Wieder einmal suchen sich einsame Herzen: In der neuen Dating-Show "Rate my Date" dürfen Familie und Freunde beim Kennenlernprozess mitmischen. Ob Moderator Ralf Schmitz dabei viel improvisieren musste, warum Menschen gerne Dating-Shows schauen und an welcher er selbst teilnehmen würde, hat er im Interview verraten.
Eine Reise auf die Seychellen für 25.000 Euro oder ein Wassereis an der Tankstelle für 1 Euro: Wer sich bei "Rate my Date" kennenlernt, bekommt die unterschiedlichsten Möglichkeiten fürs erste Date geboten. Wohin die Reise am Ende geht, entscheiden aber nicht die potenziellen Paare, sondern deren Familien und Freunde. Die sind bei der neuen Dating-Show auf Sat.1 ebenfalls dabei und haben Mitspracherecht.
Moderiert wird "Rate my Date" von
Herr Schmitz, ist eine Reise auf die Seychellen immer zwingend besser als das Eis an der Tanke?
Ralf Schmitz: Es kommt auf das Eis an – kleiner Scherz. Nein, natürlich kommt es auf den Menschen an, mit dem man zusammen ist und auf die Chance, diesen kennenzulernen – und die Reise ist das Sahnehäubchen. Die Teilnehmer bei "Rate my Date" konnten keine Tricks anwenden, um endlich mal nach Hawaii zu fliegen. Denn im Zweifel muss man die Reise auch mit jemandem antreten, der einem gar nicht gefällt – was sogar Tortur, Strafe und Folter sein kann. Wir haben uns diese Show gut überlegt und sind deswegen sehr froh, dass das, was wir finden wollten, tatsächlich funktioniert hat.
Wonach haben Sie denn gesucht?
Wir wollten erreichen, dass die Singles und deren Familien sich so wohlfühlen bei uns, dass sie gar nicht anders können, als ehrlich zu sein und bei sich bleiben. Sie sollten ehrlich sagen, was sie denken und was sie wollen. Und das hat wunderbar funktioniert.
Wie funktioniert "Rate my Date"?
Es klingt ein bisschen pathetisch, aber bei "Rate my Date" gewinnt immer die Liebe: Der Single darf sich sein Date aussuchen und parallel bewertet die Familie – die Mutter, die beste Freundin, der Kumpel – die potenziellen Dates und legt fest, wohin es beim Date gehen soll. Also bekommt der Single immer den Menschen, den er sich wünscht und die Familie darf auch mitsprechen. Deswegen ist aber noch lange nicht sicher, ob es der- oder diejenige auch wird. Was im Finale passiert, ist immer eine große Überraschung.
"Rate my Date": "Dann wären alle Dating-Formate komplett überlastet"
Was meinen Sie damit, dass immer die Liebe gewinnt?
In anderen Formaten gibt es Störfaktoren im Kennenlernprozess. Bei uns entscheiden nicht die Mama oder der beste Freund, mit welcher Person sich der Single treffen muss, so nach dem Motto: "Ich hätte gerne den Daniel getroffen, aber die Mama sagt, es muss Matthias werden, also ist es Matthias geworden" – so überhaupt nicht. Der Single darf dem eigenen Gefühl, der eigenen Intuition, dem eigenen Urteilsvermögen folgen und unbefangen entscheiden. Und bekommt auch am Schluss das Date, das er oder sie will.
In vielen anderen Dating-Formaten geht es für manche Kandidaten nur darum, am Ende möglichst viele Follower auf Instagram und TikTok mitzunehmen. War das bei Ihnen auch so?
