"Wenn hier noch so ein paar Deppen ankommen …" - dann muss es wohl die neue Staffel von "Kampf der Realitystars" sein. Und die lässt es bereits in der ersten Folge so krachen, dass der Sendeleiter eingreifen muss.
Trash-TV steht und fällt mit seinem Personal. Sitzen sie nur herum, rauchen, quasseln und schlafen sie die ganze Zeit? Oder blamieren sie sich, geraten schnell in Rage und gehen sich im Kampf um ein wenig Sendezeit sofort an die Gurgel?
Wenn es nach diesen Kriterien geht, hat die zweite Staffel von "Kampf der Realitystars" alles richtig gemacht. Die RTL2-Show verlässt sich auf die bewährte Formel: Erprobte Überperformer treffen auf gutaussehende "Bei welcher Show warst du, dein Gesicht kommt mir so bekannt vor?"-Nobodys.
Als erstes trifft
Niemand weiß das selbst besser als all diese Menschen, deren vermeintliche Einzigartigkeit ihnen von grausamen Eltern bereits in die falsch buchstabierten Vornamen eingraviert wurde. Zitat
Ein Schreckens-Best-of der vergangenen Trash-TV-Jahre
Dass sich dieser Vorsatz nicht erfüllt und zu einem mentalen Overload führt, dafür sorgt der Sender RTL2, der nun in loser Reihenfolge eine Art Schreckens-Best-of der vergangenen Trash-TV-Jahre zündet.
Kostprobe gefällig? "Die schönsten zehn Jahre einer Frau sind zwischen 39 und 40." Claudia Obert hörts und kommentiert: "Wenn hier noch so ein paar Deppen ankommen …" - dann muss es wohl der "Kampf der Realitystars" auf RTL2 sein.
Da zwei Stunden reine Sendezeit allerdings ziemlich lang sind und die Schlagzeilen-Maschine für die Boulevardpresse gefüttert werden muss, überbrückt der Sender dies mit dem ersten Trinkspiel. Damit niemand morgen auf die dünnen Meldungen klicken muss, hier die Zusammenfassung: Narumol war schon einmal im Bordell, Leon Machère zahlte 37.500 Euro wegen Beamtenbeleidigung und
Stunk auf Knopfdruck
Das Stichwort für, genau, Gina-Lisa Lohfink. Denn, merke, aus dem kleinen Handbuch für Trash-TV: Auf Zufallsstress vertrauen nur Anfänger. Also warten alle gespannt, wie die Ex-"Germany’s next Topmodel"-Kandidatin auf ihre ehemalige Schein-oder-nicht-Schein-Geliebte trifft. Dummerweise nicht so wie erhofft, stattdessen folgen Hollywood-reife Umarmungen und große Freude.
Zeit, die harten Bandagen auszupacken. Einer fehlt noch in diesem großen Ego-Reigen der Möchtegerns und denen, die es noch werden wollen. Der König, Pardon,
Viel kann der Mann nicht, aber man muss ihm lassen: Stunk liefert er auf Knopfdruck. Schon am Bootssteg blafft er sein Empfangskomitee an. "Hast du auch einen Nachnamen???" Influencerin Jenefer Riili schaut irritiert. Der stets nur einen Bürstenstrich von einem Metoo-Skandal entfernte
Der Prinz unter den Krawallmachern übernimmt die Sendung
Ab da übernimmt der Witwer von Zsa Zsa Gabor, der sein Geld mit dem Verkauf von Adelstiteln machte, den "Kampf der Realitystars". Beim ersten Spiel brüllt er in gewohnter Gutsherrenmanier seine Mitstreiter nieder, weil sie auf die Frage, wofür er beim Publikum bekannt ist, nicht mit "Entertainment" antworten, sondern seine Ehe mit der Hollywood-Diva anführen. Noch lauter ist nur Walther, der nicht glauben kann, dass die Zuschauer überhaupt nicht wissen, wer er ist. Die Glücklichen.
Das Ergebnis: Die Einschätzungen sind so schlecht, dass alle bis auf vier ihre Koffer samt Inhalt abgeben müssen. Es entscheidet natürlich der Prinz, weswegen nur die Frauen ihre Utensilien behalten dürfen. Bis auf Narumol - die übersieht von Anhalt. Und als er es bemerkt, reagiert er wie jeder Adlige von Format: Er brüllt sie an. Ihren Koffer bekommt sie trotzdem nicht.
Was sich im Lauf der Sendung sowieso als egal herausstellt. Frédéric von Anhalt überzeugt am Abend Leon Machère, einfach die fehlenden Koffer aus dem am Strand festgemachten Strand zu klauen. Trotz gefährlicher Strömung, wohlwissend, dass es sich um einen Regelverstoß handelt, sodass sogar der Aufnahmeleiter eingreifen muss. Das Ergebnis: Alle Koffer sind weg und der Prinz liegt grinsend auf seiner Liege.
Raus ist Paul. Paul wer?
Zu viel für Gina-Lisa, die einst versuchte, einen Adelstitel von Frédéric von Anhalt zu kaufen und scheiterte. Sie verfolgt ihn quer durch das Haus, während der Prinz stoisch weiter marschiert ohne ein Wort zu sagen. Er mache das 40 Jahren, jeden Tag laufe er zwei Stunden, so seine Erklärung. Offenbar eine perfide Folteridee aus dem finsteren adligen Mittelalter, die ihre Wirkung nicht verfehlt.
Nachdem Gina-Lisa ihn am Abend der Nominierung auf seinem Stuhl sitzend stundenlang ignoriert, kommt sie irgendwann vollkommen willfährig zu ihm. Er soll entscheiden, wer gehen soll, murmelt sie nur. Kein Problem für von Anhalt, der alle genau auf ihr Schlagzeilen-Potenzial analysiert hat. Und während Gina-Lisa die übliche hysterische Heul-Arie anstimmt aus "Das ist mir echt schwer gefallen" und "Ich bin mir auch nicht sicher", übernimmt das Prinz Frédéric mit dem ihm eigenen Charme. Er habe den ausgewählt, "der mich am meisten gelangweilt hat", brüllt er: "
Verzeihung, wer? Genau, die mangelnde Erwähnung in diesem Artikel gibt von Anhalt zumindest recht. Paul Elvers, das ist der "Erstgeborene des Reality-TV", wie es Moderatorin Cathy Hummels ausdrückt. Der Sohn von Jenny Elvers und "Big Brother" Alex Jolig. Nett, adrett, unauffällig. Hobbys: Fifa spielen und Fußball. Also alles nur kein Kandidat für den "Kampf der Realitystars". Denn niemand weiß das besser als Frédéric Prinz von Anhalt: Realitystars werden nicht geboren, sie werden gemacht. Oder sie kaufen sich einen Adelstitel.
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