(jwo) - Premium-Supermärkte wie Rewe und Edeka sind teuer, aber bieten hochwertige Lebensmittel. Bei der Discounter-Konkurrenz lässt sich Geld sparen, doch die Qualität bleibt oft auf der Strecke – so zumindest die gängige Annahme unter den Verbrauchern. In ihrer Sendung "Der Edeka/Rewe-Check" vom Montagabend nimmt die ARD Rewe und Edeka im Vergleich zur Billig-Konkurrenz unter die Lupe - und räumt mit den verbreiteten Vorurteilen auf.
Auf den ersten Blick heben sich Premium-Supermärkte wie Rewe und Edeka von Discountern vor allem durch eines ab: höhere Preise. Für viele Verbraucher ist das gerechtfertigt, denn sie erklären sich das mit einer höheren Qualität. Dieser Eindruck geht nach dem Test von ARD sogar soweit, dass Passanten auf der Straße ein und denselben Orangensaft oder Käse aus Holland als schmackhafter bewerten, wenn behauptet wird, er stamme von Rewe. Das vermeintlich von Lidl stammende Probierhäppchen schmeckt den Testern deutlich weniger, obwohl es identisch zur Rewe-Probe ist.
Der subjektive Eindruck der Verbraucher ist eindeutig, doch können die Supermärkte auch halten, was man sich von ihnen verspricht?
Rewe nicht teurer als Lidl?
Für den Preis-Check verglich die ARD in ihrer Reportage-Reihe "Markencheck" die Preise von 15 verschiedenen Markenprodukten in vier verschiedenen Städten, bei jeweils vier Supermärkten. Dass der Warenkorb bei Lidl am günstigsten ist, scheint zunächst keine große Überraschung zu sein. Doch der Abstand zwischen dem günstigsten Einkauf und dem teuersten bei Rewe beträgt gerade einmal 1,50 Euro. Auch bei Sonderangeboten lagen Premium-Märkte und Discounter kaum mehr als einen Euro pro Einkauf auseinander.
Durch höhere Preise heben sich Premium-Läden also nur unwesentlich von Discountern ab. Supermärkte wie Rewe und Co. haben aber im Vergleich zu Aldi und Lidl eine größere Produktpalette. So gibt es beispielsweise verschiedene Essig-Sorten, deren Preise zwischen 0,39 Euro und 9,99 Euro variieren. Hat der Verbraucher die Wahl, so greift er oftmals zu Waren im mittleren Preissegment - beim Discounter gibt es weit weniger Auswahl und einen zehn Euro teuren Essig wird man dort nicht finden.
Discounter siegt bei Geschmackstest
Wenn sich Edeka und Konsorten nicht durch einen deutlich höheren Preis von der "günstigeren" Konkurrenz abheben, stimmt dann noch das Vorurteil mit der höheren Qualität? Was die Haltbarkeit von Gemüse, Fleisch und Co. angeht, konnte ARDs "Markencheck" keinen deutlichen Vorteil bei den Premium-Marken feststellen. Auch in Sachen Geschmack wurde der subjektive Eindruck vieler Verbraucher nicht bestätigt: Mit Hilfe von Sternekoch Maximilian Kreus vom Restaurant Sankt Benedikt in Aachen treten die Produkte von Edeka, der Rewe-Eigenmarke "Feine Welt" und Aldi Süd bei einem Drei-Gänge-Menü für zwölf Personen gegeneinander an. Um den Sternekoch in seiner Arbeit nicht zu beeinflussen, wurden alle Lebensmittel in einer neutralen Verpackung für ihn bereitgestellt.
Der Reihe nach wurden die Gänge, bestehend aus der Vorspeise Schinken und Salami mit Olivenöl, dem Hauptgang Pasta mit Schinken und Tiramisu als Nachtisch, serviert. Das beste der drei Gerichte eines Gangs wurde von Test-Essern mit jeweils einem Stern bewertet. Von den insgesamt 36 Sternen bekam Rewe nur fünf, obwohl die Produkte hier am teuersten waren. Der zweite Platz geht an Edeka und als Gewinner ging Aldi Süd aus dem Dinner-Test – und das, obwohl die Produkte des Discounters nicht einmal als Feinkost deklariert waren.
Von Fairness keine Spur
Eine weitere Rechtfertigung für einen höheren Preis können beispielsweise Fairtrade und gerechte Arbeitsbedingungen sein. Discounterketten wie Lidl und Aldi machten in der Vergangenheit immer wieder Schlagzeilen durch verheerende Arbeitsbedingungen in ihren Filialen, aber sieht die Realität bei der Premium-Konkurrenz tatsächlich besser aus?
Rewe wirbt auf vielen Produkten für Nachhaltigkeit und verspricht dem Kunden, er tue Gutes, wenn er diese Waren kauft. Doch ein Besuch der "Markencheck"-Reporter auf einer Plantage in Spanien, von der Rewe unter anderem Waren ihres Labels "Pro Planet" bezieht, passt nicht in das Bild einer nachhaltigen Produktion und guter sozialer Bedingungen: 80 Menschen leben auf einem Gelände zwischen Gewächshäusern, welches nachts abgesperrt wird. Keiner der Arbeiter kann in dieser Zeit die Plantage verlassen. Manche sind Flüchtlinge, viele haben keine Papiere, fließendes Wasser gibt es nicht. Die von Rewe garantierte Nachhaltigkeit lässt sich bei über 700 Betrieben mit wechselnden Arbeitern kaum umsetzen. "Der deutsche Verbraucher wird angelogen!", sagt Federico Pacheco von der Landarbeiter-Gewerkschaft zu "Markencheck". "Bei den großen Mengen, die Rewe hier kauft, kann das Unternehmen unmöglich garantieren, dass dieses Produkt von einem Produzenten kommt, der die sozialen Bedingungen verbessert hat."
Konkurrent Edeka arbeitet in Sachen Umweltschutz mit Organisationen wie dem WWF zusammen, doch Projekte für bessere Arbeitsbedingungen gibt es nicht. Fehlende Tariflöhne, unbezahlte Überstunden – laut Gewerkschaft Verdi kein Einzelfall bei Edeka. Der Handelskonzern schiebt das auf Nachfrage von "Markencheck" auf den "selbständigen Edeka-Einzelhandel", der "die Verantwortung über die Gestaltung der Arbeitsbedingungen trägt" – und macht es sich damit einfach.
Fazit: Egal ob Preis, Qualität oder fairer Handel - es spielt keine Rolle, ob man bei einem vermeintlichen Premium-Supermarkt oder bei einem Discounter einkauft. Den einzigen Unterschied bieten offenbar nur das Ambiente und das Arrangement der Lebensmittel.
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