Ganz verhindern und in die Köpfe reingucken können wir natürlich nicht. Und jemand, der aus falschen Motiven mitmacht, nützt uns nichts. Bei den Aufzeichnungen hatte ich aber das Gefühl, dass bei uns wirklich Menschen auf der Suche sind. Ich erinnere mich an zwei Teilnehmer, die sich am Ende wirklich tief in die Augen schauten und man sehen konnte, dass sich hier zwei gefunden haben. Die Familie hatte allerdings eine andere Meinung und deswegen bekamen sie nicht die Traumreise auf die Seychellen oder die Malediven – es ging nicht besonders weit weg. Aber die beiden sagten: "Das ist total egal, Hauptsache, wir können uns jetzt kennenlernen."
Dating-Shows und Dating-Apps sind allgegenwärtig. Warum lernen sich die Menschen nicht mehr "normal" kennen?
Ach, das tun sie schon auch. Ich glaube, es ist ein Nebeneinander und kein sich ausschließendes Prinzip. Das wäre ja fatal, wenn sich draußen keiner mehr trauen würde, jemanden anzusprechen. Dann hätten wir noch mehr zu tun und alle Dating-Formate wären komplett überlastet (lacht). Ich denke, es ist ein bisschen freier geworden und die Apps und Dating-Formate sind eine Variante, eine Spielerei. Ich frage mich manchmal, ob wir das Kennenlernen früher nicht romantisieren. Hat man wirklich jemanden an der Käsetheke gesehen und sich gedacht: "Mensch, den sprech' ich jetzt an!"? Ich muss allerdings zugeben, dass es in meiner Lebenswelt passiert ist, dass man über die Straße geht, jemanden sieht und ihn sofort anspricht. Aber generell ist das, glaube ich eher die Ausnahme. Die meisten Beziehungen entstehen am Arbeitsplatz oder bei Hobbys. Heutzutage sind die Menschen aber auch mehr auf der Suche als früher. Das Ankommen und Dableibenwollen ist weniger geworden –das ist keine Wertung, ich weiß nicht, ob das besser oder schlechter ist.
Was fasziniert die Menschen an Dating-Shows?
Wenige Shows liefern so viel Einblick in die Beweggründe von Menschen. Wenn Sie Gast in einer Spielshow sind, wollen Sie die richtigen Antworten geben. Aber über Ihre Wünsche erfährt man wenig. In Dating-Shows ist das anders, was für den ein oder anderen Zuschauer spannend ist: Was wünscht sich der Teilnehmer von seiner Beziehung? Welche Ziele hat er im Leben? Sind das vielleicht ähnliche Ziele, wie ich sie habe und kann ich mir was abgucken? Oder vielleicht auch, wie ich es auf gar keinen Fall machen möchte. Vielleicht gibt es auch Zuschauer, die allein zu Hause sitzen und sich Tipps holen wollen, wie man jemanden anspricht.
"To rate" bedeutet bewerten, einschätzen, beurteilen. Das klingt erst einmal nicht sehr viel anders als das Prinzip in der Dating-App Tinder, wo Menschen sich auch in Sekunden hauptsächlich nach dem Äußeren bewerten. Was ist an Ihrer Show anders als bei anderen Dating-Shows?
Die Aufforderung, nur nach dem Äußeren zu entscheiden, gibt es bei "Rate my Date" nicht. In einer ersten Vorstellungsrunde stellen sich die zehn potenziellen Kandidaten zum Beispiel mit etwas vor, das sie selbst mitgebracht haben: Ein junger Mann hat im Monokini ein selbst geschriebenes Gedicht rezitiert, ein anderer hat einen Strauß roter Rosen mitgebracht, ganz klassisch. Eine Dame hat sich auf ein Bobbycar gesetzt und sich durch die Studios ziehen lassen, weil sie das liebt. Eine andere hat etwas gekocht. Da gab es die verrücktesten Sachen, aber auch die normalsten. Es folgen weitere Vorstellungsrunden, in denen wir die Menschen nicht vorführen, sondern in Situationen bringen, in denen sie damit konfrontiert werden, wie sie reagieren würden, wenn sie etwa im Aufzug jemanden kennenlernen würden. Danach können sie entscheiden: Das mir zu stürmisch oder das war mir zu lasch. Und wenn die beiden das gleich sehen und zusammenpassen, wunderbar, dann ist der Kandidat eine Runde weiter.
