Wollt Ihr Härte - könnt Ihr haben: Seit Freitagabend ist das Sat.1-Kuriositätenkabinett "Promi Big Brother" wieder geöffnet. Bei weitestgehender Ödnis sorgt alleine Willi Herren für die nötigen Trash-TV-Standards. Aber wir stehen ja auch erst ganz am Anfang.

Christian Vock
Eine Kritik

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Eines kann man gleich einmal festhalten: Wer "Promi Big Brother" guckt, der gehört zu den Härtesten, was es so an Fernsehzuschauern überhaupt gibt.

Während dem notorischen Arte-Gucker schon nach wenigen Minuten alle Synapsen glühen würden, dreht der PBB-Gucker erst so richtig auf.

Drei Stunden lang Mario Basler beim Sachen machen zusehen? Kein Problem.

Der "Promi-Big-Brother"-Zuschauer geht dahin, wo's wehtut. Und wehgetan hat zum Staffelstart eine ganze Menge. Zum Beispiel beim Einzug der Kandidaten.

Der dauert wie in jedem Jahr wieder quälend lange, weil es eben keine Stars sind, die da einziehen. Deshalb muss man sie erst einmal alle vorstellen.

Flucht vor dem "täglichen Bullshit": Wer warum dabei ist

Ein Ticket gebucht hat zum Beispiel eine gewisse Claudia Obert, die sich den Ruf der Society-Lady als Marke zugelegt hat. Sie wird von Sat.1 mit dem Zitat beworben "Endlich habe ich mal meine Ruhe von dem ganzen täglichen Bullshit."

Man kann also nur erahnen, was diese Frau Obert sonst so an täglichem Bullshit zu verkraften hat, dass sie ihn gegen zwei Wochen PBB eintauscht.

Mit dabei ist auch Maria "Yotta" Hering, die die Innung der Social-Media-Profil-Besitzer vertritt und schon einmal in der kurzlebigen Doku-Soap "Die Yottas" die Nebenrolle der Stichwortgeberin ihres neureichen Mannes spielte.

Jenny-Elvers-Ex und Medien-Berater Steffen von der Beeck macht seinen Beruf zum Hobby und checkt ebenfalls beim Container-Hotel ein.

Über seinen Beweggrund erzählt er im Vorfeld: "Ich finde, es ist an der Zeit, dass jeder, der will, sich jetzt mal eine eigene Meinung über mich bilden kann."

Dabei vergisst er natürlich die Millionen Menschen, die von seiner Existenz gerade erst erfahren haben.

"Woher kennt man dich nochmal?"

Die Rolle des alt gewordenen Fast-Stars darf nach Dolly Dollar in diesem Jahr der ehemalige "Eis am Stiel"-Mitwirkende Zachi Noy einnehmen.

Für die "Ja, wo gibt’s denn sowas"-Momente hat Sat.1 Nackt-Künstlerin Milo Moiré eingekauft, wobei den Sender sicher mehr das "Nackt" interessiert haben dürfte als das "Künstlerin".

Fürs weibliche Auge - und offenbar nur dafür - hat Sat.1 bei Dominik Bruntner angefragt und der Mister Germany 2017 ist gekommen. Seine Ausrede: Party und Frauen.

Immerhin das zweite Kriterium erfüllt die aus anderen Trash-Formaten wie "Dschungelcamp" oder "Germany's Next Topmodel" bekannt gewordene Sarah Knappik.

Während der unvermeidliche Willi Herren immerhin sowohl dem "Lindenstraße"- als auch dem Mallorca-Publikum bekannt sein dürfte, steht Evelyn Burdecki hingegen noch ganz am Anfang ihrer C-Sternchen-Karriere.

Sie war lediglich kurz bei "Der Bachelor" zu sehen und hat noch keinen Wikipedia-Eintrag, noch nicht einmal einen selbst geschriebenen.

Sie ist ganz offensichtlich für die dumm-dusseligen Szenen geholt worden, denn bereits Begriffe wie "duellieren" oder "amtierend" machen ihr kognitiv ein wenig zu schaffen..

Zu dieser illustren Truppe gesellen sich noch Modedesignerin Sarah Kern, ein als "schriller Selfmade-Millionär" vorgestellter Jens Hilbert und der Caught-in-the-Act-Überlebende Eloy de Jong.

Angesichts dieser enormen "Star-Dichte" ist es fast schon unverständlich, dass Sat.1 nicht auch noch beim Schwippschwager des Bäckers, der dem einen Klaus von Klaus und Klaus in den späten 1980ern einmal eine Brezel verkauft hat, angefragt hat.

"Promi Big Brother" 2017: Kaschmir oder Isomatte

Für Fans von Trash-TV ist der Tisch personell also üppig gedeckt und auch das Konzept hat man 2017 noch ein bisschen auf die Spitze getrieben.

"Alles oder nichts" lautet der diesjährige Slogan und in der Praxis bedeutet das wie immer einen Luxus-Bereich (Alles) und einen Bereich (Nichts), in dem außer einer gammeligen Einbauküche wirklich nichts vorhanden ist.

Oder wie Sarah Kern es formuliert: "Wir haben noch nicht einmal Gegenstände, die man fremdentzwecken kann."

Lediglich zehn Sachen darf jeder Teilnehmer in den Nichts-Bereich mitnehmen, was nicht wenige Kandidaten vor die schwierige Frage stellt: Kaschmir-Pulli oder Isomatte?

Sarah Kern entscheidet sich hier zum Beispiel für den Kaschmir-Pulli, wohingegen die modebewusste Evelyn offenbar ein Haarspängchen als lebensnotwendig erachtet.

"Vor Jenny Elvers kannte dich keine Sau"

Nach einer nicht enden wollenden Aufwärm-Runde fangen dann die ersten Promis an, das zu liefern, wofür sie bezahlt werden: Momente zwischen Würgereiz und Hirn-Schmelze. Für ersteren sorgt die Idee, in Ermangelung eines Wasserglases den Auffangbehälter der Klobürste umzufunktionieren. Stößchen!

Doch als alles schon in einer Anfangseuphorie wegzudämmern droht, kommt dann endlich der Auftritt von Willi Herren.

Aus einer kleinen Plauderei über Entzugsklinikaufenthalte und Jenny Elvers wird eine Spontan-Eskalation zwischen Herren und Elvers-Ex von der Beeck, bei der Herren dann mal so ein bisschen Tacheles redet: "Vor Jenny Elvers kannte dich keine Sau."

Das ist in der Sache wahrscheinlich richtig, zeigt aber vor allem, dass Sat.1 bei der Zusammenstellung seiner Kandidaten seine Hausaufgaben gemacht hat.

Nur die Härtesten ... gucken "Promi Big Brother"

Dumme Sprüche, kurze Zündschnüre und Menschen im Ausnahmezustand - der Auftakt von "Promi-Big-Brother" verspricht wieder einmal, Zuschauer-Gehirne an die Belastungsgrenze zu führen.

Oder wie es Sarah Kern vermutlich formulieren würde: "Man hat meine Würde gefickt."

Wie gesagt, die PBB-Gucker gehören zu den Härtesten.



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