Eine Revolution im Bürostuhlsegment muss also bis auf Weiteres noch warten.
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