"Star Wars", "Avatar" und "Blade Runner" - muss nun bald auch "Valerian" im selben Atemzug mit diesen Science-Fiction-Klassikern genannt werden? Das Potenzial hat der Film von Luc Besson jedenfalls - auch wenn er Storyschwächen hat.

Andreas Maciejewski
Eine Kritik
von Andreas Maciejewski
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Gerade einmal zehn Minuten läuft "Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten" - und schon hat der Film den Zuschauer hineingezogen. Selten waren Anfangsszenen so beeindruckend.

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Im Zeitraffer erzählt "Valerian" zu Beginn, wie Astronauten auf einer Raumstation neu ankommende Astronauten kennenlernen. Erst andere Völker der Erde, Russen und Chinesen. Dann kommt es erstmals zum Kontakt mit Außerirdischen.

Eine Spezies nach der anderen besucht die Raumstation im Laufe der Jahre. Alle Beteiligten sind fasziniert von diesen Erstkontakten, aber auch zaghaft.

Diese ersten Szenen wirken magisch. Und spannend. Wie reagieren die Aliens auf die Menschen? Und umgekehrt? Doch das Ganze wirkt niemals bedrohlich, allem haftet ein Zauber an. Das liegt auch an David Bowies Klassiker "Space Oddity", der es stimmungsvoll untermalt.

Intergalaktische Metropole mit Tausenden Aliens

Zur Story: Die Spezialagenten Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) sorgen im 28. Jahrhundert für Recht und Ordnung in der Galaxis. Dabei zeigt der Frauenheld Valerian nicht nur Interesse an seinem Job, sondern auch an seiner Partnerin. Laureline lässt ihn aber zunächst abblitzen.

Dann schickt sie ihr Kommandant Arün Filitt (Clive Owen) auf eine Mission in die intergalaktische Stadt Alpha, eine gigantische Metropole, in der verschiedene Spezies friedlich zusammenleben.

Doch in der Stadt stimmt etwas nicht. Die beiden Spezialagenten bemerken, dass eine dunkle Macht etwas zu vertuschen versucht. Spätestens als Laureline entführt wird, stecken beide mittendrin in einer Verschwörung.

"Valerian" wirkt wie ein zweiter Teil von "Avatar"

Von Beginn an entführt "Valerian" den Zuschauer in eine andersartige Welt. Zuerst auf eine Insel, bewohnt von menschenähnlichen Wesen. Die Computeranimationen: wunderschön. Die Insel: idyllisch. Das Ganze erinnert stark an James Camerons Meisterwerk "Avatar" (2009).

Diese Parallele ist kein Zufall. Es hat lange gedauert, bis Regisseur Luc Besson (58) "Valerian" realisieren konnte. Der Film basiert auf der französischen Comicreihe "Valérian et Laureline", das erste Heft erschien vor knapp 50 Jahren. Besson las die Comics im Alter von zehn Jahren, seitdem ist er fasziniert davon.

Vor rund 20 Jahren wollte er die Vorlage schon einmal verfilmen. Er musste aber feststellen, dass die Technik noch nicht so weit ist. Stattdessen drehte er damals eben ein anderes SciFi-Meisterwerk: "Das fünfte Element" (1997).

Erst als Besson "Avatar" gesehen hatte, war für ihn klar: Die Zeit ist reif. Reif, sein Herzensprojekt, wie er es selbst nennt, endlich umzusetzen.

Nun ist "Valerian" mit rund 200 Millionen Euro Kosten die teuerste europäische Filmproduktion aller Zeiten geworden.

"Valerian" verzaubert den Zuschauer

Wie in "Avatar" ist auch in "Valerian" schnell klar, dass dieses Idyll bald zerstört werden soll. Nur dass es im Gegensatz zum Cameron-Film tatsächlich geschieht. Und obwohl man in "Valerian" die Insel gerade einmal fünf Minuten gesehen hat, leidet man bei ihrem Untergang mit.

Denn "Valerian" verzaubert den Zuschauer von Anfang an. Der Film lebt von der magischen Welt. Obwohl computeranimiert, atmet und pulsiert sie. Man verliert sich in ihr.

Dazu kommen – neben den Anfangssequenzen - einige denkwürdige Szenen: Seit Salma Hayek in "From Dusk Till Dawn" (1996) hat wohl niemand eine solch eindrucksvolle Tanzszene in einem Striplokal wie hier Rihanna abgeliefert.

"Valerian" hat Storyschwächen – völlig egal

Deswegen ist es zu verschmerzen, dass die Story austauschbar ist. Überraschende Wendungen gibt es nur selten, die Geschichte folgt eher Schema F.

Zwei Helden wollen ein Volk retten, müssen sich mehreren Herausforderungen stellen. Dabei streiten und verlieben sie sich … und so weiter. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, wie es weitergeht.

Aber was nicht ist, kann noch werden: Besson hat angekündigt, unbedingt eine Fortsetzung von "Valerian" drehen zu wollen. Das Potenzial dafür ist da. Nicht nur die Welt, auch viele Nebencharaktere bieten reichlich Stoff für weitere Storys und Spin-offs.

Vielleicht legt Besson mit "Valerian" ja dann eine ähnlich komplexe Saga wie "Star Wars" hin.

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