- Gleich mehrmals rollen der 82-jährigen Köchin Monika Fuchs bei "Kitchen Impossible" die Tränen über die Wangen.
- Tim Mälzer nutzt gnadenlos die Schwächen seiner Gegnerin aus.
- Mit einem hat er aber nicht gerechnet: ihrem Charme.
Fluchen, stänkern und ein wenig kochen am Sonntagabend? Das kann eigentlich nur eines bedeuten:
Respekt vor dem hohen Alter seiner Kontrahentin hat Mälzer nicht. Corona-konform reiben die beiden zur Begrüßung ihre Hintern aneinander. "Wenn er straffer wäre, hätte ich ihn erkannt", sagt Mälzer ihr direkt ins Gesicht. Sie entgegnet: "Ich glaube, wir mögen uns ein bisschen. Aber nicht zu viel. Und auch nicht die ganze Zeit." Beste Voraussetzung also für die Show, die immer nach dem gleichen Stänker-Schema abläuft. In zwei Runden präsentieren die beiden ein Gericht, das die Kontrahentin oder der Kontrahent nachkochen muss. Ohne Rezept, ohne Zutatenliste. Es gewinnt, wer am nächsten dran ist.
Schnaps am Morgen bringt Rülpser und Sorgen
Tim Mälzer startet. Seine Herausforderung findet in Hannover statt, und er muss am frühen Morgen den ersten Schnaps trinken. Nach viel Jammern kippt er den Korn hinunter und rülpst laut. Bäh. Die Reaktion auf sein erstes Gericht ist nicht besser. "Wat is dat denn?", beschwert er sich. Gekocht hat das Hühnchen mit Serviettenknödel Birgit Reinhoff aus Salzgitter, deren Restaurant einst zu den 300 besten in Deutschland gehörte. Sie kombiniert die französische Küche mit karibischen Einflüssen. Mälzer zeigt sich wenig beeindruckt. Er pult die schwarzen Walnussscheiben unter der Haut des Huhns hervor und sagt abschätzig: "Das ist so ein Produkt, das die Welt nicht braucht. Brutal teuer und schmeckt einfach nur wie saure Pappe."
Vielleicht versucht er aber auch nur seine Nervosität zu kaschieren. Die Köchin zählt eine ellenlange Liste an Gewürzen und Gewürzmischungen auf. Die soll Mälzer herauszuschmecken? Allein die Soße besteht aus zwölf Komponenten. Und während er auf seine Kontrahentin schimpft ("Alte Schachtel", "Ich fühl mich so alt, wie Monika Fuchs ist"), kichert Birgit Reinhoff im Hintergrund über seine Versuche, ihr Gericht nachzukochen. "Er hatte überhaupt keinen richtigen Plan", urteilt sie. Am Ende ist das Huhn angebrannt und die Chips sind so matschig, dass Mälzer sie nicht herausgeben will. Vieles ist davon aber nur Show. Selbst Köchin Birgit Reinhoff gibt zu, dass Mälzers Gericht besser angerichtet ist als das Original. Entsprechend fällt das Ergebnis aus: Mit 6,1 von zehn Punkten im Schnitt hat das Essen wohl doch nicht so schlecht geschmeckt.
"Er missbraucht mein Vertrauen"
Wenn es ums Jammern geht, steht seine Konkurrentin Monika Fuchs Mälzer aber in nichts nach. Sie blickt in die Box und beschwert sich: "Er missbraucht mein Vertrauen." Sie degradiert ihn zur "Wurst". "Ohne Pelle" - weil das sei das schlimmste für eine Wurst. Der Grund für die Umbenennung von Mälzer in eine Fleischware ist das Gericht vor ihr. Tamalis aus Mittelamerika, gekocht vom Koch des Hamburger Restaurants "Salt und Silver". Der Maisteig ist unter anderem mit Shiitake und Hühnchen gefüllt. Eine Filligranarbeit, die Fuchs gar nicht liegt. Sie stochert im Mousse herum und fragt: "Bohnen?" Fast: eine Mischung aus Eigelb, Senf, Essig, Knoblauch, Limette und Chili. Monika Fuchs hat keine Ahnung, was sie da vor sich liegen hat. Tim Mälzer schämt sich deswegen. Aber nur ein bisschen.
