In der neuesten Ausgabe "Du gewinnst hier nicht die Million" zeigte sich Stefan Raab am Mittwochabend wie immer. Witze auf Kosten anderer und Spiele gegen chancenlose Kandidaten. Doch was in Folge eins noch ankam, interessiert immer weniger Zuschauer. Ist das Raab-Comeback deshalb schon misslungen?
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"Du gewinnst hier nicht die Million": Stefan Raab, der "Ausnahmekünstler"
Humoristisch durchwachsen bei den Gags und vorhersehbar im Spielshow-Teil – nach inzwischen 13 Folgen wissen wir nun, was das Raab-Comeback RTL und den Zuschauern beschert hat: Genau das gleiche, was Raab vor seiner Pause bei "TV total" gemacht hat. Daher ist "Comeback" vielleicht das falsche Wort. Es ist eher so, als hätte Raab vor gut neun Jahren die "Pause"-Taste gedrückt und nun wieder losgelassen.
Für einen Anfangserfolg hat das gereicht, denn RTL und Raab haben bei seiner Rückkehr eigentlich alles richtig gemacht. Eigentlich. Das plötzliche Auftauchen in Verkleidung, die Geheimniskrämerei, der in allen Bereichen aufgemotzte Boxkampf gegen Regina Halmich und schließlich die Ankündigung einer "neuen" wöchentlichen Show bei RTLs Streamingportal RTL+ sowie einer längerfristigen Zusammenarbeit.
Das hat alles wunderbar funktioniert, Raab war in aller Munde, RTL+ verzeichnete einen Rekordzuwachs an Neukunden und die erste Folge "Du gewinnst hier nicht die Million" lief so gut für Raab und RTL, dass Inga Leschek, Chief Content Officer von RTL Deutschland, nach der Auftaktfolge zu den Worten griff: "Stefan hat gestern einmal mehr gezeigt, dass er ein Ausnahmekünstler ist." Wie falsch sie lag.
Ist "Du gewinnst hier nicht die Million" ein Fehlschlag?
Denn dass Raab mit "Du gewinnst hier nicht die Million" einfach seine alten Shows "Schlag den Raab" und "TV total" zusammengeschmissen hat, war allzu offensichtlich. Bei so viel altem Wein in neuen Schläuchen von "Ausnahmekünstler" zu sprechen, ist also mehr als kühn. Noch kühner wird die Aussage, wenn man sich ansieht, was seitdem passiert ist: Raab laufen die Zuschauer weg. Reihenweise.
Von fast 800.000 Menschen, die "Du gewinnst hier nicht die Million" über eine Woche betrachtet über Stream oder TV gesehen haben, sank die Zahl auf inzwischen unter 200.000. Das spricht eine klare Sprache und bei RTL wird man sich gerade ernsthaft überlegen, wie man mit dem "Ausnahmekünstler" und seiner Show weitermachen will. Ist Raabs "Comeback" deshalb bereits jetzt ein Fehlschlag? Nein.
Natürlich dürfte man sich bei RTL die Zahlen anders vorgestellt haben und vielleicht muss man tatsächlich überlegen, ob man so mit Raab weitermachen möchte. Zumindest mittwochs. Aber Raab ist nicht nur "Du gewinnst hier nicht die Million", sondern wird in den fünf Jahren, die er bei RTL unterschrieben hat, weitere Shows liefern, die erste bereits am 21. Dezember dieses Jahres.
Jetzt ist Raab gefragt
Bei "Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli" tritt er dann zusammen mit Michael "Bully" Herbig gegen einen "Normalo"-Kandidaten an – aber eben auch gegen sich selbst. Denn auch wenn fünf Jahre eine lange Zeit sind, dieser Schuss sollte schon mal sitzen. Zumindest sollte er nicht meilenweit vorbeigehen. Denn was auch immer RTL mit Raab noch so geplant hat: Raab ist ein TV-Multitalent, aber er ist kein Fernsehtausendsassa, der alles kann.
Will heißen: Raabs Expertise als Unterhalter deckt die Bereiche Wettkampf, Musik und eine gewisse Form von zynisch-espritloser Late-Night ab. Dafür dürfte RTL Raab auch gekauft haben, er wird für den Sender sicher keine Gala moderieren oder eine Tanz-Show. Daher sollte Raab bei "Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli" schon zeigen, dass diese, dass seine Art von TV-Unterhaltung immer noch gefragt ist. Wenn nicht, dürfte man beim Sender ein bisschen unruhiger werden.
Gleichzeitig sitzt bei RTL niemand, der nicht vorher über den Knalleffekt, den das Comeback und der Senderwechsel Raabs ausgelöst haben, der nicht über diesen Überraschungsmoment hinaus gedacht hat. Man bindet jemanden wie Raab nicht für fünf Jahre, wenn man nicht einigermaßen sicher ist, dass das funktionieren wird. Und Raab hat in seiner Karriere nicht nur einmal bewiesen, dass er innovativ ist und angestaubte TV-Unterhaltung umkrempeln kann. Jetzt muss er das eben mit seiner eigenen machen.
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