Herr Schmitz, es gibt verschiedene Möglichkeiten fürs erste Date: eine Reise auf die Seychellen, eine Alpaka-Wanderung, ein Eis an der Tankstelle. Welche Date-Optionen gab es noch? Nach Seychellen für 25.000 Euro kann eigentlich nicht mehr viel kommen, oder?
Das ist mit Sicherheit die größte Reise. Die kleinste Reise ist ein Wassereis an der Tankstelle. Oder zwei Kino-Gutscheine oder eine Radtour. Es ist alles drin.
Wie erfolgreich war das? Wie viele Paare haben sich am Ende gefunden?
Paare haben sich immer gefunden. Und ich glaube, sie haben sich wirklich alle wohlgefühlt und darauf gefreut, diesen anderen Menschen jetzt kennenzulernen.
Welche Option hätten Sie persönlich gewählt?
Wenn ich selbst wählen würde, wäre es nicht Hawaii geworden, sondern das Wassereis an der Tanke. Diese Situation ist sehr reell, es bleibt viel Zeit, um zu reden. Man muss nirgends hinfliegen und dort auch nicht von einem Treatment zum nächsten rennen. Und sollte man mit einer Person auf Hawaii sein, mit der es nicht passt, hat man vielleicht noch eine Woche vor sich. Von der Tankstelle kommt man schnell wieder weg. Deswegen ist Hawaii nicht immer ein Geschenk.
An dieser Dating-Show würde Ralf Schmitz teilnehmen
Man kennt Sie ja zum Beispiel von der Schillerstraße, also von Impro-Comedy. Mussten Sie bei "Rate my Date" auch viel improvisieren?
Ja, Gott sei Dank. Das ist das Schöne, dass man spontan reagieren muss. Wenn da plötzlich ein junger Mann im Monokini steht und dann merkt, dass das doch keine so gute Idee war oder die Dame vom Bobbycar fällt, muss man die Kandidaten auffangen. Sie brauchen einen Sparringspartner. Dabei geht es nicht darum zu beurteilen, ob jemand eine tolle oder eine blöde Idee hatte, das ist Makulatur. Es geht um den Subtext, um das Dazwischen.
Ist das auch das, was Sie an Dating-Shows reizt? Sie haben ja schon ein paar andere moderiert.
Genau, es geht um die Menschen, die etwas von sich preisgeben. Und das funktioniert nur, wenn ich auch etwas von mir zeige und dann kommen wir irgendwie zusammen. Dabei möchte ich auch herausfinden, was die Menschen vielleicht selbst als gar nicht so interessant empfinden, was aber total spannend ist. Alle denken immer, sie müssten schon drei Weltreisen gemacht und ein Schloss gebaut haben. Aber darum geht es ja gar nicht. Gerade Marotten werden oft unterschätzt. Genau das ist es aber, was Humor transportiert. Wir wollen niemanden auslachen, sondern mit ihnen lachen.
Bei welcher Dating-Show würden Sie selbst mitmachen?
(Lacht) Ich würde bei allen Dating-Shows mitmachen, die mich so lassen, wie ich bin. Die mich nicht als Anschauungsmaterial verstehen und eigentlich nur wollen, dass ich die verrücktesten Sachen erzähle, um mich vorzuführen. Bei "Rate my Date" würde ich natürlich mitmachen, klar, was soll ich sagen? Oder bei "Take me out". Natürlich gibt es auch Negativbeispiele, die kennt jeder. Die möchte ich aber gar nicht benennen.
"Rate my Date" läuft ab Montag, 24. April, um 20:15 Uhr auf Sat.1 und auf Joyn.
Ralf Schmitz früher: So sah er zu Beginn seiner Karriere aus
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