"Sag mir, wie ich bin!": Mit seiner neuen Show "Stars im Spiegel" will RTL Prominenten zeigen, was "die Leute" wirklich über sie denken. Was als lustige Unterhaltungsshow mit Chance auf ein paar peinliche Momente gedacht war, funktioniert in der Auftaktfolge allerdings nur ein einziges Mal.

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Gibt man in einer Suchmaschine einmal "was andere über mich denken" ein, stößt man ironischerweise auf eine Vielzahl von Treffern, die sagen, wie einem genau das am besten egal wird.

Mit seiner neuen Unterhaltungsshow "Stars im Spiegel – Sag mir, wie ich bin!" geht RTL nun genau den anderen Weg.

Vier Promis stellen sich dafür im Studio mehr oder weniger persönlichen Fragen und müssen einschätzen, wie das Saalpublikum, die anderen Promis oder die mitgebrachten Freunde auf die Fragen antworten.

Stimmt die Antwort der anderen mit der eigenen Einschätzung überein, landet ein vierstelliger Betrag auf dem Konto des Promis.

Insgesamt hat RTL dafür 150.000 Euro ausgeschrieben, die diesmal nicht einem guten Zweck zugute kommen, sondern alleine den Promis. Wie viel Geld ein solcher dann am Ende mit nach Hause nehmen darf, entscheidet sich im Finale mit einem kleinen Test.

Jeder der drei Final-Promis hat eine Engel- und eine Teufel-Karte und muss eine von beiden verdeckt auf den Tisch legen. Dementsprechend gibt es beim Aufdecken vier Möglichkeiten.

Bei einem Engel und zwei Teufeln darf nur der Engel-Promi sein selbst erspieltes Geld behalten, bei zwei Engeln und einem Teufel bekommt der Teufel-Promi sein Geld und das der anderen, bei drei Engeln bekommt jeder Promi jeweils sein eigenes Geld und bei drei Teufeln gehen alle leer aus.

Wer will wissen, wie der Wendler ist?

So weit die vergleichsweise komplizierten Regeln. Mit "Vier Stars stellen sich heute einer außergewöhnlichen Herausforderung: Sie wagen den Schritt vor den Spiegel" eröffnet der Off-Sprecher die Show.

Was etwas unglücklich heroisch formuliert scheint, ist lediglich eine Doppeldeutigkeit, denn mit "Spiegel" ist an diesem Abend lediglich das Saalpublikum gemeint, dessen Einschätzung sich die Promis stellen müssen.

Was die Zuschauer über sie denken, wollten in der Auftaktfolge am späten Samstagabend Michael Wendler, Stefan Mross, Oliver Pocher und Sophia Vegas wissen.

Für Prominente dieser Kategorie ein nicht unübliches Vorgehen, schließlich ist "Ich will den Leuten mal zeigen, wie ich wirklich bin" die gängige Begründung, wenn wieder einmal ein Sternchen in Richtung Dschungelcamp oder ähnliche Gaffer-Formate zieht.

Dass das in den seltensten Fällen der wahre Grund gewesen sein kann, ahnt man schon länger.

Abgesehen davon gehört zu so einer Aussage auch eine gehörige Portion Selbstüberschätzung, schließlich braucht es für so eine Selbst-ins-richtige-Licht-Rückung ja auch jemanden, der solche Shows genau deshalb ansieht, weil er wissen will, wie C-Promis wirklich sind.

Gekommen, um zu kassieren

Trotzdem macht Moderatorin Sonja Zietlow dieses Fass noch einmal auf: "Die Idee der Sendung ist ja auch, zu überprüfen, ob die Stars wirklich so gut ankommen, wie sie denken", erzählt die Moderatorin, um dann an Stefan Mross ein "Warum bist du gekommen?" hinterher zu schicken.

"Weil es hier schön warm ist und um zu schauen, wie die Leute über mich denken", antwortet der Volksmusiksänger, ehe ihn Zietlow unterbricht: "Und um Geld abzukassieren?" "Bist du umsonst hier?", kontert Mross schlagfertig und steckt damit auch gleich einmal die Daseinsberechtigung der Show ab, denn Unterhaltung kann es nicht gewesen sein.

"Stars im Spiegel" erinnert über weite Strecken an eine nicht enden wollende Partie Flaschendrehen: Wie schätzt Michael Wendlers Schwiegermutter ihn als Liebhaber ein? Wie küsst Stefan Mross? Worüber regt sich Oliver Pocher am meisten auf?

Auf einer Trostlosigkeitsskala liegen die Fragen der Show irgendwo zwischen Toast Hawaii und Herbstlaub.

Oliver Pocher – Engel oder Teufel?

Für die einzig unterhaltsamen Momente am gestrigen Abend war Oliver Pocher zuständig. Als es beispielsweise darum ging, wie viel des erspielten Geldes sein Manager bekommt, dementierte Pocher die Summe und stichelte in Richtung seiner Ex-Frau: "50 Prozent gehen in die Sandy-Meyer-Wölden-Stiftung und den Rest kriegt Boris Becker."

Auch passiv sorgte Pocher noch für Lacher. In einer Spielrunde mussten Kinder die Prominenten einschätzen.

"Was glaubst du, kann er?", fragte Co-Moderator Lutz van der Horst dabei ein kleines Mädchen und zeigte ihm ein Bild von Oliver Pocher. "Auf der Baustelle arbeiten" kommt als Antwort.

Abgesehen von solchen Schmunzelmomenten bleibt die Show eine weitgehend spaßbefreite Angelegenheit. Lediglich ganz am Ende kommt noch einmal so etwas wie Spannung auf und wieder ist dafür Oliver Pocher verantwortlich.

Als es in der Finalrunde darum ging, wer wie viel Geld bekommt, vereinbarten die drei Promis, dass alle eine Engel-Karte hinlegen.

Sophia Vegas und Michael Wendler halten Wort und nun lag es in der Hand von Oliver Pocher. Hätte er eine Teufel-Karte gelegt, hätte er 80.000 Euro gewonnen.

Das war tatsächlich der einzig spannende Moment des Abends, weil nur hier die Show ihrem Titel gerecht wurde: "Sag mir, wie ich bin!" In diesem Fall: Engel oder Teufel, ehrlich oder gierig, Arsch oder Teamplayer?

Dass sich Oliver Pocher am Ende an die Abmachung hielt, sagte jedenfalls mehr über ihn aus als all die Fragen vorher.

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