Starten wir in diese Folge "Sommerhaus" mal mit einem gleichsam katastrophal schlechten wie auch deplatziert unnötigen Witz: Wie nennt man die Phase, wenn Katharina ihre Tage bekommt? Genau: Dürreperiode. Und damit herzlich willkommen in der Sommerkolumne der Peinlichkeiten. Der einzigen Trash-TV-Kolumne, in der die Gags der Autorin noch schlechter sind als die von Stephen Dürr.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Stichwort Dürreperiode: Die wartet diese Woche auf Familie Dürr. Draußen von den Fans des Formats "Sommerhaus" verehrt, sind sie im Epizentrum des Fremdschams vor Ort mittlerweile unbeliebter als der Reklamier-Arm von Manuel Neuer bei deutschen Schiedsrichtern.

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Und bevor Sie sich jetzt fragen, ob die Autorin nicht nur schlecht im Verfassen von Texten, sondern auch im Begreifen von Sympathie-Dynamiken ist: Ja, es gibt sie – Fans vom "Sommerhaus". Das mag im ersten Moment überraschen, wo man doch im Prinzip in seinem eigenen Umfeld stets nur Menschen trifft, die auf Mario Baslers Lungenflügel schwören, man müsste ihnen horrende Summen an Gage bieten, damit sie sich so einen intellektuellen Brechdurchfall freiwillig angucken. Aber anderseits: Es gibt ja auch Leute, die für Tickets für Andrea Berg echtes Geld bezahlen.

Möbelpacker, armlos

Über das erste Spiel des Abends gibt es dann nicht viel Berichtenswertes. Wenn ich das Trauerspiel der kognitiven und physischen Dissonanz richtig verstanden habe, geht es darum, Gegenstände wie Waschmaschinen, Holzbänke, Heuballen, Schaufensterpuppen oder Wasserkisten gemeinsam eine Rampe hoch zu tragen, allerdings ohne dabei die Hände und Arme zu benutzen. Eine amtliche Demütigung für die Bewohner der Casa del Babbel. Bekloppter könnten sie eigentlich nur aussehen, wenn sie mit Donald Trump Masken nackt auf einem Kettenkarussell "Brother Louie" von Modern Talking singen würden.

Während die ersten Paare verzweifelt und unter arterieller Hypoxie leidend in den Vorgarten kollabieren, provoziert Iron Man Stephen Dürr die körperlich nahezu zerlegte WG-Gesellschaft mit einigen entspannten Yoga-Übungen. Arterielle Hypoxie ist übrigens weder der neue Disney-Name für Arielle, die Meerjungfrau noch eine Indie-Band aus Neukölln, sondern die medizinische Bezeichnung für Sauerstoffmangel.

Stichwort Mangel: In selbige würde das vom arm- und hirnlosen Möbelpacker-Spiel bereits intellektuell weggesackte Teilnehmerfeld um Patrick Romer und Antonia Hemmer sowie Christina Graß und Marco Cerullo den Buddha des Camps, Stephen, dafür gerne nehmen. Der Startschuss für eine beispiellose Sympathie-Talfahrt des ehemaligen Schauspielers in den hausinternen Beliebtheits-Charts. Schneller zum Hassmagneten der D-Promi-Bruchbude hätte Stephen höchstens noch werden können, wenn er live vor der Kamera einige Robbenbabies geschlachtet, dabei "Layla" gesungen und in jedem Satz korrekt gegendert hätte.

Wie Dürr mir, so ich Dürr

Während also der Rest der Nation darüber philosophiert, ob eventuell die Kampftaucherin Luisa Neubauer für die Lecks in den Pipelines Nord Stream I und II verantwortlich sein könnte, finden Cosimo Citiolo und Nathalie Gaus lediglich ein Leck in ihrer Selbstbeherrschung. Im Haustribunal wird unterdessen Stephen abgeurteilt. Basler-Gattin Doris verrät: "Er will nie Tipps für die Spiele geben, aber immer bei allen anderen zuhören". Noch weiter geht Christina: "Dem traue ich nicht, der wird dir als Erster einen hinten reinrammen". Und das will wirklich keiner erleben, der außerhalb des Erotikfilmgewerbes sein Geld verdient. Doris befürchtet derweil, Stephen würde alle anderen als "unterbelichtet" kategorisieren. Potzblitz. Unterbelichtete im "Sommerhaus"? Was kommt als nächstes? 66 Jahre alte Oppositionsführer, die ukrainische Flüchtlinge als "Sozialtouristen" diffamieren? Oh, Sekunde …

Bevor die Ritter der Schwafelrunde ein finales Urteil fällen können (strategische Ignoranz oder kollektives Nominieren?), darf ausgerechnet Hate-Adonis Stephen die Siegerehrung übernehmen. Seine spontane Idee, die Verkündung des Gewinner-Paares zu einer improvisierten Stand-up-Comedy-Nummer zu machen, kommt beim Rest der Trümmertruppe nicht so gut an. Weniger Erfolg beim bildungsfernen Publikum als Stephen hätte nur noch Christian Lindner mit einem achtstündigen Vortrag darüber, was das Bruttosozialprodukt ist, warum der Markt alles regelt und warum Hochzeiten auf Sylt weniger umweltschädlich sind als das Tempolimit. Am Ende verkündet er, dass Patrick und Antonia mit 113 Kilo Schleppgewicht das Spiel gewonnen haben. 113 Kilo, oder wie Micaela Schäfer sagt: linke Brust.

