"Das ist das Original, das will man gewinnen", kann sich Moderator Matthias Opdenhövel am Samstagabend einen kleinen Seitenhieb gegen das zur gleichen Zeit bei RTL laufende "Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli" nicht verkneifen. Hätte er gar nicht gemusst, denn das Paarduell Jens Knossalla gegen Max Kruse war gute TV-Unterhaltung – wenn auch nicht immer mit Absicht.
"Stürmer gegen Schwätzer", nennt der Off-Sprecher das jüngste "Schlag den Star"-Duell zwischen
Auch Max Kruse hat eine Karriere als Sprüche-Klopfer vorzuweisen. Früher bei Werder Bremen, Gladbach, Freiburg oder St. Pauli auf und neben dem Fußballplatz. Heute ist auch Kruse als Streamer bei Twitch unterwegs und mit seinem früheren Kollegen Martin Harnik erzählt Kruse auf seinem Fußball-Podcast "Flatterball" vom Krieg. Viel reden können also beide, aber um bei "Schlag den Star" zu gewinnen, muss man noch ein bisschen mehr können.
Insbesondere in dieser Ausgabe, da es diesmal die Paar-Variante ist und da muss man nicht nur reden, sondern auch zuhören können. Dafür haben die beiden Berufsredner ihre Frauen mitgebracht, Knossalla seine Lia, Kruse seine
Schlägt Glück Wissen?
Aber weil die Vier das Ganze ja nicht unter sich ausmachen, sondern im Fernsehen, sollten sie nicht nur das Preisgeld mitnehmen, sondern im Gegenzug auch Unterhaltung dalassen. Das machen sie auch, aber nichts davon passiert mit Absicht. Zum Beispiel beim Spiel "Wo und wie weit?". Da werden den Paaren zwei Städte genannt, den Damen die eine, den Herren die andere. Nun sollen die Vier ihre Stadt in eine Deutschlandkarte einzeichnen. Je genauer sie das tun, desto eher stimmt die korrekte Entfernung zwischen den beiden Städten - und wer näher an der korrekten Entfernung liegt, bekommt einen Punkt.
Genau hier liegt aber der Schwachpunkt des Spiels, denn man muss gar nicht so genau wissen, wo die Städte liegen – sofern die Entfernung passt. Zunächst spielt das keine Rolle, denn die Knossallas zeigen ihre Geografiekenntnisse, Dilara Kruse hingegen, dass sie sich nicht wirklich in Deutschland auskennt. Doch als die Paare die Städte Freiburg und Frankfurt am Main einzeichnen sollen, kommt den Kruses die Regelschwachstelle entgegen. Denn die beiden liegen beim Einzeichnen der Städte zwar meilenweit daneben, am Ende ist ihre Entfernung aber trotzdem exakter als bei den Knossallas.
"Schatzi, guck mal! Man muss nicht intelligent sein, man muss nur Glück haben", feiert Dilara Kruse ihren Punktgewinn. Schlussendlich siegt dann aber doch das Wissen über das Glück und die Knossalas holen in Spiel drei die Punkte 4, 5 und 6. "Ich hab keine Ahnung", fasst Dilara ihre Leistung zusammen, als habe man das nicht gesehen, und genau deshalb hätte man sich hier eine andere Lösung überlegen können, damit das Glück keine so große Rolle spielen kann. An anderer Stelle müssen die Kruses aber noch nicht einmal das Glück bemühen, denn es gibt ja noch Moderator
Matthias Opdenhövel und die Sache mit den Regeln bei "Schlag den Star"
Beim Spiel "Gedankenlesen" sollen die Paare auf Ansagen getrennt voneinander die identische Antwort geben. "Wie soll ich denn jetzt denken?", fragt
Da modifiziert Matthias Opdenhövel einfach mal die Regeln und lässt die Antwort gelten, obwohl eine Rosse weder eine Blume noch die identische Antwort ist, denn ihr Mann Max hatte Rose aufgeschrieben. So eine spontane Regeländerung kann man auf einem Kindergeburtstag machen, aber bei einer TV-Show mit einem Preisgeld von 100.000 Euro? Eher schwierig. Noch schwieriger wird es nur, als Opdenhövel verlangt, einen deutschen Sänger zu nennen. Da kann sich Dilara Kruse nicht entscheiden, ob sie eine Nina oder eine Sarah nehmen soll.
"Ein deutscher Sängerrrr", meldet sich Opdenhövel zu Wort und betont das R, damit Dilara weiß, dass sie keine Frau nehmen soll. Als das nichts ändert, wird der Moderator noch konkreter: "Sänger sind ja meistens männlich", hilft Opdenhövel, doch da hat Dilara Kruse bereits die falsche Antwort eingeloggt. Von den Knossallas kommt bei so viel Hilfe kein Protest, aber das ist eigentlich auch nicht ihre Aufgabe, sondern die eines Schiedsrichters.
Nach sechs Stunden immer noch nicht schlauer
Es ist nicht das erste Mal, dass man bei "Schlag den Star" bei der Regeltreue nicht ganz so glücklich agiert, aber da es weder große Proteste noch Nachteile gibt, ist auch niemandem ein Schaden entstanden. Dafür gibt es auch viele Momente, die positiv unterhalten. Zum Beispiel beim Wettfahren mit sogenannten Ziesel-Fahrzeugen. Da fährt Lia Knossalla gleich beim ersten Versuch die Wendesäule um, während Dilara Kruse die Begrenzungsstrohballen ummäht.
Weiterer Pluspunkt der jüngsten "Schlag den Star"-Ausgabe: Die beiden Familien kämpfen zwar mit Ehrgeiz, vor allem aber mit Respekt gegen-, aber auch untereinander. Als es beim vorletzten Spiel darum geht, abwechselnd und rückwärts Sprichwörter aufzusagen, gesteht Dilara Kruse nach etlichen Fehlversuchen: "Ich bin raus, ich hab einen Blackout." Verständlich nach fast sechs Stunden. Ihrem Mann Max steht der absolute Siegeswille zwar ins Gesicht geschrieben, er macht seiner Frau aber keine Vorwürfe, redet ganz ruhig mit ihr und motiviert. Das hat man bei Paaren in anderen Shows schon ganz anders gesehen.
Um 1:54 Uhr gehen die beiden Familien dann ins 15. und entscheidende Spiel. Dort müssen sie jeweils gemeinsam mit Plastikbechern einen Turm stapeln. Wer das fünfmal in der kürzeren Zeit schafft, gewinnt. Die Knossallas legen los wie die Feuerwehr, führen schnell 4:1 und brauchen nur noch einen Sieg. Doch plötzlich holen die Kruses auf, gleichen aus. "Es ist fünf Minuten nach zwei und wir sind genauso schlau wie um Viertel nach acht", stellt Matthias Opdenhövel fest – ehe die Kruses kurz darauf doch noch den Deckel drauf machen und nicht nur 100.000 Euro, sondern auch endlich ihren Nachtschlaf gewinnen.