Das Zusammentreffen mit dem Koch des Gerichts bestätigt die Befürchtung von Monika Fuchs. Der blickt auf ihre Einkäufe und sagt: "Sie wird auf ein Ergebnis kommen, das sehr weit vom Original ist." Fuchs stöhnt und werkelt, doch der Profi-Koch sagt am Ende anerkennend, dass es "vom Arbeitsprozess her gut" war. Nur das Urteil der Testesser ist hart: Fuchs erhält 4,8 Punkte im Schnitt.
Mälzer lobt sich selbst am meisten
Eine Runde steht bei "Impossible Kitchen" aber noch aus. Tim Mälzer ist von seiner Aufgabe jedenfalls begeistert. "Sensationell", "echtes Essen", "Boah, ist das geil!", jubiliert er. Vor ihm steht das philippinische Nationalgericht Adobo, das vor allem aus eingelegtem Schweinebauch besteht. Die Begeisterung legt sich, als er den Nachtisch sieht: Halo-halo, eine süße Versuchung aus Kondensmilch, Gelatinewürfel, Kuchen und Eis.
Das bremst Mälzer nicht, er ist nach wie vor von seiner eigenen Genialität überzeugt. Während er kocht, lobt er sich ohne Unterbrechung. Bis er feststellt, dass seine Marinade viel zu süß ist, der Ofen kaputt ist und es auch keine Eismaschine gibt. Das ist allerdings nur ein kurzer Dämpfer für den Koch. Den Kuchen backt er im Wasserbad auf dem Herd, für den Froster latscht er auf die andere Straßenseite zur Eisdiele. "Ich feier mich so", sagt er. Die Gäste bekommen davon nichts mit. Sie meckern zwar etwas über das Gericht, doch das Ergebnis spricht für sich: 7,5 Punkte im Schnitt erhält Tim Mälzer.
Monika Fuchs lässt den Sternekoch die Arbeit machen
Zu schlagen ist das kaum noch. Monika Fuchs versucht es trotzdem - und fängt bei ihrem zweiten Gericht an zu weinen. "Dessert ist meine Schwachstelle", sagt sie. Natürlich bekommt sie genau das. Orangenblütenparfait, ein Topfenknödel, karamellisierter Apfel, Apfelsüßholzwurzelgelee, zubereitet von Wahabi Nouri aus dem Sternerestaurant Piment in Hamburg. Der wurde vom Restaurantführer Gault-Millau für seine Mischung aus französischer und marokkanischer Küche schon zum Koch des Jahres gekürt. Eigentlich eine Frechheit von Tim Mälzer. Monika Fuchs zumindest ist sich sicher: "Ich werde von nun an nur noch schlecht über ihn reden."
Mit einem hat Tim Mälzer aber nicht gerechnet: dem Charme von Monika Fuchs. Sie schaut Nouri und seinen Gehilfen immer wieder in die Augen - und lässt sie einen Teil der Arbeit erledigen. Nach vier Stunden sitzt sie auf einem Stuhl in der Küche, die Füße auf der Mülltonne, und der Sternekoch sagt "Oui, Chef!" zu ihr. Das Dessert zumindest gelingt: "Geschmacklich von den Aromen her fast gleich", urteilt Nouri. Vor Erleichterung weint Monika Fuchs noch einmal. Nur die Testesser sind ihr wieder nicht gnädig. Mit nur 5,8 Punkten für ihr Dessert gewinnt Tim Mälzer klar diese Ausgabe von "Kitchen Impossible". Monika Fuchs aber hat einen Freund fürs Leben gefunden. "Heute, wo ich Monika kennengelernt habe, liebe ich Hamburg noch ein wenig mehr", sagt Spitzenkoch Wahabi Nouri. Das klingt irgendwie doch viel schöner als die ganze Stänkerei von Tim Mälzer.
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