Klappe, die letzte: "Sing meinen Song – das Tauschkonzert" feierte am Dienstagabend sein Finale und zeigte die bisherigen Höhepunkte aus den ersten beiden Staffeln. Zeit, einmal Bilanz zu ziehen: tolles Musik-Fernsehen oder Schrott-TV?
Man kann sich bei "Sing meinen Song" über vieles aufregen. Zum Beispiel, dass mit
Man kann sich auch darüber auslassen, dass die Künstler sich ständig gegenseitig beweihräuchern, dass alles zu dick aufgetragen wirkt. Und dass in den Werbepausen immer wieder die Alben von den "Sing meinen Song"-Teilnehmern beworben werden. Es lädt auch förmlich dazu ein, sich vortrefflich darüber zu echauffieren, dass das Format auch nach dem eigentlichen Ende kräftig weiter gemolken wird – mit einem Duett-Abend und der gestrigen Best-of-Folge.
Werbungs-Overflow? Andere sind noch schlimmer
Wie gesagt, "Sing meinen Song" hat viel Nervpotenzial. Aber, um es kurz zu machen: "Sing meinen Song" ist eine der besten Musiksendungen, die wir momentan in Deutschland haben. Natürlich ist es leichte Unterhaltung wie viele andere Sendungen auch. Nur ist sie eben gut gemacht, wie viele andere Sendungen eben nicht. Gut, diese ständige Selbstpromotion kann sensible Gemüter tatsächlich nerven. Sie ist aber verzeihbar und nur in den Werbeblöcken zu sehen. Da gibt es ganz andere Kaliber in Sachen Eigenpromotion.
Dass da (fast) nur Formatradio-Köpfe sitzen – geschenkt. Natürlich müssen zur Primetime bei einem Privatsender bekannte Musiker sitzen. Schließlich will sich der Zuschauer identifizieren. Würden dort nur die Größen der Freejazz- oder Punkrock-Szene sitzen, gäbe es diese Sendung in so einer Konstellation genau einmal. Es wäre zwar toll, wenn ein Sender wie Vox einmal so ein Experiment wagen würde. Es von ihm zu verlangen, wäre aber unfair. Und wer weiß, wer in der nächsten Staffel auf der Couch sitzen wird?
Hut ab vor "Sing meinen Song"
Nein, "Sing meinen Song" ist eine gute Sendung, weil die teilnehmenden Musiker authentisch sind. Sie das lieben, was sie machen. Sie schieben ihre Egos beiseite und es geht ihnen darum, andere und deren Lieder glänzen zu lassen. Es kommt nicht immer nur Gold heraus, aber viele schöne, überraschende, ehrliche, emotionale und unterhaltende Momente.
Man muss nicht die Prinzen lieben, Xavier Naidoo und auch nicht Hartmut Engler. Die Musik von Catterfeld kann blöd gefunden werden, die Frisur von Bourani oder die Kappe von Wirtz. Es kann auch gut und gerne sein, dass niemand der Fernsehzuschauer auch nur einen einzigen der Sänger dort toll findet. Aber jeder, der gesehen hat, wie Yvonne Catterfeld aus einem zu Tode genudelten Prinzen-Song eine beschwingt-charmante Jazznummer macht, der zieht vor "Sing meinen Song" den Hut.
Kein Pam-Pam und kein Tamtam
Die Show macht all das richtig, was andere Musikshows falsch machen. Denn hier geht es tatsächlich wirklich und vor allem um Musik. Der ganze andere Kram ist bestenfalls Nebensache. Hysterische Pam-Pam-Choreographen, zynische Kandidaten-Schinder und all die anderen Nebelkerzen - sie werden nicht benötigt. Man braucht keine Feuerschuhe, keine Seifenschlachten und erst recht keine Cheerleader wie am Samstagabend bei "Die Besten im Sommer". Hoffentlich hat Florian Silbereisen bei Vox eingeschaltet hatte und gemerkt: Für eine gute Musik-Show braucht man einfach nur eine Couch, eine Band und eine Handvoll Musiker, die lieben, was sie tun.
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