Raspel Chor

Mario Basler hat als besonderes Bonbon noch einen Spruch aus seiner Profizeit parat, um im Rennen um den deepsten Beitrag der Woche in Schlagweite zu bleiben: "Zweiter ist wie Letzter". Und das stimmt – vor allem beim Schach. Der lustigerweise zweitplatzierte Stephen bekommt das allerdings nicht mit. Er verliert lieber weiter Boden bei Aggro-Influencerin Christina Graß. Die Nachzüglerin versucht mit ihren rhetorischen Bordmitteln, Stephen ihre Antipathie zum Ausdruck zu bringen. Der lächelt und entschwindet. Zurück bleibt eine zufriedene Christina, die sich für ihren Real Talk von Doris abfeiern lässt: "Von Stephen kriege ich einen Raspel". Um welchen Raspel konkret es sich handelt, Schokoraspel oder womöglich Kokosraspel, bleibt beim Showdown am Campingtisch leider unklar.

Im Mobbing-Trubel um Stephen bleibt beinahe auf der Strecke, dass auch Marco Cerullo noch etwas anzukündigen hat: "Wenn Stephen was sagt, muss der damit rechnen, dass was Dummes zurückkommt". Zum Glück spricht Stephen den Rest des Abends nicht mit Marco, denn ein Comeback von Kader Loth würde wirklich niemandem helfen.

Bevor sich die Lästertruppe um Nikotin-Neurotiker Mario im Stephen-Dissen eingroovt, schickt RTL ein neues Akademikerpärchen ins westfälische Idyll. Vanessa Mariposa, die erst jüngst im "Club der guten Laune" triumphierte und dabei sogar Tratsch-Ikone Julian F. M. Stoeckel hinter sich ließ, gemeinsam mit Lebensabschnittsgefährte Diogo Sangre, eine Art Philipp-Plein-Klon mit Gesichtstattoos. Zum Einstieg erlebt Diogo seinen eigenen Stephen-Dürr-Moment. Er kann sich zwar an die Augenfarbe seiner Vanessa erinnern, nicht aber an ihr Alter. Er hält sie für 28, während sie in drei Monaten bereits 30 wird. Nach weitestgehend wasserdichten Infos der im Mariposa-Kosmos stets sehr gut unterrichteten Boulevardmagazine haben sich beide im Anschluss an das "Sommerhaus" sicherheitshalber direkt getrennt. Vermutlich leidet Diogo unter dem Fremd-Gen, bei dem Männer Frauen über 28 nicht mehr attraktiv finden. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet "Leonardo DiCapritis".

Kopulations-Koryphäen im Duscheinsatz

Beruflich ist er passenderweise Stecher. Also, Tattoo-Stecher. Aber auch unter der Dusche lässt er nichts anbrennen. Kaum acht Minuten im Haus animiert der offensichtlich rund um die Uhr sexhungrige Nadelkünstler mit der Statur eines Rummelboxers die bislang stets jugendfrei im TV agierende Vanessa zu einem rückstoßintensiven Schäferstündchen unter dem heißen Wasserstrahl der Bocholter D-Promi-Duschwanne. Minutenlang vibriert Diogos Hintern einklänglich mit dem Duschvorhang des Gemeinschaftsklos im Stakkato-Rhythmus eines handelsüblichen Presslufthammers. Berufsstecher Diogo verrät anschließend verschmitzt: "In der Dusche war es ja auch dunkel, da musste ich Vanessa helfen". Dass der Primetime-Koitus und der damit verbundene Seriositäts- und Niveauverlust gleichzeitig auch Trennungsgrund waren, ist bislang jedoch noch nicht offiziell bestätigt.

Beide kommen bei der Stammbesetzung eher so mittel an. Mario erinnert sich, Diogo aus "Temptation Island" zu kennen. Katharina outet sich ebenfalls als Trash-TV-Junkie und Diogo-Fan: "Da hat er die eine gleich am ersten Tag gebumst. Vom Niveau her wird es nicht besser". Wenn man so will, eigentlich ein Kompliment an Christina Graß. Die Vorstellung, nach wochenlanger Selbsterniedrigung am Ende auf den letzten Metern von einem Fitness-Influencer-Pärchen überholt zu werden, das die zermürbenden Spiele und Nervenkriege der vergangenen sechs Folgen einfach übersprungen hat, führt zu einem Tränenmeer der Enttäuschung bei Katharina. Oder wie Stephen es ausdrückt: "Das passt einfach nicht in unseren Way of Life Thinking". Wer kennt ihn nicht, den Way of Life Thinking? Bitte nicht verwechseln mit dem Way of Life Not Thinking, aber Eric Sindermann hat das Haus ja auch schon verlassen.

Zur Feier des Schnacksel-Debuts im Begattungsinstitut Mariposa gewinnen Diogo und Vanessa direkt ihr erstes Spiel souverän. Unter eher zurückhaltend euphorischem Applaus der Urbesetzung erhalten sie den damit verbundenen Freifahrtschein in die nächste Runde. Stichwort nächste Runde: Ob Rammelkönig Diogo und Pimper-Prinzessin Vanessa bis dahin einen weiteren Boxenstopp in der Duschgrotte der Lüste einlegen, das verrate ich an genau dieser Stelle bereits am Montag! Bis dann!

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