Kandidaten
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"Mein ganzes Leben ist ein Durcheinander, mir passieren tollpatschige Sachen", gesteht Dominic (29) am ersten Tag der Wien-Woche. Er soll recht behalten: Obwohl er es als ausgebildeter Restaurantfachmann einst bis zum "Chef de Rang" brachte, versinkt Dominic bei seinem "Perfekten Dinner" im Chaos.
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Seinen Gästen will der heutige Regionalmanager im Einzelhandel ein buntes Menü präsentieren – zu bunt für den Geschmack von Martina (32 Jahre, r.), die die vielen Komponenten der Vorspeise bemängelt. Quiche, Rote-Bete-Creme, blanchierte Erbsen sowie fünf Stunden geschmortes Rindergulasch auf Kartoffelstampf mitsamt Jus hält sie für ein "bisschen viel".
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Auch Hauptgang und Dessert ernten Kritik. So findet Bine (51 Jahre, r.) Dominics Crème brûlée "ein bisschen zu schaumig, wie eine Eierspeise". Auch Lukas (24 Jahre, l.) ist die unter piepsendem Rauchmelder zubereitete Nachspeise zu "wässrig". Für insgesamt 30 Punkte reicht es dennoch.
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An Tag zwei bietet Martina das Kontrastprogramm zu Dominics "minimaler Struktur": Überall in ihrer Küche finden sich Klebezettel, Tabellen und To-Do-Listen. "Ich plane alles durch", verrät die Dienstags-Gastgeberin. Ihr Menü soll "eine Hommage" an ihre polnisch-bosnisch-österreichische Familie sein.
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Zur Vorspeise serviert Martina mit Hackfleisch gefüllte polnische Pieroggen mit Joghurt-Espuma, Petersilienpesto und gebratenem Speck. Dass sie den Teig mit Aktivkohle schwarz gefärbt hat, gefällt nicht allen Gästen. Thom (42 Jahre, r.) vergeht fast die Lust aufs Essen: "Sieht nicht appetitlich aus!"
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Auch dem Hauptgang kann Thom wenig abgewinnen. Der hauptberufliche Foodblogger urteilt, dass Lachs, Girice, Brokkolicreme, Zitronen-Dill-Sauce und Parmaschinken-Staub "kein Ganzes" ergeben. Letztlich muss sich auch Martina mit 30 Punkten zufrieden geben.
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Der 2020 zum österreichischen "Hobbykoch des Jahres" gekürte Thom ist am Mittwoch an der Reihe. Sein Menü lässt aufhorchen, serviert er doch "Fledermaus". Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um das Flattertier, sondern ein seltenes Teilstück des Schweins.
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Viel hilft viel, weiß Thom: Über ein Kilogramm Butter verarbeitet er für sein Menü. Dennoch gerät ausgerechnet die Fledermaus "etwas trocken", wie Bine (l.) moniert. Martina sieht das anders: "Können wir ganz langsam essen, damit der Abend nicht so schnell vorbei ist?"
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Dass ausgerechnet die zuvor noch so begeisterte Martina nur sieben Punkte verteilt, liegt unter anderem am letzten Gang: Ganache sei laut der 32-Jährigen keine eigenständige Nachspeise ("Kenne ich nur als Tortenüberzug"). Den Rest scheint das Schoko-Dessert nicht zu stören, und so landet Thom mit 34 Punkten vorerst auf Platz eins.
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Gruppen-Nesthäkchen Lukas gibt sich am Donnerstag eher bescheiden: "70 Prozent meiner Gerichte klappen, und den Rest esse ich auch – für die Erfahrung." Leider scheint die "braune Sauce", die der Immobilienmakler zum Hauptgericht reichen will, zu den nicht ganz so erfolgreichen 30 Prozent zu zählen ...
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Die Mischung aus Gemüsefonds, Huhn-Karkassen, Tomatenmark und Rotwein ist zu dünn. Verzweifelt wendet sich Lukas an seine Mitstreiter – und Thom eilt ihm prompt zu Hilfe. "Ist doch okay, wenn man Leute vor Ort hat, die mehr Erfahrung haben", gibt sich der Content Creator gönnerhaft und empfiehlt: "Von der Platte nehmen, mehr Fettkomponenten rein, pürieren und mehr Rotwein."
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Auch dank Thoms tatkräftiger Unterstützung kann Lukas dann doch noch einen gelungenen Hauptgang auftischen. Weil bei der Vorspeise "der Wumms" fehlte (Thom und Bine) und das selbstgemachte Himbeereis zum Dessert zu viel Kerne enthält, fällt das allgemeine Fazit jedoch eher verhalten aus: Mit 27 Punkten bildet der jüngste Teilnehmer der Wien-Woche vorerst das Schlusslicht.
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Sie gewann – wie Thom – einmal beim Contest "Österreichs Hobbykoch des Jahres". Und auch sie unterhält einen Food-Blog. Doch an ihrem Final-Abend wird es Bine alles etwas viel. Jeden Tag ein Drei-Gänge-Menü, dazu Hochprozentiges – die Juristin ist "doch ganz schön erschöpft".
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Nichtsdestotrotz packt die 51-Jährige jede Menge Ambition in ihr Menü. "42, 43 Komponenten" wird Thom bis zum Nachtisch auf Bines diversen Tellern zählen. Martina empfindet die Arrangements "überladen": "Wie der Teller beim All-you-can-eat-Asiaten." Thom nörgelt: "Wenn ich 1,5 Stunden auf 14 Komponenten warten muss, steht das für mich in keinem Verhältnis."
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Immerhin: Bines Ochsenbäckchen zum Hauptgang machen Dominic und Lukas glücklich. Für das Kaffee-Eis zum Dessert würde Dominic sogar "töten". Von ihm und Youngster Lukas gibt es am Schluss tröstliche 10 Punkte. Der Sieg?
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Thom hat Skandalöses zu berichten: "Auf allen drei Gängen war bei mir ein Haar – ich weiß nicht, ob von Mensch oder Katze." Oha! Der notorische Kritiker zückt nur 5 Punkte. Damit landet Bine mit 33 Zählern hauchdünn hinter Wochensieger Thom. Ein Gewinner der Herzen ist ihr Mit-"Hobbykoch des Jahres" nach all dem eher nicht.