Seit über 40 Jahren sucht die Ulmer Kriminalpolizei nach dem Mörder von Sabine Rahn. Neue Hinweise in diesem Cold Case erhoffen sich die Beamten von der ZDF-Sondersendung "Aktenzeichen XY... Cold Cases". In der Sendung am 5. März werden zudem zwei weitere Altfälle vorgestellt.
Am 5. März wird im ZDF eine neue Folge von "Aktenzeichen XY ... Cold Cases" ausgestrahlt. In der dritten Ausgabe der Sendung geht es um drei Mordfälle, bei denen die Ermittler seit mehreren Jahrzehnten keinen Täter finden konnten. Moderator
Ermittlungen im Mordfall Sabine Rahn trotz DNA-Spuren bisher erfolglos
Sabine Rahn verlässt am Abend des 11. März 1983 die elterliche Wohnung im Heidenheimer Stadtteil Schnaitheim. Die damals 18-Jährige will sich mit Freunden treffen und einen schönen Abend in der Diskothek "Coupé" in der Heidenheimer Innenstadt verbringen.
Doch am vereinbarten Treffpunkt sollte sie nie ankommen.
Drei Tage später, am 14. März 1983, finden Kinder beim Spielen in einer Fichtenschonung am östlichen Ortsrand von Nattheim, eine Autostunde von Heidenheim entfernt, die Leiche von Sabine Rahn.
Seit nunmehr 42 Jahren ermittelt die Polizei im Mordfall Sabine Rahn. Einen Täter konnten die Beamten bisher nicht identifizieren. Sie gehen aber davon aus, dass ein Unbekannter Sabine Rahn vergewaltigt und erwürgt hat.
"Wir müssen davon ausgehen, dass die Sabine im Grunde genommen zur falschen männlichen Person ins Auto eingestiegen ist", sagte Kriminalhauptkommissar Manuel Köhler vom Arbeitsbereich Cold Case bei der Kriminalpolizeidirektion Ulm dem "Stern". Gerade in den 1980er Jahren habe es in Deutschland sehr viele Fälle von vergewaltigten Tramperinnen gegeben.
Auf einen männlichen Täter deuten auch DNA-Spuren hin, die die Ermittler am Tatort fanden. Bei bisher 450 verglichenen Proben gab es aber keinen Treffer.
Mit der sogenannten Phänotypisierung kann die Polizei in Deutschland seit 2020 Tätermerkmale aus der DNA herauslesen. Im Fall der ermordeten Sabine Rahn fanden die Ermittler 2023 heraus, dass der Täter blonde Haare, blaue Augen und eine helle Hautfarbe haben muss. Ein konkreter Tatverdächtiger konnte aber auch so nicht ermittelt werden.
Jetzt hofft Kriminalhauptkommissar Köhler auf neue Hinweise aus der Bevölkerung: "Niemand soll sich scheuen, mit uns Kontakt aufzunehmen." Mögliche Mitwisser von damals müssten keine Strafverfolgung mehr fürchten.
Sexarbeiterin Simone Dewenter von Freier getötet?
Etwas mehr als 20 Jahre ist der Mord an Simone Dewenter her. Die damals 30-Jährige wird am Neujahrstag 2003 von einem Autofahrer auf dem Parkplatz Azert bei Trier tot aufgefunden. Identifiziert wird sie über ihr spezielles Hörgerät. Dewenter lebte eigentlich in Bonn. Wie kam sie auf den rund 150 Kilometer entfernten Parkplatz?
Simone Dewenter lebt von Sozialhilfe. Um ihr Einkommen aufzubessern, geht sie gelegentlich mit einer Freundin als Sexarbeiterin auf den Straßenstrich. So auch am Abend des 29. Dezember. Ihre Freundin beobachtet, wie sie gegen 21:20 Uhr in einen weißen Transporter steigt – und nicht mehr zurückkehrt.
Auf der Fahrt in Richtung Trier, davon gehen die Ermittler aus, gerät Sabine Dewenter wohl auf dem Parkplatz an einer Landstraße aus bislang ungeklärter Ursache in einen Streit mit einem Freier. Dieser endet für die Frau tödlich.
Der Parkplatz ist inzwischen eine Schutthalde, neue Hinweise werden die Beamten hier nicht mehr finden. "Es gibt seit Jahren keine neuen Erkenntnisse", sagte auch Mario Lahn, Leiter der Mordkommission Trier, dem SWR. Gemeinsam mit dem Trierer Oberstaatsanwalt Eric Samuel stellt er den Fall bei "Aktenzeichen XY... Cold Cases" vor.
Lahn vermutet, dass Simone Dewenter in der Nähe des Fundortes getötet wurde. Ob es der Freier im weißen Lieferwagen war oder ein anderer Täter, kann Lahn nicht sagen. Von der Sendung erhofft er sich neue Hinweise.
Fall aus dem Jahr 1989: Mord an einem Bundeswehrsoldaten
Erst seit einem halben Jahr ist Norbert Stolz als Soldat in der Bundeswehrkaserne am Butzweilerhof in Köln-Ossendorf stationiert. Fast allein ist der 20-Jährige am Abend des 23. Juni 1989 auf dem Gelände.
Es ist Freitagabend, die meisten seiner Kameraden sind ins Wochenende gefahren. Nur ein weiterer Soldat, der unter Arrest steht, ist noch in der Kaserne. Zuletzt wird Stolz am späten Freitagabend gegen 22:00 Uhr gesehen. Als er am Samstag auf dem Boden des Wachraums gefunden wird, ist Stolz tot. Sein Oberkörper weist elf Stichwunden auf.
Die Beamten vernehmen seinen Kameraden. Dieser kann lediglich Angaben dazu machen, wann er Norbert Stolz zum letzten Mal gesehen hat. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter zwischen 23:00 Uhr und 3:00 Uhr in den Wachraum eingedrungen sein und wahllos auf den schlafenden Stolz eingestochen haben muss.
Was genau in dieser Nacht geschah, ist jedoch bis heute unklar. Ein konkreter Tatverdacht wurde deshalb von der Polizei nie erhoben, ein mögliches Mordmotiv nie gefunden.
Wie Markus Weber, Leiter der Ermittlungsgruppe "Cold Cases" der Kölner Polizei, "t-online" mitteilte, prüfen die Ermittler derzeit, ob der Täter möglicherweise durch eine offene Kellertür in die Kaserne gelangt sein könnte. Dazu erhoffen sie sich Hinweise aus der Bevölkerung. Eine neue Spur könnte die Ermittler nach mehr als 35 Jahren vielleicht doch noch zum Mörder von Norbert Stolz führen.